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temeswarer beiträge zur germanistik - Facultatea de Litere, Istorie şi ...

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BEATE PETRA KORY<br />

TEMESWAR<br />

Paradigmenwechsel unter <strong>de</strong>m Einfluß <strong>de</strong>r Tiefenpsychologie.<br />

Mo<strong>de</strong>rne Strukturen in Hermann Hesses Roman Der<br />

Steppenwolf<br />

In <strong>de</strong>r Sekundärliteratur zu Hermann Hesse ist <strong>de</strong>s öfteren unterstrichen wor<strong>de</strong>n,<br />

daß sich mit <strong>de</strong>m Jahre 1916, das <strong>de</strong>n Beginn <strong>de</strong>r analytischen Sitzungen bei<br />

Joseph Bernhard Lang markiert, die Schreibweise <strong>de</strong>s Schriftstellers grundlegend<br />

än<strong>de</strong>rt. Selbst Hesse weist in seinen Briefen mehrfach auf eine wesentliche<br />

Neuorientierung seines Weltbil<strong>de</strong>s durch die analytische Psychologie C.G. Jungs<br />

hin, die zu einem Wen<strong>de</strong>punkt in seinem künstlerischen Schaffen geführt hat. In<br />

einem Brief an Ludwig Finkh vom 5.1.1920 bekennt Hesse:<br />

Ich konnte nach <strong>de</strong>m Krieg [...] nicht wie<strong>de</strong>r da anfangen, wo ich aufgehört hatte.<br />

Inzwischen war Krieg gewesen, war mein Frie<strong>de</strong>n, meine Gesundheit, meine<br />

Familie zum Teufel gegangen, ich hatte die ganze Welt aus neuen<br />

Gesichtspunkten sehen lernen und namentlich meine Psychologie durch das<br />

Miterleben <strong>de</strong>r Zeit und durch die Psychoanalyse völlig neu orientiert. Es blieb mir<br />

nichts übrig, wenn ich überhaupt weitermachen wollte, als unter meine früheren<br />

Sachen einen Strich zu machen und neu zu beginnen. Was ich jetzt auszudrücken<br />

suche, sind zum Teil Dinge, die überhaupt noch nicht dargestellt wor<strong>de</strong>n sind, ich<br />

mußte mit Sprache und allem Neues suchen und probieren [...] Einiges von <strong>de</strong>m,<br />

was ich probierte, war in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Literatur noch gar nicht da, noch gar nicht<br />

versucht wor<strong>de</strong>n [...] (HGB 1, 1973, S. 436-437).<br />

Auffallen<strong>de</strong>rweise wird aber diese Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Schreibweise nicht im Sinne einer<br />

Hinwendung zu mo<strong>de</strong>rnen Themen und Strukturen gewertet, was auch die<br />

Tatsache erklärt, daß Hermann Hesse in <strong>de</strong>n be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Werken, die sich mit<br />

<strong>de</strong>r Struktur <strong>de</strong>s mo<strong>de</strong>rnen Romans beschäftigen, nur am Ran<strong>de</strong> (bei Jürgen<br />

Petersen Der <strong>de</strong>utsche Roman <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rne) o<strong>de</strong>r gar nicht erwähnt wird (Jürgen<br />

Schramke: Zur Theorie <strong>de</strong>s mo<strong>de</strong>rnen Romans). Man stuft Hesse allzuoft als<br />

Nachfolger <strong>de</strong>r Romantiker ein und dies natürlich nicht ganz unbegrün<strong>de</strong>t, hat ja<br />

Hesses erster Biograph, Hugo Ball, <strong>de</strong>n Schriftsteller als „<strong>de</strong>n letzten Ritter aus<br />

<strong>de</strong>m glanzvollen Zuge <strong>de</strong>r Romantik“ gefeiert und hat auch Hesse selbst seine<br />

Vorliebe für Novalis o<strong>de</strong>r Jean Paul nie verleugnet.<br />

Obwohl einige Kritiker <strong>de</strong>n entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Einfluß <strong>de</strong>r Tiefenpsychologie auf<br />

Hesses Werk herausgearbeitet haben, darunter Reso Karalaschwili in seiner Arbeit<br />

Hermann Hesses Romanwelt (1986) und vor allem Günter Baumann in seiner<br />

Dissertation Hermann Hesses Erzählungen im Lichte <strong>de</strong>r Psychologie C.G. Jungs<br />

(1989), ist noch nicht ausreichend betont wor<strong>de</strong>n, daß Hesses Mo<strong>de</strong>rnität sowohl<br />

strukturell als auch inhaltlich auf die Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong>de</strong>r<br />

Tiefenpsychologie <strong>zur</strong>ückzuführen ist. Ansätze dazu sind bei Karalaschwili zu<br />

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