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temeswarer beiträge zur germanistik - Facultatea de Litere, Istorie şi ...

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Gegenstand <strong>de</strong>r Grammatik sind sprachliche Regularitäten, beschrieben wird aber<br />

in Grammatiken [...] nur eine Teilmenge <strong>de</strong>r sprachlich-kommunikativen<br />

Regularitäten. Das Faktum, daß es nur eine Teilmenge ist, wird dabei nicht<br />

systematisch reflektiert und begrün<strong>de</strong>t.<br />

Die Konsequenz ist, dass es kaum Grammatiken gibt, die <strong>de</strong>r gesprochenen<br />

Sprache ein Teilkapitel widmen. Wenn sie dies tun, so beschäftigt sich dieses<br />

entwe<strong>de</strong>r hauptsächlich mit phonetischen Belangen bzw. <strong>de</strong>r Gesprächsanalyse<br />

(so die IDS-Grammatik 1997 und Weinrichs Textgrammatik 1993) o<strong>de</strong>r es ist sehr<br />

stichpunktartig (Häussermann/Kars 1988 bzw. Rug/Tomaszewski 1993), wobei bei<br />

letzteren bei<strong>de</strong>n auffällig ist, dass es gera<strong>de</strong> die Lernergrammatiken sind, die sich<br />

diesem Problem stellen. Weinrich (1997: 17) erhebt zwar in seiner Einleitung <strong>de</strong>n<br />

Anspruch, gesprochene und geschriebene Sprache gleichermaßen zu<br />

berücksichtigen, erreicht aber nur eine vermeintliche Gleichrangigkeit, da sich die<br />

Ausgewogenheit nur dadurch ergibt, dass sich ein ausführliches Kapitel <strong>de</strong>m<br />

Dialog widmet – in <strong>de</strong>n Kapiteln zu <strong>de</strong>n morphosyntaktischen Kategorien<br />

überwiegen die Beispieltexte aus <strong>de</strong>r geschriebenen Sprache. In linguistischen<br />

Grammatiken fin<strong>de</strong>n sich in <strong>de</strong>n Einzelkapiteln <strong>zur</strong> Morphosyntax nur selten<br />

Verweise auf Beson<strong>de</strong>rheiten in <strong>de</strong>r gesprochenen Sprache (so z.B. im Bereich<br />

<strong>de</strong>s Konjunktivs bei Helbig/Buscha 16 1994). Sprachliche Erscheinungen, die<br />

offenbar häufiger im Gesprochenen als im Geschriebenen vorkommen, wer<strong>de</strong>n in<br />

<strong>de</strong>r Regel nur in kurzen Anmerkungen o<strong>de</strong>r gar nicht erwähnt (z.B. das<br />

sogenannte Perfekt II – Die haben Autos aus <strong>de</strong>m Verkehr gezogen gehabt). 9 Die<br />

Ellipse, die für die gesprochene Sprache ein so wichtiges, sogar<br />

kohärenzstiften<strong>de</strong>s Mittel ist, fin<strong>de</strong>t erst in <strong>de</strong>r IDS-Grammatik (Zifonun et al. 1997)<br />

eine adäquate Beschreibung. In <strong>de</strong>r Du<strong>de</strong>n-Grammatik ( 4 1984) wer<strong>de</strong>n aus<br />

Korpora <strong>de</strong>r geschriebenen Sprache Schlussfolgerungen bezüglich <strong>de</strong>s<br />

Sprachsystems gezogen. 10<br />

Um dies zusammenzufassen: Die gesprochene Sprache spielt in heutigen<br />

Grammatiken nach wie vor kaum eine Rolle. Hier besteht, nicht zuletzt aus <strong>de</strong>r<br />

Perspektive <strong>de</strong>s Deutschen als Fremdsprache, Handlungsbedarf.<br />

Die Situation im Bereich Deutsch als Fremdsprache<br />

Betrachtet man diese Defizite im linguistischen Bereich, so verwun<strong>de</strong>rt es nicht,<br />

dass die linguistischen Forschungsergebnisse bisher kaum eine didaktische<br />

Aufarbeitung erfahren haben. Die Anzahl <strong>de</strong>r Beiträge zu Umsetzungsfragen ist<br />

äußerst gering. Die wenigen Autoren, die sich dazu geäußert haben, sind sich in<br />

ihrer Kritik an <strong>de</strong>r Situation einig: Lehrwerkanalysen haben ergeben, dass diese<br />

gesprochene und geschriebene Sprache nicht in gleichem Maße berücksichtigen.<br />

Obwohl als Folge <strong>de</strong>r „pragmatischen Wen<strong>de</strong>“ seit <strong>de</strong>n 70er Jahren in <strong>de</strong>n meisten<br />

Lehrbüchern eines <strong>de</strong>r Hauptziele ist, die Lernen<strong>de</strong>n mit kommunikativer<br />

Kompetenz auszustatten, wobei die mündliche Kommunikation eine große Rolle<br />

9 Zur Beschreibung dieser Formen vgl. Litvinov/Radčenko (1997); <strong>zur</strong> Analyse ihrer<br />

Leistungen in <strong>de</strong>r gesprochenen Sprache siehe Hennig (2000b).<br />

10 Dies zeigt sich am Beispiel <strong>de</strong>r Tempora: Präsens und Präteritum wer<strong>de</strong>n „auf Grund <strong>de</strong>r<br />

Häufigkeit ihres Vorkommens“ als „Haupttempora“ klassifiziert (1984: 143).<br />

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