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temeswarer beiträge zur germanistik - Facultatea de Litere, Istorie şi ...

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Die Vorahnung, daß Martin sich einer gefährlichen Welt nähert, ist <strong>de</strong>m Leser<br />

durch das erschüttern<strong>de</strong> Bild <strong>de</strong>s Wolfru<strong>de</strong>ls, das die Familie im verschneiten<br />

Wald angreift, übermittelt:<br />

Das Ru<strong>de</strong>l war schon auf <strong>de</strong>r Hügelspitze. Die bei<strong>de</strong>n Wölfe, die es durch <strong>de</strong>n<br />

Schnee führten, waren so nah, daß wir die Augen glänzen und <strong>de</strong>n weißen Dampf<br />

aus ihren Zähnen steigen sahen. Martin spannte <strong>de</strong>n schwarzen Schirm auf und lief<br />

zum Feuer. Die bei<strong>de</strong>n Wölfe sahen <strong>de</strong>n aufgespannten schwarzen Regenschirm<br />

und blieben stehen. Jakob riß <strong>de</strong>n Schirm aus Martins Hand und ging mit kleinen<br />

unsicheren Schritten auf die Wölfe zu. Ich lief zum Wagen un nahm Jakobs<br />

Regenschirm. Ich ging mit <strong>de</strong>m aufgespannten Schirm mit noch kleineren Schritten<br />

neben Jakob her. Die Wölfe kehrten uns <strong>de</strong>n Rücken. Sie liefen heulend durch <strong>de</strong>n<br />

Schnee, <strong>de</strong>n sie zertreten hatten, über <strong>de</strong>n Fluß ins Tal. Wir steigen mit <strong>de</strong>n<br />

aufgespannten Regenschirmen auf <strong>de</strong>n Wagen. Wir fuhren <strong>zur</strong>ück ins Dorf.<br />

(Drosselnacht, DT: 80-81)<br />

Es ist ersichtlich, daß ein je<strong>de</strong>s Verlassen <strong>de</strong>s Dorfes eine Bedrohung darstellt. Die<br />

Lösung ist die Rückkehr in die beschützen<strong>de</strong> Welt <strong>de</strong>s Dorfes. Wenn es <strong>de</strong>m<br />

kleinen Martin gelungen ist, sich selbst und die ganze Familie vor <strong>de</strong>n hungrigen<br />

Wölfen in Sicherheit zu bringen, so kann <strong>de</strong>r junge Martin im Krieg, wo er als<br />

Freiwilliger gekämpft hat, sein Leben nicht mehr retten.<br />

Man kann das Dorf nicht nur räumlich verlassen, son<strong>de</strong>rn auch durch das<br />

Eindringen in die fiktionale Welt <strong>de</strong>r Kunst. Die kleine Erzählerin aus Die große<br />

schwarze Achse gibt die Begebenheiten wie<strong>de</strong>r, welche sich im väterlichen Hof<br />

abspielen. Sie erwähnt gleichzeitig Bruchstücke aus <strong>de</strong>m Märchenbuch, das sie<br />

gera<strong>de</strong> liest:<br />

Ich las in meinem Buch: Da drehte sich <strong>de</strong>r Königin das Herz im Leibe um vor Haß.<br />

…………………………………………………………………………………………………<br />

Die Königin ließ das Herz im Salz kochen und aß es. (Die große schwarze Achse,<br />

DT: 55-56)<br />

Das Verlassen <strong>de</strong>s Dorfes führt zu einem wi<strong>de</strong>rsinnigen Effekt, <strong>de</strong>nn je kleiner das<br />

Dorf wird, <strong>de</strong>sto stärker wirken die Traditionen und die Festlichkeiten:<br />

Seit<strong>de</strong>m das Dorf immer kleiner wird, weil die Leute, wenn nicht woan<strong>de</strong>rshin, dann<br />

wenigstens in die Stadt abwan<strong>de</strong>rn, wer<strong>de</strong>n die Kerweihfeste immer größer und die<br />

Trachten immer festlicher […]. (Dorfchronik, DT: 35)<br />

Im allgemeinen sind die Festlichkeiten eine Gelegenheit <strong>de</strong>r Abschaffung <strong>de</strong>r<br />

Alterität durch die Beteiligung <strong>de</strong>rselben Menschen am selben Fest, nur in<br />

verschie<strong>de</strong>nen Ortschaften. Man gelangt somit <strong>zur</strong> I<strong>de</strong>ntifizierung <strong>de</strong>r dörflichen<br />

Alteritäten mit einer <strong>de</strong>utschen I<strong>de</strong>ntität:<br />

Da je<strong>de</strong> Kerweih in je<strong>de</strong>m Dorf an einem an<strong>de</strong>ren Sonntag stattfin<strong>de</strong>t, gehen die<br />

Kerweihpaare aus einem Dorf vor o<strong>de</strong>r nach ihrer eigener Kerweih, die in Dorf<br />

Kerweihfest genannt wird, auch <strong>zur</strong> Kerweih ins Nachbardorf, was im Dorf mithalten<br />

genannt wird. Da aber im Banat alle Dörfer Nachbardörfer sind, beteiligen sich an<br />

allen Kerweihfesten dieselben Paare, dieselben Zuschauer und dieselbe<br />

Musikkapelle. Dank <strong>de</strong>r Kerweihfeste kennnt sich die Jugend aus <strong>de</strong>m ganzen<br />

Banat, und so kommt es öfter zu zwischendörflichen Ehen, falls sich die Eltern<br />

davon überzeugen lassen, daß die Bei<strong>de</strong>n zwar nicht aus <strong>de</strong>mselben Dorf, aber<br />

immerhin Deutsche sind. (Dorfchronik, DT: 35-36)<br />

Wenn das frem<strong>de</strong> Element unbekannt ist, so kann es eine gewisse Faszination<br />

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