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temeswarer beiträge zur germanistik - Facultatea de Litere, Istorie şi ...

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hohe Modulationsfähigkeit dieses metrischen Gerüstes auszunützen, so die<br />

beliebige Zäsurlage, die Freiheit <strong>de</strong>s männlichen o<strong>de</strong>r weiblichen Versen<strong>de</strong>s, auch<br />

die Versetzung <strong>de</strong>r Betonung. Er beherrschte die Mittel <strong>de</strong>r literarischen Rhetorik<br />

ebenso wie die <strong>de</strong>r klanglichen Expressivität.<br />

Der „Lateiner“ in ihm, sein frühes alter ego, und die nie abgelegte Geisteshaltung<br />

<strong>de</strong>s Neuhumanismus dürften wie das Zünglein an <strong>de</strong>r Waage <strong>de</strong>n Ausschlag dafür<br />

gegeben haben, daß er sich für rhetorisch geprägte Gestaltung und klassische<br />

Diktion entschied und darauf beharrte. Seine Nähe zum Zeitgenossen Grillparzer<br />

ergab sich daraus fast von selbst.<br />

Aufnahme <strong>de</strong>s Dramas durch Theaterkritiker. Einige Bemerkungen<br />

über sein dramatisches Schaffen im Spiegel <strong>de</strong>r Literaturkritik<br />

Die Tragödie Hannibal wur<strong>de</strong> nicht nur von <strong>de</strong>n Literaturforschern späterer<br />

Jahrzehnte als Preyers bestes Stück bewertet 96 , son<strong>de</strong>rn auch von Preyer selbst<br />

als solches erkannt. Einige im Familienarchiv aufbewahrte Schriftstücke lassen<br />

vermuten, daß er sich nur um die Aufführung dieses einen Stückes bemühte.<br />

Gleichzeitig lassen die langen Pausen von einem Versuch zum an<strong>de</strong>ren auf eine<br />

eigenartig skeptische Befangenheit Preyers <strong>de</strong>m eigenen Werk (o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m<br />

Publikum?) gegenüber schließen, die ihn gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Zeit seiner dichterischen<br />

Reife auch davon abgehalten haben mochte, die einzelnen Werke bald nach ihrem<br />

Abschluß zu veröffentlichen. Allerdings waren auch die Erfahrungen, die ihm seine<br />

Versuche mit <strong>de</strong>m Hannibal einbrachten, wenig ermutigend. In großen<br />

Zeitabstän<strong>de</strong>n hatte er sich nämlich mit <strong>de</strong>m Hannibal-Manuskript an drei <strong>de</strong>r<br />

be<strong>de</strong>utendsten <strong>de</strong>utschen und österreichischen Bühnen gewandt: an das<br />

Königlich-Bayrische Hoftheater, an das Wiener Stadt-Theater, an das Wiener<br />

Hofburg-Theater. Je<strong>de</strong>smal wird es ihm zu „an<strong>de</strong>rweitiger Verfügung“<br />

<strong>zur</strong>ückgegeben (1861, 1873, 1878).<br />

Während die Antwort Heinrich Laubes vom Wiener Stadt-Theater (04. Mai 1873)<br />

eine lakonische Ablehnung ist 97 , weisen die bei<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren auf die literarischen<br />

Qualitäten <strong>de</strong>s Stückes hin: Das mit <strong>de</strong>r Prüfung <strong>de</strong>r „einlaufen<strong>de</strong>n Novitäten“<br />

betraute Komitee vom Königlich-Bayrischen Hoftheater anerkennt die „dichterische<br />

Begabung“ und „gelungene Charakterzeichnung“, erachtet jedoch eine Aufführung<br />

<strong>de</strong>s Stückes „wegen unzusammenhängen<strong>de</strong>n Ganzes <strong>de</strong>r Handlung“ als<br />

ungeeignet (6.12.1861). Im Urteil Franz von Dingelstedts, Leiter <strong>de</strong>s Wiener Burg-<br />

Theaters, scheint überdies ein Hinweis auf das politisch Verfängliche<br />

mitzuschwingen, das die Annahme <strong>de</strong>s Stückes erschwerte: Er habe <strong>de</strong>n Hannibal<br />

96 Vergleiche Franz Anton Basch, J.[C. Jakob] Stein u. a. Als einziges seiner Werke erfuhr<br />

es eine Neuauflage in <strong>de</strong>r von Franz Wettel betreuten Reihe Deutschbanater Volksbücherei<br />

Nr. 10, Temeswar 1913.<br />

97 Manfred Häckel (Lv.62) weist nach, daß zu <strong>de</strong>n namhaften <strong>de</strong>utschen Literaten <strong>de</strong>s 19.<br />

Jh., die die lebhaften Sympathiebekundungen vieler an<strong>de</strong>rer für <strong>de</strong>n hel<strong>de</strong>nmütigen Kampf<br />

<strong>de</strong>r Ungarn von 1848/49 nicht teilten, die sich auch gegen die Ansprüche <strong>de</strong>r Madjaren<br />

stellten, Friedrich Hebbel, Heinrich Laube und Gustav Freytag gehörten. Im Fall Laubes<br />

beruft er sich auf <strong>de</strong>ssen Erinnerungen 1841-1881. Den Ungarn hat er „nur im Verein mit<br />

Österreich eine Entwicklung zu[ge]stand[en]“. (S. 303) Es ist durchaus möglich, daß seine<br />

Ablehnung <strong>de</strong>s Stückes mit <strong>de</strong>n grundlegend verschie<strong>de</strong>nen polit. Standpunkten zu tun hat.<br />

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