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temeswarer beiträge zur germanistik - Facultatea de Litere, Istorie şi ...

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Bobe, Stinkbobe o<strong>de</strong>r Mischtworm, Mischtkäfer genannt. In Ferdinandsberg ist die<br />

Form Leichtkäfer für <strong>de</strong>n Mistkäfer gebräuchlich. In 29 Ortschaften wird jedoch <strong>de</strong>r<br />

Leuchtkäfer Glühwürmchen genannt. Die Einwohner <strong>de</strong>s Banats verwen<strong>de</strong>n also<br />

dasselbe Wort um zwei verschie<strong>de</strong>ne Insekten zu bezeichnen. Der Mistkäfer ist ein<br />

Blatthornkäfer, das Glühwürmchen ist ein Leuchtkäfer. Es wird nicht nur<br />

Leichtkäfer son<strong>de</strong>rn auch Leuchtwurm, Blitzkäfer, Gansvogel genannt. Für<br />

Mistkäfer kommen im <strong>de</strong>utschen Sprachraum folgen<strong>de</strong> Formen vor (DWA ,Bd. V,<br />

K. 9):<br />

Bobe, Mischtbobe im Rheinfränkischen<br />

Kuhkäfer im Ostnie<strong>de</strong>r<strong>de</strong>utschen<br />

Mist- bzw. Mischtkäfer im Bairisch-Österreichischen, Nie<strong>de</strong>r<strong>de</strong>utschen,<br />

Rheinfränkischen<br />

Nestwurm im Moselfränkischen und Nie<strong>de</strong>r<strong>de</strong>utschen.<br />

Wenn die <strong>de</strong>utschsprachigen Bauern <strong>de</strong>s Banats von <strong>de</strong>r Bearbeitung <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns<br />

– vom Pflügen – sprechen, dann machen sie von folgen<strong>de</strong>n Bezeichnungen<br />

Gebrauch: ackre (in 77 Ortschaften, darunter Lowrin, Lenauheim,<br />

Großsanktnikolaus) pluche (in 11 Ortschaften wie z.B. Billed, Sackelhausen) und<br />

umgraben (Anina). In Bogarosch spricht man von pluche nur wenn man sich auf<br />

das Pflügen zwischen <strong>de</strong>n Maisreihen bezieht.<br />

Die meist verbreitete Form für schelten ist schenne, sie wird in 73 Ortschaften<br />

gebraucht. Auch schimpfen wird oft verwen<strong>de</strong>t, meist in <strong>de</strong>n Ortschaften mit<br />

bairischer Mundart, aber auch in Ortschaften mit westmittel<strong>de</strong>utsch-ober<strong>de</strong>utscher<br />

Mischmundart. In Grăniceri (Kreis Arad) trifft man eine an<strong>de</strong>re Variante an : strei<strong>de</strong>.<br />

Strei<strong>de</strong> be<strong>de</strong>utet in <strong>de</strong>r Mundart von Bogarosch nicht „schelten“, son<strong>de</strong>rn „streiten“,<br />

„zanken“. Die Variante fluchn ist für Neukaransebesch kennzeichnend. Im<br />

<strong>de</strong>utschen Sprachraum kommen folgen<strong>de</strong> dieser Formen vor (DWA, Bd. II):<br />

schel<strong>de</strong> (im Rheinfränkischen)<br />

schennen (im Rheinfränkischen, Moselfränkischen und Westfälischen)<br />

schimpfen (im Bairischen, Schwäbischen, Ostmittel<strong>de</strong>utschen,<br />

Ostnie<strong>de</strong>r<strong>de</strong>utschen)<br />

fluche(n) (im Südbairischen).<br />

Die besprochenen Beispiele zeigen wie in <strong>de</strong>n Banater Mundarten die Synonyme<br />

geographisch verbreitet sind. Daß dieselbe Sache mit zwei o<strong>de</strong>r mehreren<br />

verschie<strong>de</strong>nen Wörtern bezeichnet wird, ergibt sich aus <strong>de</strong>m Umstand, daß wir es<br />

mit Mischmundarten zu tun haben.<br />

Schlußfolgernd kann gesagt wer<strong>de</strong>n, daß <strong>de</strong>r Wortbestand <strong>de</strong>r Mundarten genau<br />

so viel Aufschluß über die Eigentümlichkeiten <strong>de</strong>r Dialekte gibt wie <strong>de</strong>r<br />

Lautbestand. Die Mundart unterschei<strong>de</strong>t sich nicht nur durch lautliche<br />

Beson<strong>de</strong>rheiten von <strong>de</strong>r Gemeinsprache, son<strong>de</strong>rn auch durch lexikalische Gebil<strong>de</strong>.<br />

Die Untersuchung <strong>de</strong>r einzelnen Wörter ist von Be<strong>de</strong>utung, <strong>de</strong>nn diese enthalten<br />

Informationen über das Denken und Fühlen <strong>de</strong>r Menschen, die eine Mundart<br />

sprechen.<br />

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