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temeswarer beiträge zur germanistik - Facultatea de Litere, Istorie şi ...

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Frauensprache heißt, Frauen re<strong>de</strong>n mit Autorität, Energie und Stärke, Frauen<br />

re<strong>de</strong>n miteinan<strong>de</strong>r in Zuwendung, Zuneigung und Offenheit, Frauen erheben die<br />

Stimme, Frauen unterstützen Frauenstimmen, Frauen hören Frauen, Frauen<br />

wer<strong>de</strong>n gehört, Frauensprache heißt Verän<strong>de</strong>rung. (1996,34)<br />

Die im Jahre 1970 entstan<strong>de</strong>ne „Neue Frauenbewegung“ in Deutschland wehrte<br />

sich gegen die Unterdrückung und Bevormundung vonseiten <strong>de</strong>s männlichen<br />

Geschlechts, in <strong>de</strong>ren Verlauf unzählige Arten von Literatur entstan<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>nen<br />

es zentral um die Auf<strong>de</strong>ckung patriarchaler Strukturen ging, die Frauen ihren<br />

Bewegungsraum nehmen, sie vereinnahmen und zum Schweigen bringen. Die<br />

Frau sollte als Individuum gelten, was <strong>de</strong>r zentrale Aufbruchsgedanke, sich nicht<br />

mehr über Mann und Kin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>finieren zu wollen, aussagte. Das weibliche<br />

Geschlecht in seiner Geschlechtsautonomie wollte endlich einmal selbst als<br />

Person auftreten können, sich durch eigene objektiv sichtbare Leistungen<br />

<strong>de</strong>finieren, und sich als ganzer Mensch beweisen. Frauen drangen im Verlauf <strong>de</strong>r<br />

Bewegung in männlich dominierte Lebensbereiche ein, wie in diesem Fall <strong>de</strong>r<br />

Wissenschaft o<strong>de</strong>r grün<strong>de</strong>ten eine Subkultur. In diesem Sinne <strong>de</strong>r<br />

Bewußtwerdung, daß die Frauen genauso ein Recht haben, Wirklichkeit zu<br />

<strong>de</strong>finieren und <strong>de</strong>r Welt eine Ordnung zu geben, wie es die Männer seit jeher<br />

taten, spricht sich Senta Trömel-Plötz für eine „Frauensprache“ aus.<br />

Geschlechtsspezifische linguistische Fragen entstan<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>r Erfahrung <strong>de</strong>r<br />

Ungleichheit. Die Frau wird schlechter behan<strong>de</strong>lt als <strong>de</strong>r Mann, sie hat weniger<br />

Recht, sie ist von geringerem menschlichen Wert:<br />

Linguistische Fragen, die heute gestellt wer<strong>de</strong>n, lauten daher: Wie wer<strong>de</strong>n Frauen<br />

von <strong>de</strong>r Sprache behan<strong>de</strong>lt, z.B. welche Möglichkeiten, zu sprechen und dabei<br />

Frauen ein- o<strong>de</strong>r auszuschließen, sind im sprachlichen System vorgegeben, wie<br />

wer<strong>de</strong>n Frauen von <strong>de</strong>n Sprechern behan<strong>de</strong>lt, d.h., wie lassen sie mit sich und über<br />

sich re<strong>de</strong>n; wie dürfen und können sich Frauen artikulieren, d.h., wie folgen sie <strong>de</strong>n<br />

sprachlichen und kommunikativen Erwartungen, die man an sie stellt, und wie<br />

können sie sich dagegen wehren? (1996,37)<br />

Bei vielen sprachlichen Nomina, Personalpronomina o<strong>de</strong>r Possessivpronomina<br />

sagt man, sie seien geschlechtsin<strong>de</strong>finit gebraucht, wie z.B. bei „<strong>de</strong>r Zuhörer, <strong>de</strong>r<br />

Mensch, <strong>de</strong>r Arzt“, o<strong>de</strong>r bei Personalpronomina „je<strong>de</strong>r, jemand, man, wer“. Um die<br />

Behauptung zu wi<strong>de</strong>rlegen, es han<strong>de</strong>le sich bei gewissen sprachlichen<br />

Konstruktionen um einen geschlechtsin<strong>de</strong>finiten Gebrauch, auch wenn eine<br />

Satzkonstruktion in <strong>de</strong>r Form <strong>de</strong>s Maskulinums gehan<strong>de</strong>lt wird, benutzt Trömel-<br />

Plötz zum Beleg <strong>de</strong>r Unrichtigkeit dieser Aussage folgen<strong>de</strong> Beispiele:<br />

1. Je<strong>de</strong>r Passagier möge ihren Platz i<strong>de</strong>ntifizieren.<br />

2. Wir brauchen jeman<strong>de</strong>n,die ihren Mann steht.<br />

3. Man erlebt ihre Schwangerschaft und Geburt je<strong>de</strong>s Mal an<strong>de</strong>rs.<br />

4. Wer hat ihren Lippenstift im Bad gelassen?<br />

5. Je<strong>de</strong>r kann ihren Beitrag für das ganze Seminar vervielfältigen.<br />

Bei diesen Beispielen fällt auf, daß <strong>de</strong>r sogenannte geschlechtsin<strong>de</strong>finite Gebrauch<br />

mit <strong>de</strong>m Maskulinum i<strong>de</strong>ntisch ist. Denn es ist grammatikalisch richtig zu sagen:<br />

1. Je<strong>de</strong>r Passagier möge seinen Platz i<strong>de</strong>ntifizieren.<br />

2. Wir brauchen jeman<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r seinen Mann steht.<br />

3. Sie erlebt ihre Schwangerschaft und Geburt je<strong>de</strong>s Mal an<strong>de</strong>rs.<br />

4. Wer hat seinen Lippenstift im Bad gelassen?<br />

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