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temeswarer beiträge zur germanistik - Facultatea de Litere, Istorie şi ...

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PREDOIU GRAZZIELLA<br />

TEMESWAR<br />

Raumbeschreibungen in Thomas Bernhards Erzählung Der<br />

Keller<br />

Ziel dieser Arbeit ist, die Dimensionen <strong>de</strong>s Raumes in einer autobiographischen<br />

Erzählung Thomas Berhards zu umreißen. Dabei gehen wir in einem ersten Schritt<br />

von Definitionen <strong>de</strong>s Begriffes „Raum“ aus, um dann spezifische Raumarten<br />

ausfindig zu machen. Der Raum wird als <strong>de</strong>r Handlungsschauplatz eines<br />

„erzählten Geschehens“ (Lämmert: 1995, 23), als die Welt „<strong>de</strong>r Begebenheiten“<br />

(Ebd: 20) <strong>de</strong>finiert, die <strong>de</strong>r Autor in einer von ihm aufgebauten Fiktionswelt<br />

projiziert.<br />

In <strong>de</strong>r Erzähltextanalyse wird zwischen erzählten Räumen/Erzählraum und<br />

Raumkonzept unterschie<strong>de</strong>n. Den erzählten Raum <strong>de</strong>finiert Kahrmann/Reiß als<br />

„die Gesamtheit <strong>de</strong>r erzählten Räume, die das erzählte Geschehen als einen Welt-<br />

und Wirklichkeitszusammenhang rezipierbar machen“ (Reiß: 1986, 158), <strong>de</strong>n<br />

Erzählraum als „räumliche Dimension einer fiktiven Re<strong>de</strong>situation“ (Ebd: 159), und<br />

das Raumkonzept als „<strong>de</strong>n Entscheidungszusammenhang, auf <strong>de</strong>n Erzählraum<br />

und erzählte Räume <strong>zur</strong>ückgehen“ (Ebd: 159).<br />

In Thomas Bernhards autobiographischen Erzählungen dominiert jeweils eine<br />

an<strong>de</strong>re Räumlichkeit: in chronologischer Reihenfolge ist es Wien, Seekirchen am<br />

Wallersee und Henndorf, Traunstein und Ettendorf in Österreich. Danach wird die<br />

Familie für längere Zeit in Salzburg verweilen. Wichtige Momente im<br />

Zusammenhang mit dieser Stadt sind <strong>de</strong>r Besuch <strong>de</strong>r Hauptschule und <strong>de</strong>s<br />

Gymnasiums, die Lehre im Lebensmittelgeschäft; die nächsten Aufenthaltsorte im<br />

Leben <strong>de</strong>s Protagonisten sind das Erholungsheim in Großgmain und die<br />

Lungenheilstätte Grafenhof. Es muß bemerkt wer<strong>de</strong>n, daß sich in diesen Räumen<br />

Institutionen befin<strong>de</strong>n, in die das Ich verpflichtet ist, hineinzutreten. Der einzige<br />

bewußt ausgewählte und ausgesuchte Ort, <strong>de</strong>r Nützlichkeit verspricht, ist <strong>de</strong>r<br />

Keller <strong>de</strong>s Herrn Podlaha, Schauplatz <strong>de</strong>r Handlung in <strong>de</strong>r gleichnamigen<br />

Erzählung, <strong>de</strong>m auch unsere Aufmerksamkeit gelten wird.<br />

Spricht man über <strong>de</strong>n topographischen Hintergrund von Bernhards Erzählung, so<br />

muß man in erster Linie <strong>de</strong>n Makrokosmos – Österreich im allgemeinen und<br />

Salzburg insbeson<strong>de</strong>re hervorheben. Aus einer „verboßenen Haß-Liebe“ (Van<br />

Ingen: 1989, 1141) Haltung seiner Heimatstadt gegenüber, bewertet sie Bernhard<br />

negativ wie folgt:<br />

Meine Heimatstadt ist in Wirklichkeit eine To<strong>de</strong>skrankheit, in welche ihre Bewohner<br />

hineingehen und hineingezogen wer<strong>de</strong>n, und gehen sie nicht in <strong>de</strong>m<br />

entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Zeitpunkt weg, machen sie direkt o<strong>de</strong>r indirekt, früher o<strong>de</strong>r später<br />

unter allen diesen entsetzlichen Umstän<strong>de</strong>n entwe<strong>de</strong>r urplötzlich Selbstmord o<strong>de</strong>r<br />

gehen direkt o<strong>de</strong>r indirekt langsam und elendig auf diesem Grun<strong>de</strong> durch und<br />

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