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temeswarer beiträge zur germanistik - Facultatea de Litere, Istorie şi ...

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zwei verschie<strong>de</strong>ne Perspektiven <strong>de</strong>utlich: die eine vertritt „die dualistische<br />

Grundposition <strong>de</strong>s Okzi<strong>de</strong>nts“ und analysiert die Spaltung <strong>de</strong>s Steppenwolfes in<br />

Mensch und Wolf, die an<strong>de</strong>re „diejenige <strong>de</strong>r altindischen und buddhistischen<br />

Seelenlehre“ (Huber, 1994, S. 88) hebt sozusagen die erste auf, in<strong>de</strong>m sie diese<br />

als „eine grundsätzliche Täuschung“ (HGW 7, 1970, S. 239) und als „eine<br />

vereinfachen<strong>de</strong> Mythologie“ (HGW 7, 1970, S. 240) bloßstellt. Der Mensch ist<br />

diesem zweiten Blickpunkt entsprechend keine Einheit, son<strong>de</strong>rn „eine aus hun<strong>de</strong>rt<br />

Schalen bestehen<strong>de</strong> Zwiebel, ein aus vielen Fä<strong>de</strong>n bestehen<strong>de</strong>s Gewebe“ (HGW<br />

7, 1970, S. 244f.). Diese bei<strong>de</strong>n Perspektiven relativieren sich gegenseitig<br />

(Esselborn-Krumbiegel, S. 86f. ), aber sie führen keineswegs zu einer<br />

„Invalidierung <strong>de</strong>s abendländischen Dualismus durch die östliche<br />

Religionsphilosophie“ (Huber, 1994, S. 89), wie das Huber behauptet. Bei<strong>de</strong><br />

Perspektiven haben ihre eigene Berechtigung und bieten unterschiedliche<br />

Weltbil<strong>de</strong>r, die je<strong>de</strong> für sich ihre eigene Logik haben.<br />

Die Tatsache, daß <strong>de</strong>r Traktat nur eine vorläufige Wahrheit bietet, wird auch<br />

dadurch unterstrichen, daß <strong>de</strong>r Humor in <strong>de</strong>r Abhandlung eine völlig an<strong>de</strong>re<br />

Bewertung fin<strong>de</strong>t als später im Goethe – Traum und im Magischen Theater. Der<br />

Traktat interpretiert <strong>de</strong>n Humor als bürgerlich (HGW 7, 1970, S. 237), während er<br />

im Goethe – Traum und im Magischen Theater mit <strong>de</strong>n Unsterblichen in<br />

Verbindung gebracht wird und dadurch seine anfängliche pejorative Besetzung<br />

verliert.<br />

Es wird somit ersichtlich, daß <strong>de</strong>r Traktat vom Steppenwolf, <strong>de</strong>ssen Funktion<br />

zuerst „die Objektivierung von Hallers Existenzproblem“ (Huber, 1994, S. 89) zu<br />

sein scheint, die Zahl <strong>de</strong>r möglichen Perspektiven nur noch erweitert. Durch die<br />

mehrmalige Brechung <strong>de</strong>r Perspektive trifft Hesse in das Herz <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rne, in <strong>de</strong>r<br />

die verschie<strong>de</strong>nen Blickpunkte sich nicht aus- son<strong>de</strong>rn einschließen. Wenn wir die<br />

Wirklichkeit nicht verän<strong>de</strong>rn können, so än<strong>de</strong>rn wir doch wenigstens die Art sie zu<br />

sehen und stellen damit fest, daß kein noch so schwieriges Problem ausweglos ist<br />

– scheint eine <strong>de</strong>r Lösungen zu sein, die Hesse <strong>de</strong>m Steppenwolf vorschlägt.<br />

Die Ebene <strong>de</strong>r Figuren<br />

Die Persönlichkeitsspaltung<br />

Die Darstellung <strong>de</strong>r Hauptproblematik <strong>de</strong>s Steppenwolfes, seine neurotische<br />

Dissoziation in eine wölfische und eine menschliche Hälfte, mutet wie eine<br />

psychoanalytische Fallgeschichte an. Auch die Perspektive, aus welcher diese im<br />

Traktat vom Steppenwolf dargeboten wird, stimmt mit <strong>de</strong>r psychoanalytischen<br />

überein. Haller stellt selbst fest, daß das Bildnis<br />

mit <strong>de</strong>m Anschein hoher Objektivität gezeichnet [ist], von einem Außenstehen<strong>de</strong>n,<br />

von außen und von oben gesehen, geschrieben von einem, <strong>de</strong>r mehr und doch<br />

auch weniger wußte als ich selbst (HGW 7, 1970, S. 251).<br />

Einerseits hebt <strong>de</strong>r Traktat die Spaltung zwischen Wolf und Mensch hervor,<br />

an<strong>de</strong>rerseits aber die kritische Position zwischen Bürger und Außenseiter.<br />

Für die Zweiteilung Wolf-Mensch bietet <strong>de</strong>r Traktat zwei<br />

Verständnismöglichkeiten: Die eine scheint <strong>de</strong>r Freudschen Psychoanalyse<br />

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