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temeswarer beiträge zur germanistik - Facultatea de Litere, Istorie şi ...

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wie dort ist er (wie im übrigen auf <strong>de</strong>r breiten Front <strong>de</strong>r Wirtschaft und <strong>de</strong>r<br />

politischen Ver-hältnisse und Bewegungen) immer bestens über die neuesten<br />

Ten<strong>de</strong>nzen und Sachverhalte informiert. In Temeswar begegnete man ihm gewiß<br />

nicht zufällig mit großem Respekt, ja mit Ehrfurcht. Von ihm hieß es, er sei <strong>de</strong>r<br />

gebil<strong>de</strong>tste Mann <strong>de</strong>r Stadt gewesen. 28 Daß es sich beim Schreiben von Dramen<br />

um die schwierigste <strong>de</strong>r literarischen Gattungen han<strong>de</strong>lt, <strong>de</strong>ssen war er sich<br />

bewußt, um so mehr dürfte er sich mit <strong>de</strong>n älteren wie neuesten Dramentheorien<br />

auseinan<strong>de</strong>rgesetzt haben.<br />

In <strong>de</strong>n nächsten zwei Unterkapiteln sei das Augenmerk auf einige wenige Fragen<br />

<strong>de</strong>r Dramentheorie und Dramenpraxis gerichtet, die zu einem guten Teil auch für<br />

Preyers Dichten Gültigkeit hatten, auch helfen sollen, das Eigenständige, für ihn<br />

Bezeichnen<strong>de</strong> herauszufin<strong>de</strong>n. Das erste dieser bei<strong>de</strong>n Kapitel entwirft<br />

an<strong>de</strong>utungsweise ein Bild von <strong>de</strong>m Ernst, mit <strong>de</strong>m in Dichterwerkstätten erörtert<br />

wur<strong>de</strong>, das darauffolgen<strong>de</strong> rückt zwei Bearbeitungen <strong>de</strong>s Hannibal-Stoffes ins<br />

Blickfeld und ist wesentlich breiter angelegt. Mit bei<strong>de</strong>n soll die Ausgangssituation<br />

umrissen wer<strong>de</strong>n, damit auf dieser Grundlage Preyers Standort inmitten <strong>de</strong>r<br />

zeitgenössischen Dramenproduktion objektiver ermittelt wer<strong>de</strong>n kann, ebenso<br />

Fragen nach Schwächen und Qualitäten seiner Tragödie.<br />

Im Sog dramaturgischer Theorien<br />

Gültig vor allem für die Zeit <strong>de</strong>s Vormärz stellt Eduard Castle einen Übergang von<br />

patriotischer zu politischer Dichtung fest, dadurch gekennzeichnet, daß „das<br />

Historische in seiner Vorbildlichkeit für mo<strong>de</strong>rne Bestrebungen gefaßt wur<strong>de</strong>.“ 29<br />

Abgesehen davon, daß gera<strong>de</strong> im dramatischen Bereich die Wurzeln für diese<br />

Orientierungsweise vieler Künstler (nicht nur <strong>de</strong>r Poeten) viel weiter <strong>zur</strong>ückreichen,<br />

so wird sie erst gegen die Jahrhun<strong>de</strong>rtmitte <strong>zur</strong> beherrschen<strong>de</strong>n Strömung,<br />

bekannt als Historismus, die bis weit in die zweite Hälfte <strong>de</strong>s 19. Jh. reicht.<br />

Der an Werken <strong>de</strong>r Aufklärung und Klassik geschulte Preyer, teilweise auch in<br />

bewußter Anlehnung an die Jung<strong>de</strong>utschen 30 , an Grillparzer und Hebbel 31 , hat mit<br />

28 F. A. Basch, a. a. O., S. 57, unter Berufung auf Szentkláray Jenö (1843-1925),<br />

Dompropst, korresp. Mitglied <strong>de</strong>r Ungar. Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r Wissenschaften.<br />

29 Castle, Eduard [Nagl-Zeidler-Castle]: Deutsch-österreichische Literaturgeschichte.<br />

Wien (Lv. 8), Bd. 3, 1930, S. 740 (Bezug u. a. auf Anastasius Grün).<br />

30 Als Wegweiser für seine theoretische Annäherung an die Jung<strong>de</strong>utschen kann mit gutem<br />

Grund <strong>de</strong>r Pesther Spiegel angenommen wer<strong>de</strong>n. Ich zitiere H. Réz´: “Die neuesten<br />

<strong>de</strong>utschen literarischen Bestrebungen wur<strong>de</strong>n immer eingehend besprochen, in erster Reihe<br />

das ’Junge Deutschland’. Diese Zeitschrift hat das meiste für die Verbreitung <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>en<br />

‘Jung Deutschlands’ bei uns geleistet.“ a. a. O., S. 30. Ähnliches gilt damit für die<br />

philosophischen und ästhetischen Anschauungen Hegels und <strong>de</strong>r Junghegelianer – ein<br />

noch nicht gründlich erforschter Aspekt <strong>de</strong>s Spiegels, auch <strong>de</strong>s Ungars hg. von Hermann<br />

Klein; und selbst <strong>de</strong>r Iris, die diesbezüglich einen Vorreiter in Person <strong>de</strong>s herausragen<strong>de</strong>n<br />

Goethe-Interpreten „Alf“ [d.i. Aloys Flir] hatte. Die Anonymität „Alfs“ wur<strong>de</strong> streng gewahrt,<br />

nicht ohne Grund, wie manche <strong>de</strong>r Untersuchungen über <strong>de</strong>n politischen Zeitgeist ergeben;<br />

ein „Ausweichen“ Alfs auf das in Ungarn erscheinen<strong>de</strong> Blatt ist ebenso kein Zufall wie das<br />

Grillparzers mit seinem Gedicht Die Ruinen <strong>de</strong>s Campo-Vaccino in Rom, gedruckt 1820 in<br />

<strong>de</strong>r Vorläuferin <strong>de</strong>r Iris, in <strong>de</strong>r von Karl Festetics ebenfalls in Pest herausgegebenen<br />

Pannonia. Ich verweise hier lediglich auf Arbeiten von H. La<strong>de</strong>s, E. Winter, Eva Hermann,<br />

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