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temeswarer beiträge zur germanistik - Facultatea de Litere, Istorie şi ...

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Verrichtungen; daher gilt erstere als edler und eher <strong>de</strong>r Beschäftigung für wert“.<br />

Daraus ergibt sich, dass ein stärkeres Bedürfnis besteht, „sich mit <strong>de</strong>r<br />

geschriebenen Sprache zu beschäftigen, insbeson<strong>de</strong>re sie zu normieren“.<br />

4. Vor allem aber ist das traditionelle Normverständnis als Grund zu nennen.<br />

Dieses sieht die geschriebene Sprache als anstrebenswert an und betrachtet<br />

Beson<strong>de</strong>rheiten <strong>de</strong>s Gesprochenen als Abweichungen von <strong>de</strong>r Norm, die folglich<br />

nicht beschreibenswert sind.<br />

5. Schlussendlich ist <strong>de</strong>r Bearbeitungsaufwand nicht zu unterschätzen. Im<br />

Vergleich zu <strong>de</strong>r Fülle an geschriebenen Texten ist die Anzahl <strong>de</strong>r vorhan<strong>de</strong>nen<br />

und <strong>de</strong>r Öffentlichkeit zugänglichen Korpora minimal. 1 Der Zeitaufwand für die<br />

Erstellung von Transkriptionen ist sehr hoch; 2 <strong>de</strong>mentsprechend muss die<br />

Begeisterung für <strong>de</strong>n Gegenstand sehr groß sein, wenn man diese Hür<strong>de</strong> auf sich<br />

nimmt.<br />

Aber auch seit <strong>de</strong>r Etablierung <strong>de</strong>r gesprochenen Sprache als Forschungszweig<br />

<strong>de</strong>r germanistischen Sprachwissenschaft ist die Berücksichtigung bei<strong>de</strong>r Register<br />

keineswegs <strong>zur</strong> Selbstverständlichkeit gewor<strong>de</strong>n – noch immer wer<strong>de</strong>n in<br />

Darstellungen von linguistischen Phänomenen, die sich lediglich auf die<br />

geschriebene Sprache beziehen, Rückschlüsse auf das gesamte Sprachsystem<br />

gezogen, noch immer sind Grammatiken <strong>de</strong>s Deutschen in Wirklichkeit<br />

Grammatiken <strong>de</strong>s geschriebenen Deutsch.<br />

Betrachtet man diese Schwierigkeiten und die Vorurteile gegenüber „nicht<br />

richtigem“ gesprochenem Deutsch sowie die vergleichsweise junge<br />

Forschungsgeschichte, so verwun<strong>de</strong>rt es nicht, dass die gesprochene Sprache<br />

noch nicht ausreichend analysiert ist. 3 Das linguistische Interesse hat sich in <strong>de</strong>n<br />

letzten Jahrzehnten vor allem auf gesprächsanalytische bzw. soziolinguistische<br />

Beschreibungen einzelner Textsorten <strong>de</strong>r gesprochenen Sprache konzentriert,<br />

sowie auf methodische Fragen <strong>de</strong>r Erforschung gesprochener Sprache. 4<br />

Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong>n syntaktische Beson<strong>de</strong>rheiten in Einzeldarstellungen<br />

beschrieben; z.B. Satzkomplexität (Höhne-Leska 1975), Wortstellung (Engel 1974,<br />

Zahn 1991, Auer 1993, Wegener 1993), Ellipsen (Betten, 1985, Lindgren 1987),<br />

Konjunktiv und Re<strong>de</strong>wie<strong>de</strong>rgabe (Graf 1977, Günthner 1997) und Tempus (Brons-<br />

Albert 1982, Sieberg 1984). Dennoch besteht gera<strong>de</strong> in diesem Bereich noch<br />

Handlungsbedarf. So stellt Schwitalla (1997: 66) fest:<br />

Eine großangelegte empirische Analyse syntaktischer Kategorien, in <strong>de</strong>r mehrere<br />

vergleichbare Textsorten aus <strong>de</strong>m mündlichen und schriftlichen Bereich<br />

einbezogen wer<strong>de</strong>n, steht aber noch aus.<br />

1 Eine Liste von Korpora fin<strong>de</strong>t sich bei Schwitalla (1997: 199).<br />

2 Vgl. dazu Ehlich/Red<strong>de</strong>r (1994).<br />

3 Rath (1994: 390ff.) benennt Defizite vor allem im Bereich <strong>de</strong>r öffentlich zugänglichen<br />

Korpora und <strong>de</strong>r Umsetzung <strong>de</strong>r Forschungsergebnisse in <strong>de</strong>r Lehre; außer<strong>de</strong>m fehle ein<br />

großes Handbuch. Schwitalla (1997: 194f.) sieht Forschungs<strong>de</strong>si<strong>de</strong>rate in <strong>de</strong>n Bereichen<br />

<strong>de</strong>r Syntax, <strong>de</strong>r emotionalen Aspekte von prosodischen und stimmlichen Eigenschaften, in<br />

einer Theorie <strong>de</strong>s Sprechens und in einer Erforschung <strong>de</strong>s Zusammenwirkens von verbalen<br />

und nonverbalen Elementen <strong>de</strong>r Kommunikation.<br />

4 Rath (1989: 11ff.) spricht von vier Forschungsrichtungen: Grammatisch-syntaktische<br />

Analysen <strong>de</strong>r gesprochenen Sprache, Charakteristika <strong>de</strong>r gesprochenen Sprache,<br />

Gesprächs- und Konversationsanalyse sowie die Analyse diskursiver Einheiten.<br />

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