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temeswarer beiträge zur germanistik - Facultatea de Litere, Istorie şi ...

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för<strong>de</strong>rn, nachbarlich-brü<strong>de</strong>rliche Gesinnung zu pflegen, ehrbare evangelische<br />

Lebensführung und gute, sächsische Sitte unter <strong>de</strong>n Gemein<strong>de</strong>glie<strong>de</strong>rn aufrecht zu<br />

erhalten, <strong>de</strong>n Stolz und die Freu<strong>de</strong> ebenso an <strong>de</strong>m ererbten väterlichen Besitz, wie<br />

an <strong>de</strong>r Zugehörigkeit <strong>zur</strong> Volks- und Kirchengemeinschaft und an <strong>de</strong>r Heimat zu<br />

wecken und zu beleben, überhaupt alle auf die Volkswohlfahrt und Heimatpflege<br />

gerichteten Bestrebungen <strong>de</strong>r Behör<strong>de</strong>n, Vereine und Genossenschaften <strong>de</strong>s<br />

Heimatortes zu för<strong>de</strong>rn (SCHULLERUS 1926: 146-147). 4<br />

SCHULLERUS (1926: 150) <strong>de</strong>utet darauf hin, daß Stephan Ludwig Roth das Wesen<br />

<strong>de</strong>r Nachbarschaft folgen<strong>de</strong>rmaßen umschrieben hat:<br />

Die aus einem Brunnen tranken, Brot aus einem Ofen aßen, die die Nachthut für<br />

einen hielten, die sich die Wohnhäuser aus gemeinschaftlicher Kraft aufrichteten, in<br />

Krankheit und Unglücksfällen <strong>de</strong>n Willen <strong>de</strong>r Anverwandten hatten, die endlich auf<br />

<strong>de</strong>rselben Totenbank ruhten, die sich einan<strong>de</strong>r ihre Gräber gruben, eigenhändig<br />

ihre Toten auf <strong>de</strong>n Gottesacker trugen und die letzte traurige Ehre <strong>de</strong>r<br />

Leichenbegleitung als eine Gemeinsamkeit erwiesen, beim Tränenbrot <strong>de</strong>s<br />

Verschie<strong>de</strong>nen Verdienste rühmten und aus nachbarlichem Vermögen und Beruf<br />

für Witwen und Waisen sorgten – diese brü<strong>de</strong>rliche Gesellschaft, durch Örtlichkeit<br />

bezeichnet, nannte sich die ‘Nahen’, die Nachbarschaft.<br />

Aufgrund gründlicher Dokumentation aus geschichtlichen Quellen wird <strong>de</strong>r Begriff<br />

Nachbarschaft im obigen Sinn im Manuskript N, <strong>de</strong>s SSWB 5 wie folgt <strong>de</strong>finiert:<br />

Organisation <strong>de</strong>r Bewohner eines Straßenzuges, Wohnviertels mit <strong>de</strong>r Aufgabe,<br />

anhand festgelegter Vorschriften für die öffentliche Lebensordnung und die<br />

persönliche Betätigung zu sorgen; auch bloß teritorielle Einheit (Mitte 16. Jh.<br />

aufgekommen, heute meist nur noch ländlich, außer Agn, Mb, Schbg).<br />

Im allgemeinen läßt sich <strong>de</strong>r eigentliche Zweck dieser Genossenschaft<br />

<strong>zur</strong>ückführen auf:<br />

- gegenseitige Hilfeleistung in Freu<strong>de</strong> und Leid;<br />

- Aufrechterhaltung <strong>de</strong>r öffentlichen bürgerlichen Ordnung und Sicherheit;<br />

- Pflege <strong>de</strong>r sittlichen Wohlanständigkeit und ganz beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>s kirchlichen<br />

Sinnes in <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>.<br />

Geleitet wird die Nachbarschaft durch <strong>de</strong>n „Nachbarvater“, <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r „jüngere<br />

Nachbarvater“ und <strong>de</strong>r „Schreiber“ <strong>zur</strong> Seite stehen. Der Zweck dieser<br />

Genossenschaft läßt sich am genauesten erkennen aus <strong>de</strong>n<br />

Nachbarschaftsgesetzen, die das Verhalten <strong>de</strong>r Nachbarn regeln, <strong>de</strong>n<br />

sogenannten „Artikeln“.<br />

Die Wahl <strong>de</strong>r Beamten, die Austragung von Streitigkeiten, die Bestrafung für<br />

erwiesene Pflichtversäumnis gemäß <strong>de</strong>n genauen Bestimmungen <strong>de</strong>r<br />

Nachbarschaftsartikel erfolgt auf <strong>de</strong>m jährlich, meist zum Fasching abgehaltenen<br />

4 SCHULLERUS, Adolf. 1926. Siebenbürgisch-sächsische Volkskun<strong>de</strong> im Umriß. Leipzig.<br />

5 SSWB = Siebenbürgisch-Sächsisches Wörterbuch. Band 1 (A-C) bearb. von<br />

Adolf SCHULLERUS, Band 2 (D-F) bearb. von Adolf SCHULLERUS, Friedrich<br />

HOFSTÄDTER, Georg KEINTZEL; Berlin und Leipzig 1924, 1926 (in einzelnen<br />

Lieferungen schon ab 1908). Band 5 [R-Salarist: alte Zählung] bearb. von Johann<br />

ROTH, Gustav GÖCKLER, Berlin und Leipzig 1929-1931. Weitergeführt von einem<br />

Wörterbuchkollektiv: Band 3 (G), Band 4 (H-J), Band 5 [neue Zählung] (K). Berlin,<br />

Bukarest 1971-1975. Band 6 (L) Bukarest, Köln, Weimar, Wien 1993. Band 7 (M)<br />

Bukarest, Köln, Weimar, Wien 1998. (Wird fortgesetzt).<br />

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