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temeswarer beiträge zur germanistik - Facultatea de Litere, Istorie şi ...

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Doch <strong>de</strong>r Senat gewärtige <strong>de</strong>n Tag,<br />

Da Romas Weltenbau zusammenfällt<br />

und einst ein Held, <strong>de</strong>r glücklicher als ich,<br />

Das Kapitol und seine Allherrschaft<br />

Zerstört und die bezwung´ne Welt befreit. (V., 5., S. 111)<br />

So unterliegt Hannibal zwar dreifach, doch er en<strong>de</strong>t nicht als gebrochener Mensch,<br />

son<strong>de</strong>rn als einer, <strong>de</strong>r sich seinen I<strong>de</strong>alismus von Freiheit wie seine persönliche<br />

Freiheit rettet und sich so moralisch über seine Gegner erhebt: über Rom mit<br />

seinen Weltmachtbestrebungen durch die Überzeugung vom unvermeidlichen<br />

Untergang <strong>de</strong>s Römerreiches; über die karthagische Clique alter Egoisten, die ihn<br />

zu Fall gebracht, durch seine wahrhaft patriotische Gesinnung und<br />

Opferbereitschaft; über das Schicksal durch die Einsicht, daß <strong>de</strong>r Einzelne <strong>de</strong>r<br />

Macht <strong>de</strong>s Fatums zwar unterworfen ist, daß dieses Sich-Fügen jedoch als<br />

befreien<strong>de</strong> Entscheidung erfolgen könne, und damit verbun<strong>de</strong>n die Überzeugung,<br />

das schicksalhafte Walten führe letzten En<strong>de</strong>s zu einer höheren Weltordnung.<br />

Das dadurch erreichte Gefühl <strong>de</strong>r Versöhnung ist nicht zuletzt ein Beweis für<br />

Preyers Bemühen um eine klassisch ausgewogene Tragödie, was im Einklang ist<br />

mit <strong>de</strong>r gesamten Auffassung <strong>de</strong>s Hel<strong>de</strong>n als einer außeror<strong>de</strong>ntlichen, reich<br />

begabten, aktiven, verantwortlichen Persönlichkeit, eines weit blicken<strong>de</strong>n<br />

Kämpfers, <strong>de</strong>m selbst dann noch das Wohl und die Freiheit <strong>de</strong>s Vaterlan<strong>de</strong>s<br />

wichtigstes Anliegen ist, als ihm fast je<strong>de</strong> Wirkungsmöglichkeit genommen wird.<br />

Zur Auffassung <strong>de</strong>s Hel<strong>de</strong>n gehört daher die starke Betonung überindividueller,<br />

gesellschaftlicher wie politischer Faktoren. Das läßt darauf schließen, daß Preyer<br />

ein realistisches, vielschichtiges Geschichtsdrama als Muster vorgeschwebt haben<br />

mochte, wie es in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Literatur erstmals von Goethe mit <strong>de</strong>m Götz von<br />

Berlichingen verwirklicht wur<strong>de</strong>, von Schiller mit seinen Geschichts-dramen, vor<br />

allem <strong>de</strong>m Wilhelm Tell, auch von Grillparzer, Hebbel, Büchner und Grabbe als<br />

Zeitgenossen. Preyer hat sich offensichtlich darum bemüht, ein Bild <strong>de</strong>r<br />

historischen Verflechtungen zu bieten, ohne aber die Farbigkeit und Lebensfülle<br />

von Goethe und Grabbe zu erreichen. Viel scheint ihm daran gelegen zu haben,<br />

diese Geschichtsinhalte gleichzeitig als exemplarischen Fall für sich stets<br />

wie<strong>de</strong>rholen<strong>de</strong> vergleichbare Situationen und Konstellationen, gewissermaßen als<br />

Symbol, <strong>de</strong>m Publikum bewußt zu machen.<br />

An<strong>de</strong>re Gestalten<br />

Vor allem zwei Kriterien bieten sich für die Gruppierung <strong>de</strong>r Personen an: eines,<br />

das von <strong>de</strong>r historischen Authentizität <strong>de</strong>r literarischen Gestalten ausgeht, das<br />

an<strong>de</strong>re, das das Verhältnis <strong>de</strong>r einzelnen Personen zu Hannibal und <strong>de</strong>n<br />

gegnerischen Parteien ins Auge faßt.<br />

Im ersten Fall ist festzustellen, daß nur wenige, vor allem episodisch auftreten<strong>de</strong><br />

Gestalten als poetische Fiktion <strong>de</strong>s Dichters anzusehen sind. Wahrscheinlich<br />

gehören hierher: Julius, Elissa, Severa, Bias, Theoxana, vielleicht auch Perolla.<br />

Eingeführt wur<strong>de</strong>n sie offensichtlich aus poetischen Erwägungen, was mit Bezug<br />

auf einige von ihnen in <strong>de</strong>n vorausgegangenen Ausführungen <strong>de</strong>utlich wur<strong>de</strong>.<br />

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