Kontakte – Das Jahrbuch der KIT-Fakultät für Architektur 2023

Schrumpfen statt Kleben –
De/Growth
Jens Hauser *
Kunstwissenschaften im Licht und Schatten von
Wachstumskritik
Die aktuelle Kritik an neoliberalen Wirtschaftsmodellen
und an Vorstellungen von unbegrenztem Wachstum
und Ressourcen äußert sich nicht nur in Klima-
Protesten und Degrowth-Aktivismus, sondern auch in
Positionen zeitgenössischer Medien- und Performance-Kunst.
Ist wirtschaftliches Wachstum wirklich
unerschöpflich, so wie es die pflanzliche Metapher
suggeriert? Parallel zu öffentlichkeitswirksamen
Kartoffelbrei-Attacken auf Van-Gogh-Gemälde und
chemischem Sekundenkleben fürs Klima spiegeln
sich Belange von ökologischer wie ökonomischer Verantwortung
und Nachhaltigkeit zunehmend nicht nur
in Themen und Motiven der Kunst, sondern vor allem
auch in neu zu denkenden materiellen Produktionsund
Inszenierungs-Praxen des Betriebssystems Kunst
selbst. Dabei ist auch die Kunstgeschichte gefragt,
ihre oft in Epochen-Denken und ikonografischer Analyse
gefangenen Topoi von Bestiarien, Waldeinsamkeit
oder erhabener Landschaft mittels interdisziplinärer
Befruchtung durch andere Wissenskulturen zu
aktualisieren. Einen solchen Versuch unternahm das
Exkursionsseminar De/Growth: Wachstum in Kunst,
Ökologie und Ideengeschichte (15. – 18. 11. 2022). Rund
* mit Nikolas Jakob Maisch (Redaktionsassistenz),
Sarah Dewaguet,
Pauline Gack, Denise Ganz,
Mathilde Susanne Göttel, Marc Heiko
Josef Greß, Marie Günter, Janina
Jost, Hjördis Katharina Schneider
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