Kontakte – Das Jahrbuch der KIT-Fakultät für Architektur 2023

Umweltgeschichte der
Architektur. Fallstudie:
Alter Schlachthof
Environmental History
of Architecture.
Case Study: Alter
Schlachthof
Eine Stadt ist keine isolierte Einheit; sie stellt ein
mehr oder weniger stabiles Gleichgewicht mit
ihrer Umgebung her und tauscht Energie und
Materie durch komplexe Netzwerke über Zeit aus.
Wenn die Austauschströme im Laufe der Zeit konsistent
werden, festigen sich mehrere dieser Netzwerke,
dehnen sich oft aus und manchmal ziehen
sie sich zusammen und brechen ab.
Das Verständnis der Transaktionen zwischen
einer Stadt und ihrer Umgebung ist eine
oft komplexe Aufgabe, die nicht nur ihre Landschaft
und ihren materiellen Austausch betrifft,
sondern auch die immateriellen Energie-, Kapital-
und politischen Einflüsse, die sich über
Raum und Zeit verschieben.
Gebäude wie der Alte Schlachthof in Karlsruhe
sind ebenso exemplarisch für diesen Austausch,
wie sie selbst Teil des Flusses sind. Große
Gebäudekomplexe wie der Schlachthof aus
dem 19. Jahrhundert erforderten oft eine große
Materialaufnahme (Holz, Stein, Ziegel, Stahl,
Wasser, Vieh), die sie zwangen, Jahre vor der Inbetriebnahme
Beziehungen mit bestimmten Umweltauswirkungen
herzustellen. Der Schlachthof
veranschaulichte aber auch die aktiven Transaktionen
zwischen der Stadt und Umgebung über
die Verarbeitung von Vieh zu Nahrungsmitteln
und anderen Verbrauchsgütern für die Bürgerschaft.
Das Seminar erforscht die Anwendung verschiedener
Werkzeuge aus dem Bereich der Architekturforschung
und schlägt eine historische,
multidimensionale Analyse über verschiedene
Maßstäbe des Alten Schlachthofs in Karlsruhe
als Fallstudie für eine Umweltgeschichte der
Stadt und ihrer Region vor. Dies kann ein Anfang
sein, über weitere Fallstudien Informationen für
eine Stadtbiografie der Stadt zu sammeln und zu
verknüpfen.
A city is not an isolated entity, it establishes a more
or less stable equilibrium with its surrounding environment,
exchanging energy and matter through
complex networks over time. As the exchange flows
become consistent over time several of these networks
solidify, many times they expand and sometimes
they contract and perish.
Understanding the transactions between a
city and its environment is an often complex task
involving not only its landscape and its material exchanges
but also the immaterial flows of energy,
capital and political influence displacing over
space and time.
As cities grow and expand, many of these
flows tend to crystalize in the form of an ever-evolving
infrastructure, from active centers of energetic
exchange to deserted ruins. Buildings like the Old
Slaughterhouse in Karlsruhe are exemplary for
these exchanges as much as they are a part of the
flow by themselves; large building groups like the
19th century slaughterhouse often required a large
material intake (wood, stone, bricks, steel, water,
livestock) that forced them to stablish relationships
with a true environmental impact years before the
start of its operation. The slaughterhouse exemplified
the active transactions between the city and its
environment, processing livestock into protein and
other consumables for the citizenship.
The research seminar explored different tools
from the realm of architectural research, proposing
a historic, multi-dimensional, multi-scalar analysis
of the Alter Schlachthof in Karlsruhe as a case
study for an environmental history of the city and
its region, with the ultimate goal of collecting case
studies and information for an urban biography of
the city.
Seminar
BA, MA
Wintersemester 2022/23
Federico Garrido
Elisa Sophie Muhr, Fabio Reichel,
Pia-Sophie Trehan, Marie Elisabeth
Walldorf
I Infrastrukturschichten von
Karlsruhe, Fabio Reichel
Pia-Sophie Trehan, Grüner
Kürnbacher, Sandstein im alten
Schlachthof
J Vorderansicht
K Frontansicht und Detailbilder
380 Medina Warmburg