Kontakte – Das Jahrbuch der KIT-Fakultät für Architektur 2023

um das Festival gREen: De/Growth in der Münchner
Muffathalle mit seinen drei bio-techno-logischen
Performances und Installationen sollten intensive
Gespräche mit Kunstschaffenden und Produktionsleitung,
ein Oikos-Symposium, Begegnungen am
Rachel Carson Center für Umwelt- und Sozialwissenschaften
sowie am Deutschen Museum zum Entschleunigen
und Schrumpfen (daher der Festival-
Titel) verleiten, mit der Option, im Anschluss selbst
ein kuratorisches Konzept zu erarbeiten.
Entsprechend sollen die Erkundungen der
bayrischen Metropole dann auch weder primär durch
die anthropozentrische Linse imposanter Kulturtempel
und Pinakotheken gesehen noch mit der durchaus
ökologie-affinen Installations- und Videokunst
der Pionierin Joan Jonas im neoklassizistischen und
historisch belasteten Haus der Kunst beginnen —
sondern mit der studentischen, kollektiv kuratierten
Ausstellung Ecopolis, einer experimentellen Begegnung
mit der Stadt als urbaner Biosphäre. Hier, im
alternativen Zwischennutzungs-Raum Shaere, geraten
weniger menschliche Kulturleistungen denn Verfehlungen
als artenübergreifendes Netzwerk in den
Blick: extreme Flächenversiegelung, Grundwasserverschmutzung,
Wasserkraftwerke als Todesfallen für
Fische, biodiversitätsfreie Grünflächen … Wem gehört
die urbane Umwelt? Wie wirkt sich der Lärm des
Flughafens auf tierische Mitbewohner aus? Welche
übersehenen Ökosystem-Dienst-Leistungen der Linde
nimmt der Mensch in Anspruch? Fragen, die auch
beim Besuch des Rachel Carson Centers widerhallen,
benannt nach der Meeresbiologin Rachel Carson,
Autorin des mahnenden Buches Silent Spring (1962),
die angesichts der katastrophalen Auswirkungen des
Insektizids DDT Alarm schlug: »Es herrschte eine
ungewöhnliche Stille. Wohin waren die Vögel verschwunden?
[…] Kein böser Zauber, kein feindlicher
Überfall hatte in dieser verwüsteten Welt die Wiedergeburt
neuen Lebens im Keim erstickt. Das hatten
De/Growth
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