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Ausgabe 209

Das unparteiische, unabhängige Magazin für ÖsterreicherInnen in aller Welt mit dem Schwerpunkt „Österreich, Europa und die Welt“ erscheint vier Mal im Jahr.

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ÖSTERREICH JOURNAL NR. <strong>209</strong> / 21. 12. 2023<br />

Personalia<br />

Bayrischer Naturschutzpreis<br />

2023 an Roman Türk<br />

142<br />

Die höchste Auszeichnung des BUND Naturschutz in Bayern geht heuer an den<br />

em. Universitätsprofessor Roman Türk von der Paris Lodron Universität Salzburg<br />

Der Bayerische Naturschutzpreis, die<br />

höchste Auszeichnung des BUND Na -<br />

turschutz in Bayern, des ältesten und größten<br />

Naturschutzverbandes des Freistaats, wird<br />

im Jahr 2023 an den emeritierten Universitätsprofessor<br />

Roman Türk verliehen. Dieser<br />

Preis gilt als die bedeutendste Auszeichnung<br />

im Bereich des Naturschutzes in Bayern und<br />

wird seit 1970 an Persönlichkeiten verliehen,<br />

die sich durch herausragende Leistungen im<br />

Natur- und Umweltschutz auszeichnen.<br />

Prof. Roman Türk, geboren 1945 in Richterhof<br />

(Tschechien) und aufgewachsen in<br />

Steyr, wird für seine akademische Karriere,<br />

sowie sein außergewöhnliches Engagement<br />

geehrt.<br />

Türks Leidenschaft für Biologie entwikkelt<br />

sich durch das Naturinteresse der Eltern<br />

im frühen Kindheitsalter: Als Zehnjähriger be -<br />

trachtet er im Wohnzimmer Rudolf Ba schants<br />

die Werke Pauls Klees und Wassily Kandinskys.<br />

„Damals habe ich gelernt genau hinzuschauen“,<br />

so Türk. Später studiert er Botanik,<br />

Zoologie und Ökologie in Wien und<br />

arbeitet am Institut für Botanik der Universität<br />

Würzburg, sowie ab 1975 als Assistent<br />

am Institut für Pflanzenphysiologie der Paris<br />

Lodron Universität Salzburg (PLUS). „Mich<br />

haben immer zwei Dinge an der Forschung<br />

interessiert. Zum einen begeistert mich die<br />

Ästhetik, die Schönheit von Flechten. Zum<br />

anderen sehe ich ihre Notwendigkeit: Der<br />

Mensch muß mit Bioindikatoren dokumentieren,<br />

was wir der Natur zu muten.“<br />

Dies führt ihn auf seine akademische<br />

Reise: Nach seiner Habilitation 1980 wird er<br />

1983 zum Außerordentlichen Professor für<br />

Ökologie und Ökophysiologie der Pflanzen<br />

ernannt. Später wird er zum Leiter des Fachbereiches<br />

Organismische Biologie und agiert<br />

auch als Mitglied des Klimabeirats des österreichischen<br />

Umweltministeriums. Seit 2014<br />

ist Türk Mitglied der Europäischen Akademie<br />

für Wissenschaften und Künste und bis<br />

vor wenigen Monaten war er 12 Jahre Präsident<br />

des Naturschutzbundes Österreich<br />

(2011-2023). Ebenso lange war er auch als<br />

Mitglied des Klimabeirates (ACCC) in Ös -<br />

terreich tätig.<br />

Foto: BUND Naturschutz/Heinrich Inkoferer<br />

v.l.: Roman Türk, BN-Vorsitzender Richard Mergner, die stellvertretende BN-Vorsitzende<br />

Beate Rutkowski und BN-Ehrenvorsitzender Hubert Weiger bei der Überreichung des Preises<br />

Auch über die Landesgrenzen hinweg en -<br />

gagiert sich Türk stets für den Umweltschutz.<br />

Vor allem aber geht es ihm immer<br />

darum, die komplexen Zusammenhänge der<br />

Ökologie zu erforschen und der breiten Be -<br />

völkerung zu vermitteln, nicht nur in Österreich,<br />

sondern auch in Bayern. So gilt Türk<br />

als Initiator für die Kartierung von Flechten<br />

in Österreich – er beschäftigt sich bis heute<br />

mit der Flechtenflora in Vorarlberg, Kärnten,<br />

Salzburg, Oberösterreich, Niederösterreich<br />

und Wien, was auch in der Vergangenheit zu<br />

vielen Neufunden führte.<br />

Über 300 Publikationen in hochrenommierten<br />

Zeitschriften und zahlreiche Auszeichnungen<br />

sprechen für sein akademisches<br />

Wissen, besonders ist ihm auch die grenzübergreifende<br />

Zusammenarbeit im Alpenraum,<br />

besonders mit Bayern ein großes An -<br />

liegen. Vermutlich auch deswegen setzte er<br />

sich für die Erweiterung des Nationalparkes<br />

Berchtesgaden über die Grenze nach Österreich<br />

ein und forschte lange Zeit im Nachbarland.<br />

Neben Forschung, Lehre und Eh -<br />

renamt hat Türk sich zudem der Umweltbildung<br />

angenommen, bietet Führungen an<br />

oder hält Vorträge – auch an Schulen. Dabei<br />

finden sowohl seine Forschungen als auch<br />

die Umweltbildungsaktivitäten grenzübergreifend<br />

in Österreich und Bayern statt. So<br />

begleitet er die Exkursionsgruppen des An -<br />

nette-Kolb-Gymnasium in Traunstein seit<br />

»Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at<br />

Jahren bei der Klimaforscher-Woche in den<br />

Tiroler Alpen. Manchmal – wenn es die Zeit<br />

zuläßt – begleitet er auch Exkursionen der<br />

Paris Lodron Universität Salzburg. Türk ist<br />

ein hervorragender akademischer Lehrer und<br />

kann auch Laien oder auch Jugendliche mit<br />

seiner ansteckenden Begeisterung in den<br />

Bann ziehen.<br />

Türk betrachtet sich als Verfechter der<br />

Luftqualität, unabhängig von jeglicher politischer<br />

Zugehörigkeit. „Wohl auch deswegen<br />

sehen mich einige Politiker als eine Art Wi -<br />

dersacher“, erklärt er weiter. In Bezug auf<br />

die Musik ist er als ehemaliges Mitglied der<br />

Wiener Singakademie noch heute in der La -<br />

ge, das tiefe C zu erreichen und fungiert als<br />

zweiter Bass zum Beispiel bei der Seekirchner<br />

Liedertafel, was ihn „heiß begehrt“ macht.<br />

Ein deutsches Requiem von Johannes Brahms<br />

kann er noch immer auswendig. Ein Musikinstrument<br />

spielt er nicht, da es damals „einfach<br />

kein Geld dafür gab“. „Ich bin in ärmli -<br />

chen, schwierigen Verhältnissen aufgewachsen,<br />

aber glauben Sie mir eins: Das hat mir<br />

nicht geschadet. Vielmehr habe ich dadurch<br />

eine Frustrationstoleranz entwickelt, die mir<br />

besonders in der Forschung zugutegekommen<br />

ist.“<br />

Türk ist verheiratet und hat zwei Kinder.<br />

Vor einigen Wochen ist der 78jährige Ur groß -<br />

vater geworden.<br />

n<br />

https://www.plus.ac.at/

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