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Ausgabe 209

Das unparteiische, unabhängige Magazin für ÖsterreicherInnen in aller Welt mit dem Schwerpunkt „Österreich, Europa und die Welt“ erscheint vier Mal im Jahr.

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ÖSTERREICH JOURNAL NR. <strong>209</strong> / 21. 12. 2023<br />

Wissenschaft & Technik<br />

Ferdinand von Hochstetter:<br />

Auckland Tagebuch<br />

168<br />

Das Naturhistorisches Museum Wien gibt das erste Neuseeland-Tagebuch<br />

des Geologen Ferdinand von Hochstetter (1829-1884) heraus und gewährt<br />

damit neue Einblicke in ein Forscherleben auf Reisen.<br />

© NHM Wien<br />

© NHM Wien<br />

Ferdinand von Hochstetter<br />

Pirongia, 1859, Zeichnung: Ferdinand. von Hochstetter<br />

»Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at<br />

Mitte des 19. Jahrhunderts begann die<br />

Pionierzeit der wissenschaftlichen<br />

geologischen Erforschung der Erde. Mit oft<br />

geradezu lächerlich geringen technischen<br />

Hilfsmitteln gelang es einigen genialen Wissenschaftlern<br />

grundlegende Erkenntnisse<br />

über komplexe geologische Prozesse zu er -<br />

langen.<br />

Sprengkraft hatten das sich allmählich<br />

entwickelnde Verständnis für die gewaltigen<br />

geologischen Zeitspannen und deren Bedeutung<br />

für die Entwicklung des Lebens. Aufgrund<br />

dieses neuen, im wortwörtlichen Sin -<br />

ne „welterklärenden“ Anspruchs waren Geologie<br />

und Paläontologie aufstrebende Wissenschaften<br />

und neue Erkenntnisse wurden<br />

mitunter sogar in den Feuilletons der Tageszeitungen<br />

kontroversiell diskutiert. Eine der<br />

großen und schillernden Forscherpersönlichkeiten<br />

dieser Ära war der in Esslingen am<br />

Neckar geborene Ferdinand von Hochstetter<br />

(1829–1884).<br />

Hochstetter war ein brillanter Geologe<br />

mit einer Humboldt’ schen Begabung, seine<br />

Erkenntnisse zu po pularisieren, ohne sie zu<br />

trivialisieren. Grundlage und Triebfeder seiner<br />

steilen Karriere war aber sicherlich sein<br />

„Neuseeland-Abenteuer“, dessen erste Episode<br />

das Thema des vorliegenden Buches ist.<br />

Da er sich durch seine geologischen Kenntnisse<br />

bereits einen guten Ruf erworben hatte,<br />

bekam der erst 28 Jahre alte Hochstetter die<br />

Gelegenheit, im Auftrag der kaiserlichen<br />

Akademie der Wissenschaften an der Weltumsegelung<br />

der Fregatte Novara (1857–<br />

1859) teilzunehmen.<br />

Dies wiederum war sein Sprungbrett, um<br />

im Auftrag der neuseeländischen Kolonialregierung<br />

umfangreiche Forschungsarbeiten in<br />

Neuseeland durchzuführen. In den neun Mo -<br />

naten auf Neuseeland schrieb Hochstetter ins -<br />

gesamt fünf Tagebücher, in denen er sowohl<br />

seine wissenschaftlichen Beobachtungen als<br />

auch persönliche Erlebnisse festhielt – wie<br />

Univ. Prof. Mathias Harzhauser, Direktor der<br />

Geologisch-Paläontologischen Abteilung des<br />

NHM Wien, und Stefanie Jovanovic-Kruspel,<br />

Stellvertretende Direktorin der Abteilung<br />

Archiv für Wissenschaftsgeschichte des<br />

NHM Wien, im Vorwort zu ihrem „Ferdinand<br />

von Hochstetter: Auckland Tagebuch<br />

Buch“ er klären.<br />

Der Geologe Ferdinand von Hochstetter<br />

ist nicht nur eine der zentralen Gestalten der<br />

österreichischen Wissenschafts geschichte,<br />

sondern auch der Ge schichte des Naturhistorischen<br />

Museums. Sein Aufenthalt in Neuseeland<br />

im Rahmen der Weltumsegelung der<br />

Fregatte Novara trug entscheidend dazu bei,<br />

daß er nach seiner Rückkehr Karriere machte<br />

und zum ersten Intendanten des größten<br />

naturwissenschaftlichen Museums des Reiches,<br />

dem k. k. Naturhistorischen Hofmuseum<br />

in Wien, ernannt wurde.<br />

Als Geologe und Mitglied der wissenschaftlichen<br />

Kommission der Novara-Expedition<br />

führte Ferdinand von Hochstetter wäh -<br />

rend seiner Reise Tagebuch. Seine Berichte<br />

von der Novara wurden laufend in der „Wiener<br />

Zeitung“ veröffentlicht.<br />

Doch als die Novara in Neuseeland lande -<br />

te, wurde Hochstetter vom englischen Gouverneur<br />

Neuseelands abgeworben. Er sollte<br />

in Neuseeland bleiben und die Bodenschätze<br />

im Hinblick auf ihre Verwertbarkeit untersuchen.<br />

Hochstetter nahm das Angebot an und<br />

blieb insgesamt neun Monate alleine in Neuseeland.<br />

Dieser Aufenthalt sollte Hochstetters wissenschaftliches<br />

Denken und damit auch<br />

seine spätere Karriere entscheidend prägen.<br />

Insgesamt fünf Tagebüchern dokumentieren<br />

seinen Neuseeland-Aufenthalt. Vier davon<br />

befinden sich seit 2016 dank einer Schenkung<br />

der Familie Hochstetter im Besitz des<br />

Naturhistorischen Museums Wien – das<br />

fünfte wird in der Geologischen Bundesanstalt<br />

aufbewahrt.

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