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Ausgabe 209

Das unparteiische, unabhängige Magazin für ÖsterreicherInnen in aller Welt mit dem Schwerpunkt „Österreich, Europa und die Welt“ erscheint vier Mal im Jahr.

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ÖSTERREICH JOURNAL NR. <strong>209</strong> / 21. 12. 2023<br />

Wissenschaft & Technik<br />

153<br />

des war lange Zeit Metaphysik, weil es keine<br />

Möglichkeit gab, die Theorien zu prüfen.<br />

Mittlerweile sind unsere Methoden aber präzise<br />

genug, um diesen Bereich experimentell<br />

zu erforschen. Wir können Quantensysteme<br />

bauen, die so rein sind, daß wir selbst kleinste<br />

Einflüsse durch Gravitationsfelder nachweisen<br />

können. Zudem gibt es neue theoretische<br />

Ansätze, die unsere Experimente leiten.<br />

Was sind die offenen Fragen im<br />

Bereich Quanteninformation?<br />

Ferlaino: Das Gebiet ist sehr theoriegetrieben<br />

und hat einen ganz neuen Blickwinkel<br />

auf viele Probleme in der Physik ermöglicht.<br />

Im Cluster wollen wir untersuchen, wie verschiedene<br />

physikalische Systeme Quanteninformation<br />

verarbeiten können und wo die<br />

jeweiligen Stärken und Schwächen liegen.<br />

Das Ziel ist es, hybride Systeme zu bauen, die<br />

die Vorteile verschiedener Plattformen kombinieren<br />

können.<br />

Zudem gibt es auch im Be reich der Quantenlogik<br />

neue Optionen: Wir können Quanteninformation<br />

nicht nur mit Qbits verarbeiten,<br />

sondern auch mit Qdits, die mehr Freiheitsgrade<br />

aufweisen und deshalb eine höhere<br />

Informationsdichte erlauben. Die Grundlagen<br />

dafür müssen aber noch aus gearbeitet werden.<br />

Wechselwirkungen<br />

Wenn wir die Grundlagen besser erforschen,<br />

können wir Vielteilchensysteme in Zukunft<br />

gezielter nutzen.<br />

Worum geht es bei der dritten Säule?<br />

Ferlaino: Die dritte Säule beschäftigt sich<br />

mit Komplexität und der Frage, wie man im<br />

Labor Quantensystemen mit vielen Elementen<br />

bauen kann. Damit die Quantenphysik<br />

ihren Lauf nehmen kann, brauchen wir viele<br />

identische kleine Objekte, die wechselwirken<br />

können. Solche Systeme können unter<br />

anderem auch physikalische Gesetzmäßigkeiten<br />

abbilden, die wir dann durch Beobachtungen<br />

besser verstehen können. Als Mo -<br />

delle kommen hier exotische Aggregatzustände<br />

von Materie ins Spiel, zum Beispiel<br />

ultrakalte Gase. Viele dieser neuen Phasen<br />

sind derzeit noch nicht ausreichend erforscht<br />

und oft so komplex, daß Berechnungen uns<br />

nicht weiterbringen können. Die Effekte kön -<br />

nen wir aber trotzdem schon nutzen: Supraleitung<br />

ist ein Phänomen, das auf solchen<br />

Phasenübergängen basiert. Wenn wir die<br />

Grundlagen besser erforschen, können wir<br />

solche Vielteilchensysteme in Zukunft ge -<br />

zielter nutzen.<br />

n<br />

https://iqoqi.at/<br />

Aufwind für Vertrauen in die Wissenschaft<br />

ÖAW-Präsident Faßmann: Erfreulicher Aufwärtstrend, auf dem wir uns aber nicht ausruhen sollten.<br />

Gute Nachrichten bringt das neue Wissenschaftsbarometer<br />

der ÖsterreichilerInnen<br />

in der Bevölkerung genießen. Alle misch Unzufriedenen“, die eine grundsätz-<br />

wächst auch das Ansehen, das Wissenschaft-<br />

senschaftsbarometers untersuchte die „systeschen<br />

Akademie der Wissenschaften (ÖAW).<br />

Das Vertrauen in die Wissenschaft legt im<br />

Vergleich zum Vorjahr leicht zu. 73 % der<br />

Be fragten bewerteten ihr Vertrauen mit<br />

„stark“ oder „sehr stark“. Das ist ein Plus<br />

von 3 Prozentpunkten gegenüber 2022, als<br />

das ÖAW-Wissenschaftsbarometer erstmals<br />

erhoben wurde. Besonders stark zugenommen<br />

hat bei der Vertrauensfrage die Antwortkategorie<br />

„sehr stark“ mit 6 Prozentpunk ten.<br />

Auch der Anteil der überzeugten Skep -<br />

tikerInnen hat sich von 7% auf 6% leicht<br />

verringert.<br />

ÖAW-Präsident Heinz Faßmann sagt:<br />

„Es ist sehr erfreulich, daß das Vertrauen in<br />

die Wissenschaft wieder wächst und wir<br />

einen leichten Aufwärtstrend erkennen können.<br />

Die Verleihung von zwei Nobelpreisen<br />

an österreichische Forscher wird dazu ebenso<br />

beigetragen haben wie die Rücknahme<br />

aller Corona-Maßnahmen. Immer mehr WissenschaftlerInnen<br />

erkennen aber auch, daß<br />

sie sich und ihre Arbeit einer breiten Öffentlichkeit<br />

erklären müssen. Viele tun das mit<br />

Freude und Leidenschaft. Wir dürfen uns<br />

aufgrund dieser positiven Nachrichten aber<br />

keineswegs ausruhen. Bei einem Viertel der<br />

Bevölkerung müssen wir immer noch Überzeugungsarbeit<br />

leisten. Darauf werden wir<br />

uns künftig noch stärker fokussieren.“<br />

Neben dem Aufwind in der Vertrauensfrage<br />

in der Umfrage genannten positiven Ei -<br />

genschaften wie „kompetent“, „qualifiziert“<br />

oder „erfahren“ und „verantwortungsvoll“<br />

leg ten im Vergleich zu 2022 zu. Zudem<br />

sagen 77 % (plus 7), daß Wissenschaft und<br />

Forschung unser Leben verbessern, 80 %<br />

(plus 4) unterstützen die staatliche Förderung<br />

von Wissenschaft und Forschung und<br />

91 % haben positive oder zumindest neutrale<br />

Assoziationen, wenn sie die Begriffe Wissenschaft<br />

und Forschung hören.<br />

»Gesunder Menschenverstand«<br />

weiter hoch im Kurs<br />

Im Kampf gegen die Wissenschaftsskepsis<br />

bleibt aber weiter viel zu tun. Noch im -<br />

mer gibt es hohe Zustimmung zu der Aussage,<br />

daß man sich mehr auf den „gesunden<br />

Menschenverstand“ als auf wissenschaftliche<br />

Studien verlassen soll. 12 % stimmen außerdem<br />

„voll und ganz“ der Aussage zu, daß die<br />

Wissenschaft mit Politik und Wirtschaft un -<br />

ter einer Decke steckt. Mehr Befragte als<br />

2022 halten außerdem den Einfluß von Politik<br />

und Wirtschaft auf die Wissenschaft für<br />

zu hoch.<br />

Unzufriedene vertrauen weniger<br />

Doch wer sind jene Menschen, die der<br />

Wissenschaft besonders skeptisch gegenüberstehen?<br />

Eine Spezialauswertung des Wis -<br />

lich ablehnende Haltung gegenüber der Ge -<br />

sellschaft haben und auch vom eigenen<br />

Leben enttäuscht sind. Diese Gruppe interessiert<br />

sich mit einer Zustimmung von 50 %<br />

deutlich geringer für Wissenschaft und Forschung<br />

als Zufriedene (71 %). Zufriedene<br />

ver trauen der Wissenschaft zu 93 %, Unzufriedene<br />

nur zu 41 %. Aber: Auch Unzufriedene<br />

erwarten zu 78 %, daß sie von Wissenschaftler:innen<br />

über ihre Arbeit informiert<br />

werden, der Kontakt zu Wissenschaft und<br />

Forschung ist noch nicht abgerissen.<br />

m Repräsentative Ergebnisse aus 1.500 Be -<br />

fragungen österreichweit<br />

m Vertrauen in die Wissenschaft leicht auf<br />

73 % gestiegen<br />

m Bereits 77% der Menschen sind überzeugt,<br />

daß Wissenschaft das Leben verbessert<br />

m Nobelpreise tragen zum Ansehen von<br />

WissenschaftlerInnen in der Bevölkerung<br />

bei<br />

m Zustimmung zu staatlicher Unterstützung<br />

von Forschung wächst auf 80 %<br />

m Jede/r Vierte zieht „gesunden Menschenverstand“<br />

wissenschaftlichen Studien<br />

weiterhin vor<br />

m Knapp die Hälfte der Bevölkerung sieht<br />

zu hohen Einfluß von Politik und Wirtschaft<br />

auf die Wissenschaft<br />

http://www.oeaw.ac.at/<br />

»Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at

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