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Ausgabe 209

Das unparteiische, unabhängige Magazin für ÖsterreicherInnen in aller Welt mit dem Schwerpunkt „Österreich, Europa und die Welt“ erscheint vier Mal im Jahr.

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ÖSTERREICH JOURNAL NR. <strong>209</strong> / 21. 12. 2023<br />

Kultur<br />

181<br />

Das Brunnenhaus<br />

Während heute jeder Mönch fließendes<br />

Wasser auf seiner Zelle hat, war im Mittelalter<br />

das Brunnenhaus die einzige Wasserquelle<br />

der ganzen Klosteranlage. Noch heute wird<br />

der Brunnen von einer eigenen Brunnenstube<br />

gespeist. Eindrucksvoll ist das sakrale<br />

Aussehen dieses gotischen Raumes, der<br />

1295 fertiggestellt wurde. Das Brunnenhaus<br />

ähnelt einer prachtvollen Kapelle: Die be -<br />

rühmten gotischen Glasfenster mit Darstellungen<br />

der Babenberger, der im Schlußstein<br />

des Gewölbes thronende Christus (das Original<br />

aus Eichenholz befindet sich im Museum)<br />

und der pyramidenförmige Renaissancebrun -<br />

nen geben dem Raum ein erhabenes Gepräge.<br />

Es ist verwunderlich, daß ein profaner<br />

Raum, der durch Jahrhunderte vor allem die<br />

praktische Funktion einer Waschküche und<br />

Wasserstelle des Klosters innehatte, derart<br />

ästhetisch ausgestaltet worden ist. Doch da -<br />

für gibt es einen theologischen Grund: Die<br />

sakrale Raumgestaltung soll dem Mönch<br />

auch in den profanen Tätigkeiten, also beim<br />

Waschen und Reinigen, bewußt machen, daß<br />

er Gott immer und überall dient. Die Architektur<br />

erinnert den Mönch, daß selbst ge -<br />

wöhnliche Alltagsarbeiten im Angesicht<br />

Christi erfolgen und somit seiner Heiligung<br />

dienen sollen.<br />

Noch heute wird der Brunnen von einer eigenen Brunnenstube gespeist.<br />

Die Fraterie<br />

Dieser Raum diente im Mittelalter den<br />

Fratres, also den Brüdern, als Arbeitsraum.<br />

Verschiedene klösterliche Werkstätten waren<br />

in dem wohl ursprünglich unterteilten Raum<br />

untergebracht: Schusterei, Schneiderei, Tisch -<br />

lerei usw. Neben dieser mittelalterlichen<br />

„Werkstätte“ befand sich die Schreibstube,<br />

das Skriptorium. Dieser wichtige Raum, in<br />

dem die Mönche von Hand Bücher schrieben<br />

oder kopierten, war damals auch der einzig<br />

beheizte Raum im Kloster. Das „Kalefaktorium“<br />

darunter wurde erst 1992 entdeckt<br />

und ist über eine Stiege begehbar.<br />

Alle Fotos: Stift Heiligenkreuz / Österreich Journal / Michael Mössmer<br />

Dieser Raum diente im Mittelalter den Fratres, also den Brüdern, als Arbeitsraum.<br />

»Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at

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