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Ausgabe 209

Das unparteiische, unabhängige Magazin für ÖsterreicherInnen in aller Welt mit dem Schwerpunkt „Österreich, Europa und die Welt“ erscheint vier Mal im Jahr.

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ÖSTERREICH JOURNAL NR. <strong>209</strong> / 21. 12. 2023<br />

Österreich, Europa und die Welt / Oberösterreich<br />

59<br />

können, bedarf es einer offenen und aktiven<br />

Erinnerungskultur, die ohne Scheuklappen<br />

auskommt. Im Salzkammergut wird die Pflege<br />

der Tradition großgeschrieben, die von<br />

Musik über Handwerk, Brauchtum, Bildender<br />

Kunst, Theater, Literatur bis hin zur<br />

Wirtshauskultur reicht. Um die Traditionen<br />

zu verstehen, ist ein klarer Blick auf die Entwicklungen<br />

und Machtverhältnisse notwendig,<br />

die sie geprägt und beeinflußt haben.<br />

Nur so können lokale und globale Identitäten<br />

in ihrem Wandel verstanden und res -<br />

pektiert werden. Eine Spurensuche in der Re -<br />

gion ermöglicht es, die Entstehungsgeschich -<br />

ten und globalen Verbindungen aufzudekken:<br />

m Erinnerungskultur,<br />

m Salzabbau, Monarchie,<br />

m Protestantismus,<br />

m Widerstand,<br />

m Sommerfrische,<br />

m Jüdisches Leben,<br />

m Nationalsozialismus,<br />

m Museen und<br />

m Brauchtum<br />

Die enklavische Lage des Salzkammerguts<br />

zwischen den Bergen führte zwar einerseits<br />

zu einer Abschottung der Region, doch<br />

gab es seit jeher, gerade durch den Salzhandel,<br />

europaweiten Austausch und Einflüsse<br />

von außen. Der Salzabbau seit 7000 Jahren<br />

führte zu Machtkämpfen um die Vorherrschaft<br />

über das Salzkammergut, bildete aber<br />

auch den Reichtum der Region. Die Arbeiterkultur<br />

hat historisch erste soziale Forderungen<br />

erfüllt und maßgeblich zur Absicherung<br />

des Arbeitslebens beigetragen. Die<br />

Habsburger-Herrschaft, der Umgang mit den<br />

ProtestantInnen, die sich hier angesiedelt<br />

hatten, der Widerstand gegen die Obrigkeit,<br />

die Sommerfrische des imperialen Hofs, das<br />

avantgardistische kulturelle vielfach Jüdische<br />

Leben und sein Verschwinden durch die Vertreibungs-<br />

und Vernichtungspolitik der Natio -<br />

nalsozialisten sowie Industrie und Tourismus<br />

haben die Kulturlandschaft geprägt. Kultur<br />

ist also ständig in Bewegung und verändert<br />

sich. Eine bewußte Auseinandersetzung mit<br />

diesen Entwicklungen ist entscheidend, um<br />

die aktuellen Herausforderungen meistern<br />

und die Zukunft gestalten zu können.<br />

Mit unterschiedlichen Formaten will man<br />

unsere Verantwortung wahrnehmen und auch<br />

Lust auf die Auseinandersetzung mit hi stori -<br />

schen Themen machen. Wichtig ist dabei,<br />

daß sie in einen europäischen und inter- na -<br />

tionalen Kontext gesetzt werden, der Blick<br />

aus der einstigen Enklave hinausgewagt wird<br />

und Perspektiven von außen einladen.<br />

© Salzkammergut 2024 / Foto: maschekS.<br />

Die Ausstellung im Lentos Linz begibt sich exemplarisch auf die Suche nach Bildern, die im<br />

Zweiten Weltkrieg im Salzkammergut gesammelt, eingelagert, geraubt, arisiert, zwangsverkauft,<br />

verschoben, verkauft oder gerettet wurden.<br />

Projekte – Beispiele<br />

Im Jahr 2024 wird es in Bad Ischl das<br />

Projekt „k(ritisch) u(nd) k(ontrovers)“ ge -<br />

ben, das eine umfassende Auseinandersetzung<br />

mit der Geschichte der Habsburgermonarchie<br />

zum Ziel hat. Es wird von Dis -<br />

kursformaten begleitet, welche ExpertInnen<br />

aus Europa zusammenbringen. Im neu ge -<br />

stalteten Hotel Austria. Willkommen im Salz -<br />

kammergut Museum der Stadt Bad Ischl (das<br />

bis dato die Geschichte der Stadt nur bis<br />

1914 erzählt hat) wird auf die hundertjährige<br />

Hotelgeschichte sowie auf das Erscheinungsbild<br />

des Gebäudes Bezug genommen<br />

und in einem großen Bogen die Stadtge -<br />

schichte erzählt; eingeschlossen ist die Periode<br />

des Zusammenbruchs der Habsburger<br />

Monarchie, des Nationalsozialismus und auch<br />

die erinnerungskulturellen Formen der Nach -<br />

kriegszeit.<br />

In Kooperation mit dem Lentos Linz wird<br />

im Rahmen einer dreiteiligen Ausstellung in<br />

Linz, Lauffen und Bad Aussee das Thema der<br />

Kunstschätze aufgenommen, die während<br />

der NS-Zeit geraubt und versteckt wurden.<br />

»Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at<br />

Thematisch angeknüpft ist die Graphic Novel-Ausstellung<br />

„Verborgen im Fels. Der<br />

Berg, das Salz und die Kunst“ von Simon<br />

Schwartz am Eingang zum Schaubergwerk<br />

Altaussee.<br />

Die Region um Bad Aussee ist eine Mo -<br />

dellregion für die Erforschung und Vermittlung<br />

von Zusammenhängen und Abhängigkeiten.<br />

Mit der neuen Web-App „7000 Jahre<br />

Salz – das virtuelle Museum Salzkammergut“<br />

wird die uralte Geschichte um das Salzvorkommen<br />

der Region aufgegriffen, kontextualisiert<br />

und mit Themen der Gegenwart<br />

in Verbindung gebracht. Ausgehend von<br />

einer Perlenkette der regionalen Heimatmuseen<br />

läßt sich in einer Verschränkung aus<br />

analog und virtuell die Geschichte des Salzes<br />

von Altaussee bis Gmunden und darüber<br />

hinaus erwandern. Entdeckungen in der ei -<br />

genen Gegend gelingen auch durch das Bartl -<br />

haus, ein einzigartiges Schriftmuseum mit<br />

einer ungewöhnlichen Sammlung von 40.000<br />

Ex-Libris, das neu aufgestellt und internationalisiert<br />

wird…<br />

n<br />

https://www.salzkammergut-2024.at/

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