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ÖSTERREICH JOURNAL NR. <strong>209</strong> / 21. 12. 2023 Österreich, Europa und die Welt / Oberösterreich 58 entwickelt mit 22 weiteren Gemeinden in Oberösterreich und der Steiermark eine Kulturregion, die sich durch das Zusammenwirken von Kunst, Kultur, Wirtschaft und Tourismus neu erfindet. Gemeinsam mit Bad Ischl Salzkammergut werden Tartu (Estland) und Bodø (Norwegen) die Kulturhauptstadt Europas 2024 ausrichten. Es sind etwa 190 Projekte vorbereitet, mehr als 85 Prozent davon werden von lokalen und regionalen ProjektträgerInnen wie KünstlerInnen, Vereinen, Institutionen und Betrieben durchgeführt. Weiters gibt es über 100 assoziierte Projekte, die von externen Institutionen bzw. Personen durchgeführt werden und inhaltlich zu den Programmlinien der Kulturhauptstadt Bad Ischl Salzkammergut 2024 passen. Sie werden seitens der Kulturhauptstadt 2024 mitkommuniziert und in das allgemeine Programmschema integriert. Assoziierte Projekte beschränken sich nicht auf die 23 Kulturhauptstadt-Gemeinden. Sie wirken über die Region hinaus und sind durch ihre inhaltliche Ausrichtung und öffentliche Wirksamkeit besonders unterstützenswert. Themenvielfalt & Programmlinien Das Programm ist eine Auseinandersetzung mit der Region, mit ihrer Geschichte, ihrer Gegenwart, ihren Per spektiven und Vi - sionen für die Zukunft und untersucht ihr Verhältnis zu Europa und der Welt. Durch Kunst und Kultur werden Vernetzungen weiterentwickelt und ausgebaut, regional und international. In vier Programmlinien setzt die Kulturhauptstadt neue Impulse für die Zukunft und holt die Vielfalt aus historisch verwurzelter und zeitgenössischer Kunst und Kultur vor den Vorhang. Die Philosophie der Kulturhauptstadt basiert auf diesen vier Programmlinien: m Macht und Tradition m Kultur im Fluß m Sharing Salzkammergut – Die Kunst des Reisens und m Globalokal – Building The New Das Programm ist so gestaltet, daß die Projekte thematisch den Programmlinien zugeordnet sind. Etliche Projekte verbinden mehrere Programmlinien. Macht und Tradition Eine differenzierte Auseinandersetzung mit Geschichte ist eines der Kernan- liegen von Kulturhauptstädten Europas. Um aus der Vergangenheit Lehren für eine verantwortungsvolle Zukunft ziehen zu © Salzkammergut 2024 / Foto: Paul Sebesta ©Salzkammergut2024 Das Projekt „Hallstatt_Denkwerkstatt 2024“ ist seit 2020 Teil des angewandten Forschungsprojekts „Wohnen in Extremis: Hallstatt – Salzkammergut 2024“ am Forschungsbereich Wohnbau und Entwerfen der Architekturfakultät an der TU Wien. Die von Hamish Fulton entwickelte Walking Art Performance führt vom Salzweg in Gmunden bis nach Steeg, in sieben aufeinanderfolgenden Tagen. »Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at
ÖSTERREICH JOURNAL NR. <strong>209</strong> / 21. 12. 2023 Österreich, Europa und die Welt / Oberösterreich 59 können, bedarf es einer offenen und aktiven Erinnerungskultur, die ohne Scheuklappen auskommt. Im Salzkammergut wird die Pflege der Tradition großgeschrieben, die von Musik über Handwerk, Brauchtum, Bildender Kunst, Theater, Literatur bis hin zur Wirtshauskultur reicht. Um die Traditionen zu verstehen, ist ein klarer Blick auf die Entwicklungen und Machtverhältnisse notwendig, die sie geprägt und beeinflußt haben. Nur so können lokale und globale Identitäten in ihrem Wandel verstanden und res - pektiert werden. Eine Spurensuche in der Re - gion ermöglicht es, die Entstehungsgeschich - ten und globalen Verbindungen aufzudekken: m Erinnerungskultur, m Salzabbau, Monarchie, m Protestantismus, m Widerstand, m Sommerfrische, m Jüdisches Leben, m Nationalsozialismus, m Museen und m Brauchtum Die enklavische Lage des Salzkammerguts zwischen den Bergen führte zwar einerseits zu einer Abschottung der Region, doch gab es seit jeher, gerade durch den Salzhandel, europaweiten Austausch und Einflüsse von außen. Der Salzabbau seit 7000 Jahren führte zu Machtkämpfen um die Vorherrschaft über das Salzkammergut, bildete aber auch den Reichtum der Region. Die Arbeiterkultur hat historisch erste soziale Forderungen erfüllt und maßgeblich zur Absicherung des Arbeitslebens beigetragen. Die Habsburger-Herrschaft, der Umgang mit den ProtestantInnen, die sich hier angesiedelt hatten, der Widerstand gegen die Obrigkeit, die Sommerfrische des imperialen Hofs, das avantgardistische kulturelle vielfach Jüdische Leben und sein Verschwinden durch die Vertreibungs- und Vernichtungspolitik der Natio - nalsozialisten sowie Industrie und Tourismus haben die Kulturlandschaft geprägt. Kultur ist also ständig in Bewegung und verändert sich. Eine bewußte Auseinandersetzung mit diesen Entwicklungen ist entscheidend, um die aktuellen Herausforderungen meistern und die Zukunft gestalten zu können. Mit unterschiedlichen Formaten will man unsere Verantwortung wahrnehmen und auch Lust auf die Auseinandersetzung mit hi stori - schen Themen machen. Wichtig ist dabei, daß sie in einen europäischen und inter- na - tionalen Kontext gesetzt werden, der Blick aus der einstigen Enklave hinausgewagt wird und Perspektiven von außen einladen. © Salzkammergut 2024 / Foto: maschekS. Die Ausstellung im Lentos Linz begibt sich exemplarisch auf die Suche nach Bildern, die im Zweiten Weltkrieg im Salzkammergut gesammelt, eingelagert, geraubt, arisiert, zwangsverkauft, verschoben, verkauft oder gerettet wurden. Projekte – Beispiele Im Jahr 2024 wird es in Bad Ischl das Projekt „k(ritisch) u(nd) k(ontrovers)“ ge - ben, das eine umfassende Auseinandersetzung mit der Geschichte der Habsburgermonarchie zum Ziel hat. Es wird von Dis - kursformaten begleitet, welche ExpertInnen aus Europa zusammenbringen. Im neu ge - stalteten Hotel Austria. Willkommen im Salz - kammergut Museum der Stadt Bad Ischl (das bis dato die Geschichte der Stadt nur bis 1914 erzählt hat) wird auf die hundertjährige Hotelgeschichte sowie auf das Erscheinungsbild des Gebäudes Bezug genommen und in einem großen Bogen die Stadtge - schichte erzählt; eingeschlossen ist die Periode des Zusammenbruchs der Habsburger Monarchie, des Nationalsozialismus und auch die erinnerungskulturellen Formen der Nach - kriegszeit. In Kooperation mit dem Lentos Linz wird im Rahmen einer dreiteiligen Ausstellung in Linz, Lauffen und Bad Aussee das Thema der Kunstschätze aufgenommen, die während der NS-Zeit geraubt und versteckt wurden. »Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at Thematisch angeknüpft ist die Graphic Novel-Ausstellung „Verborgen im Fels. Der Berg, das Salz und die Kunst“ von Simon Schwartz am Eingang zum Schaubergwerk Altaussee. Die Region um Bad Aussee ist eine Mo - dellregion für die Erforschung und Vermittlung von Zusammenhängen und Abhängigkeiten. Mit der neuen Web-App „7000 Jahre Salz – das virtuelle Museum Salzkammergut“ wird die uralte Geschichte um das Salzvorkommen der Region aufgegriffen, kontextualisiert und mit Themen der Gegenwart in Verbindung gebracht. Ausgehend von einer Perlenkette der regionalen Heimatmuseen läßt sich in einer Verschränkung aus analog und virtuell die Geschichte des Salzes von Altaussee bis Gmunden und darüber hinaus erwandern. Entdeckungen in der ei - genen Gegend gelingen auch durch das Bartl - haus, ein einzigartiges Schriftmuseum mit einer ungewöhnlichen Sammlung von 40.000 Ex-Libris, das neu aufgestellt und internationalisiert wird… n https://www.salzkammergut-2024.at/
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