Das Männerdorf 1 - Hermann W. Prignitzer
Das Männerdorf 1 - Hermann W. Prignitzer
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„Na dann hau’n Sie mal ab. Aber zum Abendbrot pünktlich wieder hier sein.“<br />
„Ja, ja, bin ich, auf mich is’ Verlass, ich hab’ doch meine Taschenuhr mit. Und schönen<br />
Dank auch, Bruder.“ – Und weg war er, der Herr Bergemann; einer von den Rüstigen, obwohl<br />
schon Ende 80. Und ich wandte mich wieder Herrn Hüngen zu. – „Sie, das haben jetzt nich’<br />
mit angehört, is’ das klar.“<br />
„Klar is’ das klar, ich werd’ Sie doch nich’ in die Pfanne hauen, Bruder, was hätt’ ich davon,<br />
außer dass ich an dem Ast sägen würde, auf dem ich doch auch sitze. Denn was wär’<br />
denn, wenn sie Sie entlassen würden. Zustände wie vorher. Wir Alten der letzte Dreck.“<br />
„Kommen Sie, Herr Hüngen, übertreiben Sie nich’.“<br />
„Da gibt’s nischt zu übertreiben, Bruder. Der hier zum Beispiel vor Ihnen rumgelaufen<br />
is’... egal, was er einem mitzuteilen hatte, das ging nie ohne Kommandoton ab. Der Kerl hatte<br />
auch nich’ einen Funken von Menschlichkeit im Leib. Fragen Sie mal Erwin, der bestätigt<br />
Ihnen das. Und nich’ nur, weil er im Moment... nee, lassen Sie mal, das führt jetzt zu weit.“<br />
„Was?“<br />
„Nee, Bruder, nich’ fragen, lieber nich’. Ich weiß auch nich’, was heut mit mir los is’.<br />
Kommt mir so vor, als will sich so quasi eine Schleuse nach der andern öffnen. Aber jetzt<br />
sollt’ damit Schluss sein. Ich werd’ mich mal lieber verzieh’n, nich’ dass Sie aus allen Wolken<br />
fallen, und Erwin gleich mit, und ich hab’ dann womöglich was vermasselt.“<br />
„Was denn ‚vermasselt‘?“<br />
„Nee, nee, um Himmelswillen, Bruder, das wollt’ ich jetzt wirklich nicht zur Sprache<br />
bringen. Im Gegenteil, ich freu’ mich doch für Erwin, da werd’ doch jetzt keinen Sand ins<br />
Getriebe schütten, is’ doch alles gut, wie es is’. Und da steh’ ich auch hundertprozentig dahinter.<br />
Da brauchen Sie sich überhaupt keine Gedanken zu machen –“<br />
„– worüber denn?“<br />
„Na über gar nischt. Vergessen Sie mein Gequatsche, Bruder. <strong>Das</strong> hat nix auf sich. <strong>Das</strong><br />
is’ doch nur –“<br />
„– Sie, das find’ ich jetzt nich’ gut, was Sie grad mit mir machen, Herr Hüngen. Ich<br />
würd’ schon gern wissen, woran ich bin. Also was soll das Gerede? Was is’ mit Herrn Schubert<br />
und mir?“<br />
„Na gut, ich sag’s Ihnen, Bruder. Aber vorher muss ich Ihnen sagen, dass ich gegen all<br />
das nischt habe. So wie das jetzt zwischen Erwin und Ihnen is’, das is’ für mich alles akzeptabel,<br />
nur dass Sie das von vornherein wissen. Da brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen.“<br />
„Ja, und weiter?“<br />
„Na ja, der Erwin... na Gott ja, der konnt’ gestern Nachmittag mir gegenüber nich’ an<br />
sich halten, dazu war zu sehr aus’m Häuschen. Außerdem kennt er mich ja und weiß, wie ich<br />
zu so was stehe, na zu solchen, wie der Justus einer war. Also nich’, dass ich das nachvollziehen<br />
konnte, woran der seinen Spaß hatte –<br />
“– aber Sie konnten es stehen lassen?“<br />
„Na und ob, Bruder. Warum soll nich’ jeder nach seiner Fasson selig werden, was is’<br />
schon dabei. Der eine so, der andre anders. Und solange man sich nich’ ins Gehege kommt.<br />
Aber Erwin denkt jetzt, eins darf er vor Ihnen nich’ zugeben, nämlich, dass er schon lange<br />
nach zwei Seiten tendiert. Und deshalb hab’ ich vorhin ja auch gesagt, Sie sollen ihm gegenüber<br />
mal nischt von meiner Lilli erwähnen, weil... na ja sonst rutscht ihm womöglich das<br />
Herz in die Hose, weil er dann denkt, nun Sie wissen auch das von Justus, nämlich dass er den<br />
kurz danach... ich meine, kurz nachdem er was mit der Lilli hatte, da hatte er dann den Justus<br />
zum Freund und den hat er dann auch immer tüchtig bestiegen. Erwin is’ doch der, mit dem<br />
Lilli ihren Mann erwischt hat. <strong>Das</strong> in flagranti.“.<br />
„Ach so hängt das alles zusammen.“<br />
„Ja, ja, so war das alles. Aber das hat Erwin Ihnen gegenüber nich’ rauslassen mögen.<br />
Deshalb hat er Ihnen nur das von seinem Schwager erzählt. Und dass er das mit dem aus lau-<br />
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