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Das Männerdorf 1 - Hermann W. Prignitzer

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„Na und, dann geht es eben heute mal ohne die Schmiere, massierst mich nur tüchtig. Ja,<br />

machst du mir die Freude? Jetzt, wo wir endlich mal so richtig ins Gespräch gekommen sind.<br />

Ich meine, so von Mann zu Mann. Du, guck mich mal ganz genau an, Junge, sei mal ehrlich,<br />

bist du wirklich sicher, dass ich mich noch mal rappel, Gliedmaßen kriege, mit denen ich auch<br />

wieder was anfangen kann?“<br />

„Aber deshalb schmieren wir Sie doch jeden Tag ein.“<br />

„Und das hilft auch, meinst du?“<br />

„Wenn wir es regelmäßig machen.“<br />

„Du meinst, kein Mal auslassen?“<br />

„Ja, wär’ schon besser.“<br />

„Und wenn du heute trotzdem eine Ausnahme machst?“<br />

„Würde ich aber nicht wollen, ich will, dass Sie wieder gesund werden.“<br />

„Und alles andre, meinst du, das wäre ein Risiko?“<br />

„Ja, ich denk’ schon. Jedenfalls sollten wir es nicht drauf ankommen lassen. Doktor Sauer<br />

besteht doch nicht umsonst auf strikte Regelmäßigkeit.“<br />

„Und das sagst du jetzt auch nur, weil du willst, dass ich wieder gesund werde?“<br />

„Ja, genau deshalb.“<br />

„Na gut, dann will ich mal für heute nicht weiter in dich dringen. Pack mich ins Bett.“<br />

„Ja, mach’ ich.“ – Und macht’ ich dann auch, den Vorhang vors Fenster gezogen. Ich<br />

schob den Mann per Rollstuhl ans Bett, ich half dem Mann aus der Strickjacke, aus dem<br />

Nachthemd, und ich hob ihn an, den Mann, und mir inzwischen ein sicherer Griff, ihm nicht<br />

weh zu tun. – „Ach machst du das wieder gut, Junge. So wie du mich anfasst, da merk ich,<br />

dass du was für mich übrig hast. Dagegen machen es die Andern regelrecht lieblos.“<br />

„Die machen das auch nicht lieblos.“<br />

„Hör auf, mir zu widersprechen. Ich hab’ doch wohl heute Abend schon genug klein beigegeben.“<br />

– Was ich überhörte. Den Mann ins Bett gepackt, schmierte ich ihm die Knöchel<br />

ein, die Knie, die Beckenknochen, die Hüften. Und dann kamen die Schultern dran, die Ellbogen,<br />

die Handgelenke, die Finger. Worauf ich dem Mann wieder ins Nachthemd half, ihn<br />

zudeckte. Und dass der Mann ein gewisses Erregtsein blicken ließ, ich ihn so schon aus dem<br />

Rollstuhl gehoben, das übersah ich geflissentlich und ward jetzt gefragt: „Weißt du eigentlich,<br />

dass sie hier schon ein paarmal außer der Reihe den Doktor gerufen haben, weil mir am Gemächt<br />

was zu reparieren war?“<br />

„Was zu reparieren?“<br />

„Na ja, ich hatte einen Dauerbolzen.“<br />

„Ach das. Ja, ja, das weiß ich.“<br />

„Und?“<br />

„Was und?“<br />

„Na was du davon hältst. Meinst du auch, dass ich in solchen Fällen unbedingt eine Spritze<br />

nötig habe?“<br />

„Wenn es sich anders nicht wieder beruhigt.“<br />

„Also würde du auch nach dem Doktor schreien, wenn du so was an mir bemerken würdest?“<br />

„Wieso, wäre das nicht in Ihrem Sinne?“<br />

„Zu dir gesprochen: Nein. Jedenfalls nicht, bevor mir so was Schmerzen macht. Wenn<br />

ich mich schier krümme, ist es wohl zu spät, aber zunächst könnte man mir auch mit einer<br />

beherzten Handreichung helfen. Müsste man ja nicht an die große Glocke hängen. Wir sind ja<br />

schließlich keine Marktweiber.“<br />

„Sie, das is’ gleich zehn, ich muss rüber.“<br />

„Aber verstanden, was ich meine, hast du?“<br />

„Ja, hab’ ich.“<br />

„Solltest du aber für dich behalten. Du wirst mir doch nicht schaden wollen.“<br />

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