Das Männerdorf 1 - Hermann W. Prignitzer
Das Männerdorf 1 - Hermann W. Prignitzer
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mauser Weg raus. Gar nicht weit von’er Kirche. – Mensch, Jochen, ick lieb’ dich. Und morgen<br />
Abend, da kann ick dich dann endlich auch ficken.“<br />
„Kommt Arnold da auch hin?“<br />
„Nee, nee, von außerhalb darf da nur ich. Arnold kriegt ja zur Entschädigung det hier im<br />
Wald organisiert. <strong>Das</strong> läuft über mehrere Kanäle, aber letztlich läuft allet über Gottfried. Und<br />
der wiederum, der kriegt dafür von uns immer mal diesen oder jenen Anwärter zugeführt?“<br />
„Was is’n das, ’n Anwärter?“<br />
„Na ein Polizist im ersten Dienstgrad. Wenn du bei uns anfängst, biste ’n Anwärter. So<br />
wie’de bei der Armee zuerst nix als ’n Soldat bist.“<br />
„Und was hast du für’n Dienstgrad?“<br />
„<strong>Das</strong> nennt sich Obermeister. Und Arnold is’n Leutnant. Und das spielt das Arschloch<br />
auch kräftig aus. Hör mal, da hupt er schon wieder.“<br />
„<strong>Das</strong>s er sich das um diese Zeit so traut.“<br />
„Wieso, hier is’ doch sonst keener. Nachts schon gar nicht. Aber am Tage auch nich’.<br />
Hier siehst du kaum mal eenen.“<br />
„Aber hier werden doch Bäume gefällt.“<br />
„Meinst du die Schneise? Die is’ nich’ neu, die gibt’s hier schon seit zehn Jahren. <strong>Das</strong><br />
sollt mal ’ne Straße durch den Wald werden. Hin zu ’nem geplanten Objekt für die Kasernierte<br />
Volkspolizei, die et doch mal gab. Aber das Vorhaben haben sie irgendwann wieder<br />
abgeblasen. Und dann blieb hier von einem Tag zum andern allet liegen. Stück weiter hoch<br />
steht sogar noch ’n alter Bauwagen. Den haben sie vergessen, und vermisst scheint ihn keiner<br />
zu haben, also darf er da nu verrotten. Na ja, wie det eben manchmal bei uns so zugeht. – Ja,<br />
ja, hup mal, du Ochse. Deshalb komm’ ich trotzdem nicht schneller.“<br />
„Und wenn sie ohne dich abfahr’n?“<br />
„Die fahr’n nich’ ohne mich ab.“<br />
„Und das gibt es hier jeden Freitag, ja?“<br />
„Ja, ja, jeden Freitag. Jedenfalls so lange es noch nicht zu kalt is’ für so wat. Oder<br />
wenn’et zu sehr schüttet, dann komm’n wa auch nich’, aber ansonsten sind’wa da. Welche<br />
von uns, und die andern aus Darneute und Hirschwalde. Die kommen freitags bis nach<br />
Bünow, stellen da ihre Autos ab und dann geht’s mit unserm Fahrzeug weiter. <strong>Das</strong> is’ so’n<br />
Mannschaftswagen, und mit dem kutschen’wa dann allesamt hier her. <strong>Das</strong> organisiert der<br />
Genosse, der bei uns den Fahrzeugpark unter sich hat. Der fährt uns auch. Na ja, der fährt uns<br />
nicht nur, der kommt auch mit ficken. <strong>Das</strong> war dieser Konrad, der den Bubi genommen hat,<br />
als Arnold sich mit Dir in die Büsche geschlagen hat. Aber Konrad kann immer nur freitags.<br />
Deshalb der Freitag. An den andern Abenden kommt er von zu Hause nicht weg. Der steht<br />
nämlich bei seiner Frau mächtig unterm Pantoffel. Aber ohne ihn sind wir aufgeschmissen.<br />
Den Wagen gibt er nur raus, wenn er mitkann. – Wart mal, dich jetzt nicht erschrecken.“ Und<br />
vom Harri ein greller Pfiff auf zwei Fingern, und von sehr nahe wurde ebenso durchdringend<br />
zurückgepfiffen, und nach wenigen Metern erreichten wir die Straße, den Emmauser Weg,<br />
und weit bis zur Kirche war es tatsächlich nicht, das sah ich. Und andere Richtung, Richtung<br />
Bünow... „Wo steht’n euer Auto?“<br />
„Da drüben, schräg rüber, zwischen den Bäumen. – So, bis morgen, Jochen. Ob’s wirklich<br />
’n Fickfest gibt, kann ich dir nicht versprechen, aber jedenfalls sehen wir uns. Und miteinander<br />
ins Bett können wir ooch.“<br />
„Und was is’ jetzt mit dir, kriegst du Ärger?“<br />
„Ach i wo. Allenfalls werd’ ich noch genagelt, ruckeldischuckel beim Fahr’n. Aber das<br />
hat’s umsonst. Und nun geh’ mal, sonst komm’ ick hier nie weg, dazu bin ick viel zu verliebt.“<br />
„Du, da kommt einer“, einer mit Taschenlampe, und als ich hörte: „Mensch, was is’ denn<br />
hier los, Harri, kommst du nun endlich“, da war klar, das war dieser Arnold, und schon war er<br />
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