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Das Männerdorf 1 - Hermann W. Prignitzer

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Opachen Emil und wo der Herr Boche... na dann mal; nun wollt’ ich’s auch wissen, und ich<br />

stapfte durch den Sand, sah über den See, groß war er nicht; war garantiert fix umrundet, aber<br />

wozu ihn umrunden, ich wollt’ nur gradaus in den Wald, und gradaus, am Ende des Sees,<br />

Sandstrand verebbt, war ein Weg, der schien um den See herumzuführen, konnt’ sein, so kam<br />

man ins Dorf. Ja, kam man, kam unweit des Angers raus, entdeckte ich Tage später bei Tag,<br />

aber jetzt ging ich den Weg nur fünf, sechs Meter, und da kam ein Querweg mit Wegweiser<br />

rein in den Wald. – Was stand da auf dem Schild, wo ging’s da hin? Grad wollt’ ich ein<br />

Streichholz anreißen, da raschelt’s, da knackt es im Wald, und wenige Schritte vor mir überquert<br />

wer den Weg, von dem ich grad wissen wollte, wo der denn hinführte. Was mir jetzt<br />

umgehend egal war, wohin man da kam; mich interessierte jetzt ausschließlich, wer da wohl<br />

rumspukte. Sollt’ ich ihm nachgehen? Rein in den Wald, da wo der Bursche abgetaucht war?<br />

‚Na klar, was sonst‘, dacht’ ich, und ich wollt’ mich grad in Bewegung setzen, da raschelt’s,<br />

da knackt’s, und wieder überquert wer den Weg in selbiger Richtung, und dem Kerl schier auf<br />

den Fersen der Nächste. – ‚Na so was‘, dacht’ ich, ‚sind die hier etwa im Rudel unterwegs?‘ –<br />

Ja, schien so zu sein, denn... na hoppla, da kam ja noch einer. Und wieder verschwand er genau<br />

dort, wo die anderen verschwunden waren; neben einer einsamen Birke ab durch die Kiefern.<br />

Kam man von da aus womöglich zu einem Revier, wo man sich gemeinhin traf? Möglich<br />

war’s, und ich setzte mich in Bewegung, auch auf die Gefahr hin, dass ich da an der Birke<br />

jetzt mit jemandem zusammenstieß. Stieß ich aber nicht, noch wer kam nicht in diesem<br />

Moment, aber neben der Birke ein Trampelpfad, rein ins Gehölz. – Na ja, dann mal los, trotz<br />

fröstelnder Kopfhaut ab durch den Wald, mal sehen, wo die Burschen abgeblieben waren, die<br />

da vor mir an der Birke vorbei ab ins Gehölz, und weg waren sie; wo waren sie denn hin?<br />

Und stehen blieb ich, mich ein paar Meter in den Forst gewagt, und ich lauschte, aber ohne<br />

Gewinn; zu hören war nichts, und zu sehen war auch nichts. Stockfinster. Ich konnt’ mal gerade<br />

so eben, mir zu Füßen, den Trampelpfad ausmachen, und ich setzte mich wieder in<br />

Gang. Irgendwo mussten die Burschen ja geblieben sein; die hatte der Wald doch nicht verschluckt.<br />

– Nee, das nicht, gewiss nicht, aber mich gruselte, und jetzt fror mir nicht nur die<br />

Kopfhaut; mir Hasenfuß, der ich eigentlich gar kein Hasenfuß war, aber so mitten im nachtschwarzen<br />

Tann, und um mich herum womöglich ein Rudel Verrückter... na ja, ich hatte<br />

schon gemütlichere Momente erlebt, wollte ich irgendwo was erleben, aber trotzdem:<br />

‚Komm, hab’ dich nicht so, das sind keine Wildschweine‘, dacht’ ich, und ich stolperte weiter,<br />

ich schlich mich voran, ich im Diakonskittel, und was, wenn die Kerle nun vor mir Angst<br />

kriegten, sich ertappt fühlten, mich kalt machten? – ‚Nee‘ dacht‘ ich, ‚Quatsch‘, dacht’ ich,<br />

‚sonst hätt’ mich doch dieser Richard vorhin... der hat mir doch auch nichts tun wollen, außer<br />

was Gutes, nun hab’ dich nicht so‘, und ich tappte voran, denn es trieb mich voran, und irgendwo<br />

mussten die Burschen ja auch abgeblieben sein, wo waren sie denn hin, wo war denn<br />

deren Revier? War ich längst dran vorbeigelaufen? Wenn ja, warum hatte dieser Trampelpfad<br />

dort nicht geendet, oder hatte der mit alledem nichts zu tun, führte der sonstwo hin und ward<br />

von den Leutchen immer nur ein Stück weit genutzt, weil’s ihn halt gab, und hatte ich im Finstern<br />

womöglich längst einen Abzweig verpasst? Die liefen doch wohl nicht sonstwie weit;<br />

warum sollten sie auch, der Wald gab es doch überall her, oder war er da, wo ich jetzt lief,<br />

links und rechts allzu verstrüppt, knapp ein Reinkommen, kein Durchkommen? Ja, konnt’<br />

schon sein, sah so aus. Und hoppla, da war was, ich hört’ was, und stehen blieb ich, ich<br />

lauschte, aber ich schien mich getäuscht zu haben, und es schien mir geraten, meinem Ausflug<br />

ein Ende zu machen, ich sollt’ mich verziehen. – Oder nee, halt mal, da war doch schon<br />

wieder was. Hatte da weiter vorn nicht einer gejucht, oder was war das gewesen? – Tja, was<br />

war das gewesen; wieder war Stille, und dennoch konnt’ es doch sein, ich war nahe dran, und<br />

umkehren konnt’ ich ja immer noch, und also schlich ich nun weiter, und schon nach wenigen<br />

Metern mir die Gewissheit: Pfad gradaus weiter vorn, da war was im Gange, da rumorte doch<br />

was, und Stimmen hört’ ich, und da hustete wer... na nun mal los, und weiter lief ich, und<br />

hoppla, wo war ich denn jetzt gelandet? Pfad zu Ende, ich eine Schneise erreicht, der Wald<br />

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