Das Männerdorf 1 - Hermann W. Prignitzer
Das Männerdorf 1 - Hermann W. Prignitzer
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hätten. Aber Gottfried war an einer Spielwiese interessiert. Der geht hier ein und aus, wie es<br />
ihm passt. Hat für das hier einen eigenen Schlüssel. Und wehe, wir ließen unsern von innen<br />
stecken. Aber das machen wir schon Richards wegen nicht. Der hat nämlich auch einen<br />
Schlüssel. Und den legt er, wenn er nachts loszieht, draußen unter die Fußmatte, weil mitnehmen,<br />
das wär’ zu riskant, da könnt’ er ihn verlieren.“<br />
„Und was is’ mit den Andern? Geh’n die nie nachts raus?“<br />
„Nein, die haben Nachtangst. Sobald es dunkelt, trauen sie sich nicht weg. Vergiss nicht,<br />
Jochen, dass sie alle Vier, so normal sie dir mitunter auch vorkommen mögen, seelische<br />
Schrammen haben. Und was für welche. Die sind allesamt psychisch krank, und auch geistig<br />
nicht so auf der Höhe, dass sie sich im Alltag behaupten könnten, das wirst’ schon noch merken.<br />
Genauso wie du noch mitkriegen wirst, dass sie zuweilen hart angefasst werden müssen,<br />
um sie im Griff zu haben. Nie Widerspruch dulden. – Na lass mal, das lernst du schon mit der<br />
Zeit. – So, nun wollen wir mal wieder zu uns rübergehen. Ist schon ein Wunder, dass Harri<br />
nicht längst nachgeschaut hat, wo wir abgeblieben sind. Hat er dich eigentlich vorhin auf der<br />
Toilette noch ein zweites Mal durchgefickt.“<br />
„Nee.“<br />
„Na oben scheint auch nichts mehr los zu sein. Ist auf einmal so still geworden.“<br />
Ja, war es. Als wir oben ankamen, da gab’s da kein Geficke mehr. Im Schlafraum war nur<br />
noch Richard beim Helmut, der platt auf dem Bett lag, mit Inbrunst am Nuckeln. Die bemerkten<br />
uns nicht, und die hatten auch kein Publikum mehr. Herbert und Albert hatten sich<br />
auf ihre Betten verzogen; Albert bis zur Halskrause sich zudeckt, Herbert lag ohne was da,<br />
hatte sich an den Gerhard geschmiegt. Und keiner sagte was, und wir sagten ebenfalls nichts;<br />
wir hielten uns nicht weiter auf, wir gingen zu Erich ins Zimmer und da sahen wir auf Anhieb,<br />
warum Harri noch nicht nach uns geschaut hatte: der bumste grad Klaus, der bäuchlings<br />
über einem der Sessel lag, und seufzelnd vor sich hin stöhnelte, und Harri keuchte: „Nich’<br />
stör’n, mich ja nich’ stör’n, sonst wird’s nischt, aber ick will noch wat loswerden.“<br />
„Und ich will noch was reinhaben.“<br />
„Ja, ja, macht mal“, sagte Erich, und der raunte: „Komm Jochen, komm mit.“ Und Erich<br />
zog mich aus dem Zimmer, rein in den Gemeinschaftsraum. Und dann schloss er hinter uns<br />
leise die Zimmertür. – „Setz dich, ich mach uns noch ’ne Flasche Wein auf.“<br />
„Unsere Gläser stehen aber drüben bei dir auf’m Tisch.“<br />
„Ja, ja, lass sie mal stehen, wir nehmen neue. Wenn Harri jetzt nämlich von irgendwas<br />
abgelenkt wird, hat Klausi das Nachsehen. Dem sein Höchstes ist es doch, wenn sich einer in<br />
ihm ablädt. Dafür hat er ein Gefühl wie sonst kaum einer. Der sagt immer, das macht ihm eine<br />
wahnsinnige Hitze im Darm. Und das wäre genau das, was er brauchte. Aber so wie es jetzt<br />
da drüben damit steht... ich kenn’ doch Harri. Der ist zwar tüchtig potent, das ist er schon,<br />
aber trotzdem traut er sich regelmäßig zu viel zu. Der ist schon oftmals beim letzten Fick auf<br />
halber Strecke verebbt. Was bei andern nicht so gefährlich ist, wenn er da plötzlich nicht mehr<br />
weiter kann, aber für Klausi hat das was arg Enttäuschendes. Erst liegen ihm alle Nerven<br />
blank, und dann erfüllt sich’s ihm nicht. Der kommt dann mitunter regelrecht ins Tattern, als<br />
überkommt ihn ein Nervenfieber. – So, zum Wohl auch, Jochen. Ich hoffe, es gefällt dir bei<br />
uns.“<br />
„Ja, is’ schon mächtig aufregend“, sagt’ ich und trank und stellte mein Glas ab, und Erich<br />
fragte: „Sag mal, wie war das denn eigentlich gestern? Warst du da nachts zum ersten Mal im<br />
Wald oder warst’ da schon öfter?“<br />
„Nee, nee, vorher war ich da noch nich’. Wusst’ allerdings von einem unserer Heimbewohner<br />
schon seit längerem, dass da nachts was los is’. Hab’ aber nicht geahnt, dass es so<br />
Viele sind. Und dass da außerdem noch welche von der Polizei mitmischen, wusst’ ich auch<br />
nicht.“<br />
„Ja, ja, immer freitags. Haben auch Zuspruch wie wahnsinnig.“<br />
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