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Das Männerdorf 1 - Hermann W. Prignitzer

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„– ja, ja, könnt ihr ja. Der junge Mann soll sich doch bloß mal fix vorzeigen, nur auf’m<br />

Treppenabsatz. Na nu kommen’se mal, Jochen. Und keene Angst, ick bin noch ’n ganz manierlicher<br />

Anblick, auch wenn ich mich momentan nich’ grad rausgeputzt hab’“<br />

„Na dann geh man, zeig dich vor, sonst werden’wa sie nich’los“, raunte Harri, und ich<br />

stiefelte denn also, warum auch nicht?, wieder ein paar Stufen retour, hin zu dem Absatz, an<br />

dem die Treppe einen Knick machte. Und unten im Flur, am Fuße der Treppe, da stand sie,<br />

die Mutter vom Harri, vom Gottfried. – ‚Stramme Statur, is’n ganz schöner Feger‘, hätte mein<br />

Vater jetzt vermutlich gesagt, und vermutlich hätte er, wäre ich mit ihm allein gewesen,<br />

schnurstracks hinzugefügt: ‚Wetten, dass die es noch wissen will, Junge? Der juckt es noch<br />

mächtig, das sieht man. Du, ich sag dir, das ist eine von den Weibern, da brauchst du als<br />

Mann nur einmal mit’m Finger zu schnippen‘ – Ja, ja, von solcher Denkungsart samt entsprechendem<br />

Sprachschatz-Zuschnitt war mein Vater. <strong>Das</strong> heißt, so etwa hätte er sich, meine<br />

Mutter nicht zugegen, mir gegenüber wohl ausgedrückt, wenn er der Frau Hobler in dem Aufzug,<br />

in dem sie da jetzt am Fuße der Treppe stand, ansichtig geworden wäre. Und meine<br />

Mutter hätte gesagt: ‚Mein Gott, wie kann sie nur, und das in dem Alter.‘ – Nun ja, mir ward<br />

jedenfalls nicht gerade ein landläufiger Anblick zuteil. Frau Hobler im rosa Morgenmantel,<br />

kein Gürtel drum, nur mit einer Hand lässig zugehalten, und ich den Eindruck, ansonsten<br />

hatte sie wohl nix am Leibe, die stattliche Person, mächtiger Busen voran, und die Frau nicht<br />

grad zaghaft geschminkt und mit auffällig rot gefärbten Haaren, nicht grad penibel frisiert,<br />

eher zerwühlt, so als wäre die Frau nur mal fix aus dem Bett gesprungen, und zu der sagt ich<br />

nun brav: „Hier, das bin ich, Frau Hobler. Guten Abend, Frau Hobler.“<br />

„N’abend, Junge. Na siehste, so einfach is’det. Und dass ick nur mal so knapp bekleidet<br />

bin, ist dir offentlich nich’ peinlich.“<br />

„Nee, det macht mir nichts aus.“<br />

„Und dass ick’da dutze, ooch nich?“<br />

„Na, dann komm mal ganz zu mir nach unten, gib mir die Hand, Junge.“<br />

„Du, Mama, det reicht jetzt.“<br />

„Harri, fahr’ mir nich’ über’n Mund, hörste. – Nu komm mal, Jochen, komm runter, ich<br />

beiß nich’. Wo hatt’n Harri dich eigentlich aufgegabelt?“<br />

„In Emmaus. Ich arbeite da im Altersheim.“<br />

„Na so wat. Da kennste wohl auch meinen Ältesten, den Gottfried?“<br />

„Ja, kenn’ ich“, sagt’ ich, der ich nun unten angekommen war und der Frau Hobler die<br />

Hand gab, und Frau Hobler hatte einen kräftigen Händedruck, und hoch zu Harri rief sie:<br />

„Wie is’n det, Harri, soll det zwischen dir und Jochen wat Festeres werden?“<br />

„Ja, soll’et, Mama.“<br />

„Det heißt, du schleppst den Jungen jetzt öfter an?“<br />

„Ja, hab’ ich vor, Mama.“<br />

„Na, wenn es so is’, Junge, dann solltest’ mich duzen. Ich heiß’ Gitta, und ich sag’ dir<br />

gleich, ich bin dem Leben noch mächtig zugetan.“<br />

„Ja, ja, und dem Alkohol.“<br />

„Harri, halt jetzt die Klappe da oben, mach’ma nich’ böse – Wat wollt’ ick grad sagen?<br />

Ach ja, dass ich noch wat für’t Leben übrig habe. Hab’ grad wieder eenen bei mir. Waldemar<br />

heißt, ist zwölf Jahre jünger als. Na wie findst’det? Findst’det jut?“<br />

„Ja, find’ ich. Is’ schon beachtlich.“<br />

„Ja, wat? Tja, so bin ich, Jochen, und denk mal nich’, dass ich nur den Waldemar habe.<br />

Ich hab’ noch ’n paar Andre. Du, ich sag dir wat: Ich mach mir zunutze, dass’et so und so<br />

viele Weiber gibt, die vom gewissen Alter an ihre Männer nich’ mehr an sich ranlassen. Du,<br />

und davon profitier’ ich, verstehste?“<br />

„Ja.“<br />

„Du, Mama, so was kannst du doch Jochen später immer noch erzähl’n. Det muss doch<br />

nich’ jetzt sein.“<br />

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