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Das Männerdorf 1 - Hermann W. Prignitzer

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Ja, das sah auch ich so, und ich machte mir über Bruder Lorenz sowieso keine Illusionen,<br />

auch nicht etwa seit dem Abend des Vortages, ich seit dem frühen Nachmittag durch Herrn<br />

Schubert informiert, dass Bruder Lorenz mir spätabends vom Rhododendronstrauch aus ins<br />

Fenster äugte. Und Herrn Schuberts Augen den Herrn Schubert nicht getrogen; was ich noch<br />

am selbem Tag bestätigt gefunden hatte. – Ich abends Herrn Boche mit einiger Verzögerung<br />

ins Bett gebracht, danach im Speisesaal den Fernseher ausgeschaltet, dann meine letzte Runde<br />

gedreht, einen sich Eingeschissenen, zwei sich Bepisste gewaschen, und ihnen wieder zu sauberen<br />

Betten verholfen, sodann die Schlaftabletten breitgestreut, war ich des Spätdienstes ledig.<br />

Ich ging in mein Zimmer, schon kurz nach elf war’s inzwischen, und mir war nach einer<br />

gründlichen Reinigung; also ab ins Bad, schon mal Wasser einlassen; konnte die Wanne<br />

volllaufen, während ich mich im Zimmer auszog. Und im Zimmer wie alle Abende zuvor den<br />

Vorhang nicht vors Fenster gezogen, und das Fenster zudem sperrangelweit auf... „Bruder<br />

Mathesius –“<br />

„Ja?“<br />

„Kommen Sie mal an Fenster?“ –<br />

Im Zimmer die Schreibtischlampe an und draußen dunkel, sah ich zwar nicht sogleich,<br />

wer mich da rief, aber der Stimme nach... und ich als ich ans Fenster trat, sah ich’s dann<br />

auch... „Ja, was gibt’s denn , Bruder Lorenz?“<br />

„Ach, entschuldigen Sie“, japste der Mann, stand vor der Blumenrabatte, machte auf<br />

verlegen und brabbelte los: „Mein Gott, das wollt’ ich nicht, das konnt’ ich aber von hier aus<br />

nicht gleich sehen, dass Sie ja vollkommen –“<br />

„– ja und, macht doch nichts, bin ich eben nackt. Was gibt’s denn?“<br />

„Ach, ich wollt Ihnen nur sagen, dass Sie morgen... na Sie wissen schon, das mit Herrn<br />

Boche morgen, also schönen Dank auch, aber das ist nicht mehr nötig, ich denk’ mal, ich<br />

komme auch ohne Sie aus.“<br />

„Ja, hat sich Ihr Rücken beruhigt?“<br />

„Ja, ja, zum Glück, ich denk’ mal, es geht wieder.“<br />

„Na gut, weiß ich Bescheid. – Sie, ich muss ins Bad, sonst läuft mir die Wanne über.<br />

Oder wollen Sie mitkommen? Sie könnten mir den Rücken abschrubben.“<br />

„Ich?“<br />

„Ja Sie, warum nicht? Da sehen Sie mich doch auch bloß nackt, genauso wie jetzt.“<br />

„Ja schon, aber stellen Sie sich mal vor, das erfährt einer.“<br />

„Ja und? Was is’n dabei, wenn Sie mir den Rücken putzen? Oder haben Sie Angst, das<br />

schadet Ihrer Autorität?“<br />

„Nein doch nicht deshalb, aber stellen Sie sich mal vor, worauf man da alles kommen<br />

könnte“<br />

„Ja, ja, ist schon gut, Bruder Lorenz, ich wollt’ Sie nicht Verlegenheit bringen, ich muss<br />

rüber ins Bad.“<br />

„Aber Sie verstehen, was ich meine, ja?“<br />

„Wenn ich ehrlich bin Nein.“<br />

Und ich drehte mich abrupt um, bewegte mich weg vom Fenster, bewegte mich hin zum<br />

Spind, an dem ein anstaltseigener Bademantel hing, nach dem ich nun langte, und schon war<br />

ich raus aus der Tür, ging über den Flur und rein ins Badezimmer. – ‚Lorenz, du bist ein Idiot.<br />

Wie kann man nur so ein Idiot sein‘, dacht’ ich, während ich die Wasserhähne zudrehte, und<br />

es roch intensiv nach dem flüssigen Fichtennadelseifenextrakt, von dem ich tüchtig was in die<br />

Wanne gegeben, bevor ich das Wasser hatte einlaufen lassen, und nun roch es, wie es mir<br />

zusagte; fehlte nur noch einer zum Rumsauen. – ‚Lorenz, du bist bescheuert‘ dacht’ ich, der<br />

ich doch seit Mittag wusste, dass der Kerl mich Abend für Abend beobachtete, und nun<br />

schlug er die harmloseste aller harmlosen Gelegenheiten aus, sich endlich mal aus nächster<br />

Nähe an meiner Nacktheit zu weiden. ‚Wer sich das entgehen lässt, der muss schon mächtig<br />

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