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Das Männerdorf 1 - Hermann W. Prignitzer

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che zur Tarnung, habe ich mal gehört. Die sollen sogar Kinder in die Welt setzen, nur damit<br />

man ihnen nicht auf die Schliche kommt.“<br />

„Ja, ja, mag sein, aber nun mal zu uns, ich hab’ nicht mehr viel Zeit. Also wenn Sie morgen<br />

Mittag sehen, ich habe den Vorhang vors Fenster gezogen... ich nehme an, das sieht man<br />

vom Weg aus –“<br />

„– ja, ja, das sieht man, wenn einer irgendwo den Vorhang vor hat.“<br />

„Gut, also wenn Sie das sehen –“<br />

„– das ist dann das Zeichen, dann darf ich kommen, ja?“<br />

„Ja, dann können Sie meinetwegen kommen. Aber aufpassen, dass Sie keiner sieht.“<br />

„Na was denn sonst, Bruder. Ich bin doch nicht von gestern.“<br />

Nein, von gestern war der Herr Schubert, so schien mir, wohl nicht, und ich war mir sicher,<br />

der Sechsundsiebzigjährige war auch nicht nur ein noch beeindruckend potenter Mann,<br />

sondern der hatte darüber hinaus, was seine sexuelle Biographie anging, noch längst nicht alle<br />

Karten auf den Tisch gepackt. Was mich aber beim anschließenden Nachmittagsdienst nun<br />

nicht grad sonderlich beschäftigte. Im Kopf herum ging mir eher dieser Bruder Lorenz, denn<br />

wenn stimmte, was ich von Herrn Schubert gehört hatte, dann spionierte mir der Lorenz entweder<br />

nach, was ich ihm durchaus zutraute, oder er war tatsächlich ein Spanner, möglich auch<br />

das, aber war er ein Spanner, war er wohl auch ein ‚Homo‘, oder was sonst interessierte ihn<br />

an meinem Nacktsein, kurz bevor ich ins Bett stieg. Wobei: So kurz, bevor ich mich schlafen<br />

legte, war das oft nicht. Meist zog ich mich schon aus so gegen elf, Viertel zwölf, hüllte mich<br />

dann in den heimeigenen Bademantel und ging mich waschen. Und kam ich ins Zimmer zurück,<br />

zog ich den Bademantel, weil mir zu warm war, immer gleich wieder aus, und dann<br />

trödelte ich noch eine Weile vor mich hin, bevor ich mir einen Ruck gab und ins Bett stieg;<br />

denn meine Nacht war ja nicht arg lang, spätestens um fünf war mir ja ob Opachen Emils Lüsternheit<br />

zu schlafen nicht mehr vergönnt. Weshalb ich ihn nicht schelten mochte, es war nur<br />

halt so, und inzwischen hätte mir schon beinahe was gefehlt, wäre der Mann morgens ausgeblieben,<br />

der mich, ihn zu rammeln, Stellungen gelehrt hatte, von denen ich nicht für möglich<br />

gehalten hätte, dass man solchermaßen liegend, hockend, stehend wen zu ficken überhaupt<br />

fähig war. – „Allet jeht auch nich’ mit jedem, Bruderchen Enkelchen. Manchet jeht nur, weil<br />

ick so leicht bin. Da kannste mich so quasi mit dir rumtragen, während’de mich pfropfst.“ –<br />

Ja fürwahr, das konnt’ ich. Den konnt’ ich sogar ficken, ihn an den Beinen gepackt, und er<br />

vor mir mit dem Kopf nach unten hängend. „Doch, doch, det jeht, Bruderchen Enkelchen. Da<br />

platzt mir nich’ der Kopp. Denn hätt’ er mir nämlich früher schon öfter platzen müssen. Immer<br />

wenn sie mich so bei Herrn von Bütow von Eenem zum Andern weitergereicht haben.<br />

Det war ’n Gaudi , sag ich dir. – Na los, nu mach’ schon. Gönn’ mir die Freude.“ – <strong>Das</strong> gab<br />

schier nichts, was Opachen Emil nicht kannte und ich durch nicht kennenlernen sollte. „Abwechslung<br />

hält geil, Bruderchen Enkelchen. Und wenn ick sonst schon nischt mehr hergebe,<br />

so vertrocknet, wie ick heutzutage bin –“<br />

„– komm Sie, hör’n Sie auf, das seh’ ich schon gar nich’ mehr.“<br />

„Siehste, und det macht die Abwechslung. Damit betör’ ick dich.“<br />

8<br />

Bruder John auf Kontrollgang, und Bruder John fand im Haus 2 alles tipptopp. Hätte<br />

mich erstaunlich fix eingearbeitet. – „Ihr Eifer erfreulich, Bruder Mathesius, aber weil wir<br />

grad bei so was sind: vergessen Sie bei allem Elan mal nicht so ganz, mit ihren Kräften pfleglich<br />

umzugehen. Ich meine, Sie sind körperlich gut beieinander, Sie vertragen einen Knuff,<br />

das sieht man, aber das ist noch lange kein Grund, sich ausnutzen zu lassen. Zum einen sollten<br />

Sie deshalb in Zukunft weder auf ihre freien Nachmittage, noch auf ihre Mittagspausen<br />

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