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Das Männerdorf 1 - Hermann W. Prignitzer

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„Ich war müde, Herr Boche. Ich bin gleich nach’m Spätdienst ins Bett.“<br />

„Da bist du aber verdammt verweichlicht für dein Alter. Sag mal, du bist doch keine<br />

Tunte, oder hast du etwa deine Tage? Du, das erleb’ ich hoffentlich kein zweites Mal. Wenn<br />

ich sage, du kommst, dann kommst du auch gefälligst, verstanden? Außerdem hattest du es<br />

mir versprochen.“<br />

„Nein, hatte ich nicht, Herr Boche. Und jetzt muss ich weiter.“<br />

„Ja, ja meinetwegen, hau ab. Aber heut Nacht machst du mir nicht wieder solche Zicken.<br />

Sobald alles ruhig ist, trudelst du hier ein, ist das klar?“<br />

„Nein, is’es nicht, Herr Boche. Heut wird’s nichts mit uns, und morgen auch nicht.<br />

Wenn, dann erst wieder Montag.“<br />

„Wie bitte, was? Sag mal, ich hör’ wohl nicht recht? Wann krieg ich dich erst wieder zu<br />

fassen?“<br />

„Allenfalls Montag. Und das is’ ja auch genau im Rahmen dessen, was wir ausgemacht<br />

haben.“<br />

„Was haben wir ausgemacht?“<br />

„Na höchstens zweimal die Woche, und öfter kann ich auch nicht.“<br />

„Komm, red nicht so einen Stuss, Junge, geh gefälligst manierlich mit mir um.“<br />

„Dann müssen Sie mit mir aber genauso umgehen und mich nicht laufend anschnauzen.“<br />

„Ja, ja, schon gut, mach’, dass du wegkommst.“ Was sowieso höchste Zeit war, dass ich<br />

da wegkam, um wenigstens noch das Nötigste zu schaffen, bevor ich mich zur morgendlichen<br />

Tischgemeinschaft im Speisesaal einzufinden hatte. – Na dann mal hurtig hopphopp, und dass<br />

ich die Nacht gerade mal zweieinhalb Stunden geschlafen hatte, vergaß sich von selbst, und<br />

anderes hätte mir auch nichts genützt. Weder vor, noch nach dem Frühstück, aber in der Mittagspause,<br />

so viel stand fest, seit ich aus dem Bett gekrochen war... von eins bis drei würde<br />

ich mich aufs Ohr legen. – „Wie is’n das mit heute Mittag, Bruder?“<br />

„Wie mit heute Mittag? – Ach so ja... nee, heute nich’, heut wird’s nix, Herr Schubert.<br />

Erst wieder nächste Woche, ja? Montag oder so.“<br />

„Ja gut, ich richt’ mich da ganz nach Ihnen. Ich bin nur so mächtig neugierig, wie sich<br />

das wohl anfühlt, wenn einem hinten einer drinsteckt. Und bei so einem, wie Sie einen haben,<br />

da kriegt man bestimmt anständig was zu spür’n. Aber ich will Sie um Gotteswillen nich’<br />

drängeln. Ich bin schon froh, dass Sie sich überhaupt mit mir abgeben. Aber sagen Sie mal,<br />

sind Sie gestern Abend ganz früh ins Bett oder war’n Sie nich’ da? Ich hab’ auf’m Rasen vor<br />

Ihrem Fenster gar keinen Lichtschein geseh’n. Aber nich’, dass Sie jetzt denken, ich spionier’<br />

Ihnen nach. <strong>Das</strong> is’ mir nur aufgefallen, weil ich nach Bruder Lorenz Ausschau gehalten hab’,<br />

ob der nach Ihnen wieder ’n langen Hals macht.“<br />

„Und? Hat er?“<br />

„Nö, so viel ich gesehen hab’ nich’. Aber den Abend vorher... sehen Sie, das hab’ ich Ihnen<br />

gestern Mittag vor lauter Aufregung ganz vergessen zu erzählen... vorgestern, da is’er<br />

fast bis ran an Ihr Fenster. Bis wie weit, konnt’ ich nich’ seh’n, wir hatten das Fenster nich’<br />

auf, aber jedenfalls is’ er über die Wiese gekommen. Sie, ich glaube, der is’ mächtig scharf<br />

auf Sie. <strong>Das</strong> is’ garantiert ’n Hundertfünfundsiebziger. Aber trotzdem: von dem würde ich<br />

Ihnen abraten. Sie, der is’ nich’ sympathisch, finden Sie nich’ auch? Jedenfalls geht er mit<br />

denen da drüben, für die er zu sorgen hat, miserabel um. Aber keiner traut sich was zu sagen.<br />

Der hat doch den Hausvater hinter sich. <strong>Das</strong> wissen sie hier alle, dass er ständig um Bruder<br />

Paechter herumschlawenzelt. Und vor so einem muss man sich vorsehen, auch wenn er die da<br />

drüben regelrecht schikaniert. Der hat sogar mal einem eine runtergehau’n. Und der Mann<br />

war schon dreiundachtzig, und nich’ mehr ganz richtig im Kopf. Und keine vierzehn Tage<br />

später war er tot. Ich denk mal, vor Kummer. – So, jetzt will ich Sie aber nich’ weiter aufhalten.<br />

Sie haben bestimmt noch ’ne Menge zu tun. Aber nächste Woche, da denken Sie an mich,<br />

ja? Da schieben Sie mir Ihren rein, ja? Richtig mich ficken.“<br />

„Und Sie? Wollen mich dann auch wieder?“<br />

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