Das Männerdorf 1 - Hermann W. Prignitzer
Das Männerdorf 1 - Hermann W. Prignitzer
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„Ja hab’ ich, is’ gut so.“ – Ja, ja, so war es schon gut, so wollt’ ich’s: meinem Körper die<br />
Hitze, im Kopf mir ein Flimmern; ich kam mir beinahe, aber ich kam denn doch nicht, ich<br />
kam mir mitnichten abhanden, denn sobald einer blubberte knappsten Atems und zustieß mit<br />
aller Gewalt, dann hatte es sich, das wusst’ ich, das kannt’ ich: ich noch mitten im Wegtaumeln,<br />
und der Andere am Ziel; Erich ans Ende gekommen, und auf seufzte Erich, und Erich<br />
ließ von mir ab. – „So, und nun lass dich mal gleich noch von Harri.“<br />
„Nee, nee, ick noch nich’, Erich, ick hab’ doch grad zweemal, jetzt brauch’ ich erstmal<br />
’ne Pause. Komm mal rüber zu mir auf’n Sessel, Jochen, lass dich auf meinem Schoß nieder.<br />
Ick soll dich übrigens von Arnold grüßen. Er hätte es letzte Nacht nicht so gemeint, soll ich<br />
dir ausrichten. Und dass du nächsten Freitag ja nicht wegbleibst. Brauchtest auch keene Angst<br />
zu haben, noch mal passiert dir so wat nich’. – Ja, komm her, rauf auf’n Schoß. Ja, so is’ fein.<br />
So komm’ ick am ehesten wieder zu wat.“<br />
„Wo bleiben denn deine beiden Stuten, Harri? Die zieh’n sich doch nicht etwa erst was<br />
über, bevor sie sich Jochen präsentier’n.“<br />
„Nee, nee, darum geht’s nich’. Gerhard kriegt nur noch fix einen abgenuckelt, und dann<br />
will er abhauen.“<br />
„Wieso denn das? Davon war doch vorhin nicht die Rede. Ist drüben was vorgefallen?“<br />
„Na ja, ich hab’ was von letzter Nacht gesagt und da is’ mir versehentlich rausgerutscht,<br />
wo Jochen hier bei euch arbeitet.“<br />
„Ach deshalb. Siehst du, was hab’ ich gesagt: wenn Gerhard Gottesruh hört, bevor er<br />
mit Jochen warm geworden ist, dann klappt er zusammen wie’n Taschenmesser. Na gut, ich<br />
werd’ mal rübergehen, das wird sich doch noch gradebiegen lassen. Also kommt mal einen<br />
Augenblick ohne mich aus. Aber wenn ich wieder da bin, will ich euch vögeln seh’n.“<br />
Und Erich verließ nun das Zimmer und mir dämmerte was. – „Du, sag mal Harri, heißt<br />
dieser Gerhard mit Nachnamen Oberländer?“<br />
„Ja, ja, so heißt er. Hast’ von dem bei euch da oben in Gottesruh schon mal was läuten<br />
hör’n?“<br />
„Ja, ja, was ganz Komisches: Erst soll er sich mit einem von unseren Heimwohnern eingelassen<br />
haben und anschließend is’er das beim Leitenden Diakon beichten gegangen.“<br />
„Ja genau, det is’ er. <strong>Das</strong> ist dieses Schweinchen. Lässt sich von dem alten Mann durchficken,<br />
und dann geht er hin und schwärzt ihn an. Brauchst aber keene Angst zu haben, noch<br />
mal geht er nirgends was ausplaudern. Inzwischen schämt er sich für das von damals, und det<br />
is’ ja auch wohl das Mindeste, wat man erwarten kann. <strong>Das</strong> hätt’ doch für diesen alten Mann<br />
verdammt ins Auge gehen können.“<br />
„Is’es aber nicht. Der is’ immer noch da.“<br />
„Ja, ja, ich weiß, raussetzen konnt’ man ihn nicht, weil sie ihn draußen womöglich an’<br />
Arsch gekriegt hätten. Der hat nämlich fünfundvierzig in Notwehr ’n Russen erschlagen. Aber<br />
beweis das mal, dass irgendwat Notwehr war. Noch dazu, wo es sich auch noch um einen<br />
Russen gehandelt hat. Du weißt doch, wie bei uns langgeht. – Sag’ mal stimmt das, was mein<br />
Bruder erzählt hat? Ist der Mann inzwischen tatsächlich ganz und gar hinfällig?“<br />
„Na jedenfalls kann er nicht mehr geh’n. Steh’n auch nicht. Aber ficken kann er trotzdem<br />
noch. Musst’ dich bloß auf ihn raufsetzen.“<br />
„Na guck mal, woher weeßt’n das? Machst du das etwa?“<br />
„Ja, ja, hab’ ich schon mal gemacht.“<br />
„Alle Achtung, so was find’ ich toll. Aber das was Gerhard gemacht hat... zumal sich<br />
dann rausgestellt hat, dass er seinen Hintern nicht oft genug weggeben kann. Gerhard ist doch<br />
nach dem Vorfall bei euch da oben umgehend zu meinem Bruder ins Martin-Luther-Haus<br />
versetzt worden. Hat Pastor Kluge veranlasst, und von dem wusste Gottfried dann auch, warum<br />
er Gerhard zugeteilt gekriegt hat. Na ja, und mein Bruder is’ keen Dummer. Also hat er<br />
Gerhard kräftig auf’n Zahn gefühlt. Hat ihm eine Fangfrage nach der andern gestellt, bis sich<br />
der Junge so tief verstrickt hatte, dass er vor Gottfried regelrecht in die Knie gegangen is’.<br />
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