Das Männerdorf 1 - Hermann W. Prignitzer
Das Männerdorf 1 - Hermann W. Prignitzer
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„Warum nicht?“<br />
„Was heißt, warum nicht? <strong>Das</strong> haben wir doch letzte Nacht geklärt.“<br />
„Was haben wir geklärt? <strong>Das</strong>s du das nur ein-, zweimal die Woche brauchst? <strong>Das</strong> war<br />
doch wohl ein Scherz, oder?“<br />
„Nee, war es nicht, Herr Boche. Öfter möcht’ ich’s von Ihnen nicht verpasst kriegen, dazu<br />
is’ mir Ihrer zu fett.“<br />
„Was ist er? Zu fett?“<br />
„Kommen Sie, rauchen Sie lieber.“<br />
„Ja, ja, gib her... Aber trotzdem: was dir fehlt, ist doch nur Übung, Junge. Hör zu, ab sofort<br />
jede Nacht, und irgendwann hast du dich dann so dran gewöhnt, da juckt dir schon Stunden<br />
vorher dermaßen die Rosette, da lässt du dich am hellichten Tag, egal von wem, Hauptsache,<br />
du hast hinten was stecken –“<br />
„– Sie, nicht so laut, das Fenster is’ auf.“<br />
„Ja und, wer soll uns schon hören?“<br />
„Weiß ich nicht, aber aufpassen sollten wir trotzdem.“<br />
„Ja, sollten wir das? Hast du das Gefühl, dir spioniert einer nach?“<br />
„Nein, das nich’, aber um diese Zeit kann doch durchaus noch einer draußen rumlaufen.“<br />
„Ja, ja, aber um was zu hören, müsst’ er ja über den Rasen latschen. Also lenk nicht ab.<br />
Weißt du, wonach mir jetzt wäre? Nach einer saftigen Orgie. So Stücker vier, fünf Bengels<br />
von deiner Preislage, und dann aber feste, so wie früher, als ich noch so richtig was zu sagen<br />
hatte.“<br />
„Wo war denn das?“<br />
„Wo das war? Wo du momentan sowieso nicht hinkommst, Junge, also frag nicht so viel,<br />
komm lieber die Nacht, lass dich rannehmen.“<br />
„Nee, heute nich’, Herr Boche.“<br />
„Warum nicht? Nimmst du hier etwa noch ein paar Andern den Notstand? Oder gehst du<br />
nachts manchmal in’ Wald?“<br />
„In’ Wald? Wieso?“<br />
„Ach das kennst du wohl gar nicht?“<br />
„Nee, was denn?“<br />
„Na dass die Bekloppten von unten aus der Anstalt da rumsauen wie sonst was, Junge.<br />
Wahrscheinlich auch tagsüber, der Wald ist ja dichte genug, aber am Tage war ich da nie, ich<br />
war da immer nur nachts, und da liefen sie da rum. Die einen machten die Kerle, und die andern<br />
machten die Votzen, und an solche hab’ ich mich gehalten. <strong>Das</strong> ist zwar alles schon Jahre<br />
her, das war, als ich noch rundum tiptop war, aber warum sollte das heuzutage anders sein.<br />
<strong>Das</strong> ist da garantiert noch genauso. – Du, lass mich mal ziehen.“<br />
„Sie, da is’ nich’ mehr viel. Die hat sich von allein aufgeraucht.“<br />
„Na dann steck mir ’ne neue an.“<br />
„Nee, jetzt nicht mehr, Herr Boche. Ich muss Sie ins Bett bringen, und dann muss ich rüber,<br />
den Fernseher ausmachen.“<br />
„Na gut, aber danach, da kommst Du, ja?, und dann lässt du dich wieder so richtig stöpseln,<br />
so wie gestern, ja?“<br />
„Weiß’ nicht, vielleicht.“<br />
„Was heißt denn ‚vielleicht‘? Mensch, Junge, hab’ dich nicht so, du weißt doch, wie du<br />
mich anmachst mit deinem Gewimmer. Hast du doch letzte Nacht mitgekriegt, oder?“<br />
„Ja, ja, hab’ ich“, sagt’ ich, und ich schloss das Fenster, zog den Vorhang vor, schob<br />
Herrn Boche samt Rollstuhl ans Bett; nahm ihm die Strickjacke, zog ihm das Nachthemd aus,<br />
und Herrn Boches Wahnsinnsgemächt prall erigiert. – „Siehst’ es, Junge? Guck mal hin, Junge.<br />
Mit dem Ständer wirst’ mich die Nacht doch nicht hängen lassen. Du, hör mal, ich brauch’<br />
dich, Junge. Siehst du das wenigstens ein?“<br />
„Ja schon, aber –“<br />
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