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Das Männerdorf 1 - Hermann W. Prignitzer

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„– kein ‚aber‘, Junge. Los, leck mal kurz dran.“<br />

„Nee, ich heb’ ich Sie ins Bett, und dann reib’ ich Sie ein.“ – Und ich packte Herrn Boche,<br />

hob ihn vom Stuhl, und ruckzuck lag der Mann auf dem Bett, aber ich kam nicht dazu,<br />

mich wieder aufzurichten; Herr Boches krumm-krüpplige Finger mir in den Haaren, und dort<br />

sich verkrallt. – „Los lecken, Junge, erbarm’ dich, mach’s Maul auf, ich brauch’ auch nicht<br />

lange, so geil wie ich bin, da geht es ganz fix. Na los doch, nun mach schon, hab’ dich nicht<br />

so.“ – Und ich hatt’ mich nicht so, und Herr Boche, der jauchzte Zufriedenheit: „Ja, so muss<br />

es sein, so ist es gut, na endlich. Und nun mal los, alles rein, schluck den Koloss.“ – Was<br />

leicht verlangt war, aber das Machen, das machte arg Mühe, und in Gänze ging’s sowieso<br />

nicht; das war schon nach knapp der Hälfte zum Atemnot kriegen, und Herr Boche, der stupste<br />

mich rauf und stupste mich rauf, und ich ließ mich drauf ein, und dann quoll ihm die Brühe,<br />

und ich schwitzte wie Sau und das Wegschlucken ekelte mich, aber ich holte tief Luft, und<br />

damit war’s ausgestanden; von mir ab ließ Herr Boche, und ich rieb ihn mit Schlangengift ein.<br />

„Du, aber nicht larifari, mach’s gründlich.“<br />

„Ja, mach ich, aber ich muss mich beeilen.“<br />

„Deine Schuld. Hättest du dich nicht so blödsinnig geziert, wärst du längst fertig.“<br />

„Und wenn Sie nich’ so rücksichtslos gewesen wären, wär’ ich auch längst fertig.“<br />

„Komm, jetzt nicht frech werden, Junge. Ich hab’ dir doch wohl was Gutes getan, oder<br />

denkst du, ich würde hier jedem erlauben, meinen Bolzen ins Maul zu nehmen?“<br />

„Sie haben es mir aber nicht erlaubt, Sie haben ihn mir aufgezwungen. – So, fertig. <strong>Das</strong><br />

muss für heute reichen.“<br />

„Aber nachher kommst du mir wieder, hast du gehört?“<br />

„Wieso, Sie hatten doch schon, was sie brauchten.“<br />

„Sag mal, du hast sie wohl nicht mehr alle, was? Du scherst dich gefällig her und<br />

schenkst mir deinen Arsch, verstanden?“<br />

„Sie, ich schenk’ Ihnen überhaupt nichts mehr, wenn Sie weiter so mit mir umgehen.“<br />

„Komm, sei nicht so empfindlich, Junge, ich hab’ dich doch gern, das musst du doch<br />

merken, oder was denkst du, warum ich dir das alles so erzähle, das vom Wald und so. <strong>Das</strong> ist<br />

doch nur, weil ich in dir so was einen Sohn sehe.“<br />

„Wohl kaum, sonst würden Sie mich ja wohl nicht bumsen wollen.“<br />

„Nee, warum nicht? Wen ginge das was an? Oder hältst du mich etwa für kleinkariert?<br />

Mensch, Junge, ich brauch’ dich, das muss dir doch längst aufgegangen sein.“ – Ja, ja, irgendwie<br />

schon, und außerdem tat er mir leid. Mal abwarten, wie ich aufgelegt war, wenn ich<br />

den Spätdienst hinter mir hatte. Und das war an diesem Abend mal ausnahmsweise Punkt um.<br />

Meine letzte Runde gemacht, Glück gehabt, kein Handgriff vonnöten, war ich 22 Uhr 30 aller<br />

Pflichten ledig; ich durft’ mich zurückziehen, und hätte ich mich nun klammheimlich zu<br />

Herrn Boche verfügt... also haben hätt’ er’s gekonnt, aber mir war nicht danach, als es halb elf<br />

war; da war mir mein Mitleid versackt. Außerdem durft’ ich ja wohl müde sein; die Nacht<br />

zuvor so gut wie nicht geschlafen, und die Mittagspause... na ja, pausiert, das schon, aber<br />

mich ausgeruht nun nicht gerade; warum nicht mal zeitig ins Bett, so dacht’ ich, mich auf eine<br />

der Bänke vorm Haus 2 gesetzt, mir eine Zigarette angesteckt. – Stille pur; Gottesruh im<br />

Tiefschlaf, und mir mal wieder einsam ums Herze; nee, nee zu Bett mocht’ ich, obwohl ich<br />

müde war, noch nicht gehen, und nahe meiner Bank huschte im Finstern ein Getier über den<br />

Weg; runter vom Rasen, rein in die Büsche; konnt’ sein, da war ’ne Ratte unterwegs. – Na<br />

wenn schon, die focht mich nicht an, nicht ihretwegen stand ich jetzt auf; nein, nein, ich<br />

musst’ mich bewegen, vielleicht bis runter ins Dorf, aber was wollt’ ich im Dorf?, denn dort,<br />

das wusst’ ich, waren abends halb elf, nicht anders als in Gottsruh, alle Mann in den Betten,<br />

und die da des Nachts ausbüxen, die liefen laut Opachen Emil und nun auch Herrn Boche im<br />

Wald rum, aber im Wald kannt’ ich mich noch immer nicht aus; ich hatte noch nicht einmal<br />

den See gesehen. Also wohin mit mir, der ich unvermittelt ein heftiges Verlangen nach Ansprache<br />

hatte. Vielleicht nach Bünow laufen? <strong>Das</strong> war doch nur ein knapper Kilometer, und<br />

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