Das Männerdorf 1 - Hermann W. Prignitzer
Das Männerdorf 1 - Hermann W. Prignitzer
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„Vor allem nicht seinen Knüppel, was?“<br />
„Na jedenfalls ist er für mich wie geschaffen.“<br />
„Ja, ja, das mit ansehen zu dürfen, hatte ich ja eben das Vergnügen, ihr Heimlichficker.“<br />
„Sag jetzt nicht, du hättest es nicht genutzt, wenn du Jochen allein erwischt hättest.“<br />
„Ja ja, nun kommt mal, sonst werden sie oben ungeduldig.“<br />
„Aber wir sollten mit Jochen noch fix das Klingelzeichen ausmachen. Vermutlich wird er<br />
doch oft erst bei sich da in Gottesruh wegkommen, wenn wir schon in den Betten liegen oder<br />
beim Rumsauen sind.“<br />
„Stimmt, hast recht. Wir sind nämlich abends so ab halb elf in aller Regel nicht mehr zu<br />
sprechen, Jochen, da stellen wir uns taub. Also müssen wir wissen, wenn es klingelt, dass das<br />
einer ist, den wir reinlassen wollen, sonst rühren wir uns nämlich nicht. Was meinst’ denn,<br />
Klausi, sollt’ er wie die anderen klingeln?“<br />
„Nö, lieber nicht, Erich. Du weißt doch, dass wir manchmal trotzdem nicht aufmachen,<br />
und ich finde, das sollte uns bei Jochen nicht passieren.“<br />
„Stimmt, sollte es nicht. Also braucht er was Unverwechselbares, nicht das dreimal lang,<br />
zweimal kurz.“<br />
„Vielleicht zweimal lang, dreimal kurz und dann noch mal lang.“<br />
„Ja, das ist gut, kannst du dir das merken, Jochen? Du klingelst zweimal lang, dreimal<br />
kurz, einmal lang, und schon wird dir aufgetan.“<br />
„Gut, weiß ich Bescheid. Zweimal lang, dreimal kurz, einmal lang.“<br />
„Ja, genau. Und damit hätten wir ja nun wohl alles geklärt, oder wie war das vorhin zwischen<br />
euch, Klausi? Bist du vor lauter Geilheit überhaupt dazu gekommen, mit Jochen über<br />
das Küssen zu reden?“<br />
„Ja, ja, hat er gemacht. Werd’ mich im Wald und so danach richten.“<br />
„Ja, solltest du auch, da können wir dir nämlich nicht beispringen, das ist nicht wie hier.<br />
Wobei, also wenn wir rechtzeitig dazu gekommen wären, hätten wir das hier auch nicht einreißen<br />
lassen, aber nun kann man die Jungs ja schwerlich wieder zurückpfeifen. Wie ihnen<br />
das plausibel machen, ohne ihnen unsere Beweggründe offenzulegen? Also künftig aufpassen,<br />
Jochen. Immer gleich zu Beginn die Fronten klären. Küssen kommt nicht in Frage, und Punkt.<br />
Dann ist klar, sie haben es mit dir nicht mit ihresgleichen zu tun. – So, und jetzt Schluss damit.<br />
Kein Wort mehr davon, wenn wir drin sind.“ Und ‚drin‘, das hieß im Gemeinschaftsraum,<br />
und dessen Tisch gedeckt, und man saß auch schon drum herum, auch das, aber noch<br />
keiner von den Vieren der Wohngemeinschaft am Essen. Die warteten auf das Tischgebet von<br />
einem ihrer Hausväter. Und Harri stand auf, als wir reinkamen. – „Na det wird ja Zeit, Jochen.<br />
Ihr habt da jetzt nebenan wohl erst noch ’ne Nummer geschoben, oder wie?“<br />
„Du, Harri, wenn es so gewesen wäre, hättest du es hinzunehmen“, sagte Erich, „ich<br />
möchte von Jochen nicht einmal hören, dass du ihm eine Szene gemacht hast. In diesem Falle<br />
kannst du dich nämlich garantiert nicht hinter deinem Bruder verstecken.“<br />
„Det weeß ich selbst, Erich, det brauchst’ mir nich’ erst auf’s Brot zu schmieren. Aber<br />
eines sag’ ich dir trotzdem: Allmächtig is’ auch Gottfried nich’. Und wenn der denkt, er<br />
könnt’ mir Jochen ausspannen, dann hat er sich aber gehörig in’ Finger geschnitten.“<br />
„Ja, ja, schon gut, Harri, sieh mal lieber zu, dass du mit Jochen wegkommst, oder setzt<br />
euch mit ran, esst mit, wir wollen jetzt jedenfalls endlich mit dem Essen anfangen.“<br />
„Wieso, det Durcheinander hier is’ doch nich’ meine Schuld, Erich. Wenn’et nach mir<br />
gegangen wäre, wären wir doch gleich nach’m Mittagessen weg, und nich’ erst, wenn’et fast<br />
dunkel wird.“<br />
„Ja, entschuldige, Harri, is’ alles ’n bisschen doof gelaufen, aber jetzt fahr’n wir los, ja?“<br />
„Ja, machen’wia, Jochen. Komm, zieh meine Lederjacke an, sonst verkühlst du dich<br />
auf’m Motorrad.“<br />
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