Das Männerdorf 1 - Hermann W. Prignitzer
Das Männerdorf 1 - Hermann W. Prignitzer
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„Ach nischt. – Du, komm mal, steig mal wieder ein. Ich fahr’ dich bis Gottesruh.“<br />
„Kannst’n dir das leisten?“<br />
„Ja, ja, wird schon. Los, her mit’m Gepäck –.“<br />
Und ich reichte Bertold Koffer und Aktentasche und kletterte hinterher. Und mich in dem<br />
Laster wieder auf den Beifahrersitz geschwungen, Tür zugezogen, sagte Bertold: „Hoffentlich<br />
versteh’n wir uns nich’ falsch.“<br />
„Warum sollten wir?“<br />
„Ja stimmt, warum sollten’wa. Du ’n Mann, ick ’n Mann.“ – Und Bertold fuhr an, fuhr<br />
los, bog ein in den Emmauser Weg und teilte mir mit: „Ich bin übrigens unverheiratet. Hab’<br />
auch keine Freundin. Und du?“<br />
„Was, ’ne Freundin? Nee.“<br />
„Und wie steht’s mit’m Freund?“<br />
„Kommt drauf an, was Du da darunter verstehst.“<br />
„Na ich mein’ so für alles, wo man nischt auslässt.“<br />
„Du meinst, weil man sich voreinander für rein gar nichts schämt, oder wie?“<br />
„Ja, für rein gar nischt. Selbst wenn det eigentlich verboten is’, was man so miteinander<br />
anstellt.“<br />
„Ja, ja, so was hatt’ ich schon manchmal. Bin ja schließlich schon neunzehn.“<br />
„Da hatt’ ick so was noch nich’.“<br />
„Nee?“<br />
„Nee. – Du, guck mal, da rechts, das is’ das Haus Bethlehem, wo sie die Jungs unter Verschluss<br />
halten.“<br />
„Was heißt’n unter Verschluss.“<br />
„Na dass sie nich’ rauskommen. Außer zum Arbeiten. Hier links, die Obstplantage, das<br />
is’ deren Betätigungsfeld. Da müssen sie ackern. – Du, soll ick mal anhalten? Wollen wir<br />
noch ’n Augenblick quatschen?“<br />
„Ich hätt’ nichts dagegen. Wenn ich gelaufen wäre, wär’ ich ja auch noch nich’ hier.“<br />
„Na gut, dann fahr’ ich mal da vorn rechts rein, da is’n Abzweig durch’n Wald. Kommt<br />
man nach Bünow-Moorlake. Auf dem Weg kann ich allerdings nich’ wenden. Da müssteste<br />
danach den Rest zu Fuß laufen. Wär’ aber nich’ weit. Det sind bis zu dem Altersheim mal<br />
knapp noch vierhundert Meter. Mehr is’et nich’.“<br />
„Ja, ja keen Problem, bieg da mal ein.“<br />
„Ja, ja mach’ ich. – Mensch Jochen, hoffentlich denken’wa beede an det Gleiche.“<br />
Na was denn sonst? Klar dachten wir beide das Gleiche, da war ich mir sicher, dafür hatt’<br />
ich ’ne Nase, und trotzdem ging’s zunächst etwas zögerlich zu. – Bertold, rechts abgebogen,<br />
rein in den Wald, stoppte auf dem schmalen Asphaltweg nach etwa fünfzig Metern, und dann<br />
guckten wir uns an, grienten uns an. und das Angucken, Angrienen, das wollte kein Ende<br />
nehmen, also musste was passieren, und ich sagte: „Für zweiunddreißg bist du aber verdammt<br />
schüchtern.“<br />
„Ja, ja, braucht’ ick nich’ zu sein, wat?“<br />
„Nee brauchtest du nich’ Was hast’n hinten geladen?“<br />
„Ersatzteile für Autowerkstätten.“<br />
„Und? Alles voll oder passen wir noch dazwischen?“<br />
„Nee. Wenn wir wat wollen, dann müssten wir aussteigen, paar Schritte in’ Wald geh’n,<br />
oder det hier besorgen, aber hier; det wär’ verdammt eng.“<br />
„Na dann lass uns doch aussteigen.“<br />
„Und dann? Worauf stehst’n? Bist’ eener, der sich ficken lässt?“<br />
„Ja.“<br />
„Haste schon öfter gehabt, oder wie?“<br />
„Ja, kann man so sagen.“<br />
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