Das Männerdorf 1 - Hermann W. Prignitzer
Das Männerdorf 1 - Hermann W. Prignitzer
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„Ja, ja, ins Bett. Was für ein Leben, sich tagein, tagaus was kommandieren zu lassen.<br />
Aber das wird auch mal wieder anders, Junge. Irgendwann kann ich mir bestimmt wieder<br />
selbst helfen, meinst du doch auch, oder?“<br />
„Na klar.“<br />
„Na dann massier mich mal nachher wieder tüchtig. Nicht so wie gestern der Hausvater.<br />
Dreimal zugelangt, und fertig. Und man ja nicht zu viel von der Schmiere verbrauchen. Als<br />
wenn das die Kirche arm machen würde. Nimm dir so was bloß nicht zum Vorbild, Junge.“<br />
„Nee, nee, keine Bange, ich mach’ das wie immer.“<br />
„Ja, ja, ich weiß, mit dir habe ich einen guten Fang gemacht, Junge. Du bist einer, mit<br />
dem unsereiner warm werden kann. Hoffentlich bleibst du mir auch eine Weile erhalten. Gesagt<br />
ist das ja alles nicht. Hier war nämlich vor ein paar Jahren schon mal einer, auch so ein<br />
Anstelliger wie du. Vielleicht nicht ganz so hübsch, aber ein durchaus passabler Bursche. Und<br />
was war, grad als ich mit dem Kerlchen so richtig vertraut war, alles, wie es sein sollte, und<br />
das braucht’ ja immer ’ne Weile, eh man einen von euch so weit hat, dass er sich auf einen<br />
voll und ganz einstellt, aber grad hatte ich es geschafft, der Junge mir endlich gefällig, wie es<br />
mir gut tat, da haben sie ihn so quasi über Nacht nach unten versetzt, runter nach Emmaus.<br />
Haben dem Jungen morgens nicht mal die Zeit gelassen, sich von mir zu verabschieden.<br />
Musste von einer Stunde zur andern zu den Schwachsinnigen. Und der dann stattdessen hier<br />
irgendwann ankam... so ein ganz pickliger Hering, und so was von zaghaft, sag ich dir, der hat<br />
einfach das Zupacken nicht gelernt. Der Kerl war reineweg dämlich, und dazu auch noch verklemmt.<br />
Als mir mal beim Einreiben meine Manneszierde in Hab-Acht-Stellung gegangen ist,<br />
da hast du richtig gesehen, wie er nicht mehr wusste, wo er hingucken sollte. Ist regelrecht ins<br />
Schwitzen gekommen. Wie so ein Pennäler, der noch nicht weiß, wie es geht. Aber nicht, weil<br />
er noch an keine Frau rangekommen ist, das bist du ja bestimmt auch noch nicht, oder wie<br />
steht es damit? Hast du schon mal eine gebürstet? Nee, was?“<br />
„Nee.“<br />
„Siehst du, das will ich damit sagen: Gemacht muss man es in eurem Alter noch nicht haben,<br />
aber drüber Bescheid sollt’ man wissen und nicht halb in Ohnmacht fallen, nur weil da<br />
ein Mann vor einem liegt, den grad der Trieb angekommen ist. Verstehst du, was ich meine?“<br />
„Ja, ich glaub schon.“<br />
„Siehst du, so schätz’ ich dich inzwischen auch ein. Obwohl es mir in Deinem Beisein ja<br />
noch nie passiert ist, dass mir mein bestes Stück außer Kontrolle geraten ist, aber wenn es mal<br />
dazu käme, dann würdest’ garantiert nicht gleich rot werden, oder?“<br />
„Nein, warum sollt’ ich.“<br />
„Richtig, warum solltest du. Unter Männern darf einem nichts peinlich sein. Auch wenn<br />
der eine schon achtundsechzig ist und der andre erst neunzehn. Aber trotzdem sind doch beide<br />
vom gleichen Geschlecht, und da haben sie auch zusammenzuhalten. – Rauchen wir noch<br />
eine?“<br />
„Nee, dann wird’s mir zu spät, Herr Boche. Um zehn muss ich doch vorn den Fernseher<br />
ausschalten.“<br />
„Kannst du doch, und dann kommst du danach noch mal wieder. Bringst’ mich dann erst<br />
ins Bett.“<br />
„Und wann dreh ich dann meine letzte Runde?“<br />
„Na vorher, und dann hast du doch Feierabend, Junge. Können wir beide schwatzen bis<br />
sonstwie lange.“<br />
„Und wenn einer sieht, dass hier immer noch Licht is’?“<br />
„Wieso, wer soll denn das sehen? Und außerdem können wir die Lampe doch ausmachen.<br />
Einschmieren kannst du mich auch im Finstern. Oder denkst du, ich schreie, wenn du versehentlich<br />
mal was andres erwischst als das, was immer so rankommt?“<br />
„Mit Schlangengift an den Händen, oder wie?“<br />
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