Das Männerdorf 1 - Hermann W. Prignitzer
Das Männerdorf 1 - Hermann W. Prignitzer
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das tat er mitnichten, stattdessen hob an eine Gespritze, und was für eins!, das schlug den<br />
Diakonen entgegen, als wenn sie dadurch am Zugriff gehindert werden sollten, was aber eine<br />
vergeblich Abwehr war; die hinderte die jungen Männer an nichts, und als sie ran waren,<br />
gab’s da mitten im Teich ein kurzes Handgemenge. Aus glitten die Drei, wieder auf die Füße<br />
kamen die Drei, und dann hatte man den Querulanten auch nahezu umgehend im Griff, und<br />
vorwärts ward der Mann gestoßen, und raus kamen sie mit ihm aus dem Teich, und einem der<br />
beiden Diakone zipfelte der Schwanz aus dem Unterhoseneingriff.<br />
„Los runter mit dir, leg dich auf den Bauch, Birkemeier“, sagte der, dem der Schwanz<br />
vorwitzig ins Freie lugte, und Birkemeier gehorchte, der sackte auf die Knie, der sackte vornüber,<br />
der landete auf dem Bauch, Arme auf dem Rücken; die hatte der andere Diakon im<br />
Griff, sich neben den Mann gekniet. Und der den Befehl zum Hinlegen gegeben hatte, der<br />
verstaute, was da an ihm zipfelte, wieder in der Unterhose und zog sich dann an, und während<br />
des Anziehens sah er mich stehen, rief zu mir rüber: „Gehör’n Sie hierher?“<br />
„Ja, nach Gottesruh“, rief ich zurück, „bin aber heute erst angekommen.“<br />
„Frisch von der Ausbildung, oder wie?“<br />
„Nee, nee, ich bin kein Diakon“, sagt ich, näher gegangen, „ich hab’ grad erst das Abi<br />
gemacht. Ich bin hier nur als ’n Diakonischer Helfer angestellt. Ich heiße Mathesius. Jochen<br />
Mathesius.“<br />
„Und ich bin Bruder Ladewig. Kannst aber auch Jürgen sagen, wenn es dir recht ist. Und<br />
das da ist –“<br />
„– ich bin Bruder Muskau. Kannst mich aber auch duzen“, sagte der andere Diakon, sagte,<br />
dass er Christoff hieße, und das sie beide im Haus Gethsemane arbeiteten, wo aber zum<br />
Glück nicht alle so wären wie dieser Birkemeier. „Die meisten können wir getrost rumlaufen<br />
lassen. Aber es gibt eben auch welche, wie den hier. Da heißt es gehörig aufpassen.“<br />
„Wobei das von heute noch ’ne Lapalie ist, nicht wahr Birkemeier? Mit dir haben wir<br />
schon ganz was andres durch“, sagte Jürgen, sich angezogen und den Christoff ablösend, damit<br />
auch der wieder in die Klamotten kam, und zu mir hieß es: „Du glaubst nicht, was wir mit<br />
dem hier schon alles durch haben. Den haben wir schon mal da drüben beim Pastor Kluge<br />
vom Dach holen müssen.“<br />
„War aber schön da oben. Konnt’ man schön gucken, Bruder.“<br />
„Ja, ja, und sich ’n Hals brechen. Jetzt kommst du erstmal wieder für ’n Weile unter Verschluss.“<br />
„Aber da hau’n sie mich immer.“<br />
„Komm, red’ nicht so’n Unsinn, Birkemeier. Da haut dich keiner.“<br />
„Doch, der Krüger, und der Liebermann auch. Und der Nagel, der will mir immer seinen<br />
Schniepel in’ Mund stecken.“<br />
„Ja, ja, sonst noch was? – Nimm so was bloß nicht für bare Münze, Jochen. In den Geschlossenen<br />
stehen sie rund um die Uhr unter Kontrolle, da können sie gar nichts anstellen.<br />
Und schon gar nicht was Geschlechtliches. Gegen so was gibt’s kalte Duschen, die blocken<br />
das ab.“<br />
„So, wir können, Jürgen“, sagte Christoff, nun ebenfalls wieder in Sachen. Und der Birkemeier<br />
durfte nun aufstehen, der wurde nun abgeführt. Aber vorher hört’ ich noch vom Jürgen:<br />
„Besuch uns mal, wenn du frei hast, Jochen. <strong>Das</strong> Haus Gethsemane, das ist da andere<br />
Seite von der Lazarusstraße, Erlengrund rein, und dann nur noch knappe hundert Meter,<br />
gleich nach dem Bonhoeffer-Haus, da kommt rechts das Stephanus-Haus, und links kommen<br />
wir“, also Gethsemane; jedes Anwesen seinen Namen. Jedenfalls jedes, in dem die Insassen<br />
lebten. Ohne Namen, sah ich, der ich noch Zeit hatte, mir jetzt den Ort besah... von einer Namensgebung<br />
verschont geblieben lediglich Bäckerei und Wäscherei, die Mühle, der Hühnerhof,<br />
der Pferdehof, die Schmiede, die Mosterei, der Konsumladen, die Gärtnerei, die Tischlerei<br />
und etliche Wohnhäuser für die Diakone mit Familie. Ansonsten sah ich links und rechts<br />
der Lazarusstraße und in den nach Baum- und Vogelarten benannten Querwegen unter ande-<br />
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