01.01.2013 Aufrufe

Das Männerdorf 1 - Hermann W. Prignitzer

Das Männerdorf 1 - Hermann W. Prignitzer

Das Männerdorf 1 - Hermann W. Prignitzer

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

das tat er mitnichten, stattdessen hob an eine Gespritze, und was für eins!, das schlug den<br />

Diakonen entgegen, als wenn sie dadurch am Zugriff gehindert werden sollten, was aber eine<br />

vergeblich Abwehr war; die hinderte die jungen Männer an nichts, und als sie ran waren,<br />

gab’s da mitten im Teich ein kurzes Handgemenge. Aus glitten die Drei, wieder auf die Füße<br />

kamen die Drei, und dann hatte man den Querulanten auch nahezu umgehend im Griff, und<br />

vorwärts ward der Mann gestoßen, und raus kamen sie mit ihm aus dem Teich, und einem der<br />

beiden Diakone zipfelte der Schwanz aus dem Unterhoseneingriff.<br />

„Los runter mit dir, leg dich auf den Bauch, Birkemeier“, sagte der, dem der Schwanz<br />

vorwitzig ins Freie lugte, und Birkemeier gehorchte, der sackte auf die Knie, der sackte vornüber,<br />

der landete auf dem Bauch, Arme auf dem Rücken; die hatte der andere Diakon im<br />

Griff, sich neben den Mann gekniet. Und der den Befehl zum Hinlegen gegeben hatte, der<br />

verstaute, was da an ihm zipfelte, wieder in der Unterhose und zog sich dann an, und während<br />

des Anziehens sah er mich stehen, rief zu mir rüber: „Gehör’n Sie hierher?“<br />

„Ja, nach Gottesruh“, rief ich zurück, „bin aber heute erst angekommen.“<br />

„Frisch von der Ausbildung, oder wie?“<br />

„Nee, nee, ich bin kein Diakon“, sagt ich, näher gegangen, „ich hab’ grad erst das Abi<br />

gemacht. Ich bin hier nur als ’n Diakonischer Helfer angestellt. Ich heiße Mathesius. Jochen<br />

Mathesius.“<br />

„Und ich bin Bruder Ladewig. Kannst aber auch Jürgen sagen, wenn es dir recht ist. Und<br />

das da ist –“<br />

„– ich bin Bruder Muskau. Kannst mich aber auch duzen“, sagte der andere Diakon, sagte,<br />

dass er Christoff hieße, und das sie beide im Haus Gethsemane arbeiteten, wo aber zum<br />

Glück nicht alle so wären wie dieser Birkemeier. „Die meisten können wir getrost rumlaufen<br />

lassen. Aber es gibt eben auch welche, wie den hier. Da heißt es gehörig aufpassen.“<br />

„Wobei das von heute noch ’ne Lapalie ist, nicht wahr Birkemeier? Mit dir haben wir<br />

schon ganz was andres durch“, sagte Jürgen, sich angezogen und den Christoff ablösend, damit<br />

auch der wieder in die Klamotten kam, und zu mir hieß es: „Du glaubst nicht, was wir mit<br />

dem hier schon alles durch haben. Den haben wir schon mal da drüben beim Pastor Kluge<br />

vom Dach holen müssen.“<br />

„War aber schön da oben. Konnt’ man schön gucken, Bruder.“<br />

„Ja, ja, und sich ’n Hals brechen. Jetzt kommst du erstmal wieder für ’n Weile unter Verschluss.“<br />

„Aber da hau’n sie mich immer.“<br />

„Komm, red’ nicht so’n Unsinn, Birkemeier. Da haut dich keiner.“<br />

„Doch, der Krüger, und der Liebermann auch. Und der Nagel, der will mir immer seinen<br />

Schniepel in’ Mund stecken.“<br />

„Ja, ja, sonst noch was? – Nimm so was bloß nicht für bare Münze, Jochen. In den Geschlossenen<br />

stehen sie rund um die Uhr unter Kontrolle, da können sie gar nichts anstellen.<br />

Und schon gar nicht was Geschlechtliches. Gegen so was gibt’s kalte Duschen, die blocken<br />

das ab.“<br />

„So, wir können, Jürgen“, sagte Christoff, nun ebenfalls wieder in Sachen. Und der Birkemeier<br />

durfte nun aufstehen, der wurde nun abgeführt. Aber vorher hört’ ich noch vom Jürgen:<br />

„Besuch uns mal, wenn du frei hast, Jochen. <strong>Das</strong> Haus Gethsemane, das ist da andere<br />

Seite von der Lazarusstraße, Erlengrund rein, und dann nur noch knappe hundert Meter,<br />

gleich nach dem Bonhoeffer-Haus, da kommt rechts das Stephanus-Haus, und links kommen<br />

wir“, also Gethsemane; jedes Anwesen seinen Namen. Jedenfalls jedes, in dem die Insassen<br />

lebten. Ohne Namen, sah ich, der ich noch Zeit hatte, mir jetzt den Ort besah... von einer Namensgebung<br />

verschont geblieben lediglich Bäckerei und Wäscherei, die Mühle, der Hühnerhof,<br />

der Pferdehof, die Schmiede, die Mosterei, der Konsumladen, die Gärtnerei, die Tischlerei<br />

und etliche Wohnhäuser für die Diakone mit Familie. Ansonsten sah ich links und rechts<br />

der Lazarusstraße und in den nach Baum- und Vogelarten benannten Querwegen unter ande-<br />

19

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!