Das Männerdorf 1 - Hermann W. Prignitzer
Das Männerdorf 1 - Hermann W. Prignitzer
Das Männerdorf 1 - Hermann W. Prignitzer
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
„Du pass uff, wat du sagst, sonst guck ick dir ’ne Woche lang nich’ an, und dann weenst<br />
du wieder.“<br />
„Ja, ja, Schluss jetzt, ihr beiden. Na los, fasst zu.“ – Und das machten die beiden; die hoben<br />
die Matratze vom Handwagen und trugen sie in die Werkstatt, hin zum hinteren Bereich,<br />
wo ich nur Herbert und Helmut sah, die beiden anderen Hilfskräfte. – „Bruder Böhme ist<br />
wohl nicht da?“<br />
„Der macht Kaffeepause, is’ ’ne Zigarette rauchen gegangen. Wenn Sie ’n Augenblick<br />
Zeit haben, geh’n Sie hoch, Klaus freut sich, wenn er Gesellschaft hat, und Sie sind doch auch<br />
’n Raucher, oder?.“<br />
„Ja, ja, aber jetzt fehlt mir die Ruhe. Vormittag die Stühle, und jetzt die Matratze, da hab’<br />
ich heut’ in meinem Bereich sowieso schon nich’ alles geschafft, was ich hätte schaffen müssen.<br />
Außerdem is’es schon zehn nach fünf, und spätestens um sechs muss ich Essen austeilen.“<br />
„Na gut, dann mach’ ich Ihnen einen andern Vorschlag. Wollen Sie uns heute Abend<br />
nicht mal besuchen? Könnten wir uns endlich mal näher kennenlernen. Was meinen Sie denn<br />
dazu? .“<br />
„Ich hätt’ nichts dagegen, aber das ginge erst morgen. Heut Abend hab’ ich Spätdienst.“<br />
„Na gut, dann morgen. Ich heiß übrigens Erich. Wollen wir uns duzen?“<br />
„Warum nich’, ich hab’ nichts dagegen. Ich heiße Jochen.“<br />
„Na gut, Jochen, dann bis morgen. Was meinst’n, wann du kommen kannst?“<br />
„Na spätestens um halb neun.“<br />
„Und? Musst’ andern Tag arbeiten?“<br />
„Nee, Sonntag hab’ ich frei. Da will ich zwar endlich mal nach Berlin, aber das muss ja<br />
nicht in aller Herrgottsfrühe sein.“<br />
„Also könnten wir uns morgen Abend ’ne Flasche Wein genehmigen, oder trinkst’ keinen<br />
Wein?“<br />
„Doch, doch, na klar.“ – Und dies grad ausgesprochen, ward ich von hinten angesprochen:<br />
– „Nanu, schon wieder hier, Bruder Mathesius?“<br />
„Der hat dir ’ne Matratze zum Aufmöbeln gebracht.“<br />
„Ich weiß aber nicht, ob’s noch geht, Bruder Böhme. Die ist ziemlich raponiert.“<br />
„Macht nichts, die werd’ ich schon wieder hinkriegen.“<br />
„Ich hab’ Bruder Mathesius übrigens grad für morgen Abend zu uns eingeladen.“<br />
„Na prima. Nix dagegen einzuwenden. Aber dann sollten wir uns vielleicht duzen.“<br />
„Ist zwischen ihm und mir grad passiert.“<br />
„Na dann werd’ ich mich mal anschließen. Oder wär’ Ihnen das nicht recht.“<br />
„Doch, na klar. Ich heiß Jochen.“<br />
„Na dann mal, Jochen, ich bin der Klaus. Wie alt bist’n eigentlich?“<br />
„Neunzehn.“<br />
„Auweia, da sind Erich und ich für dich ja alte Männer.“<br />
„Wie alt seid ihr denn?“<br />
„Ich siebenundvierzig und Erich zweiundfuffzig.“<br />
„<strong>Das</strong> is’ doch nicht alt.“<br />
„Na dann is’ ja gut. Wann kommst’n morgen Abend?“<br />
„So gegen halb neun.“<br />
„Und Sonntag hat er frei, da kann er ausschlafen.“<br />
„Na prima, dann darf der Abend ja lang werden. Trinkst’ Wein, Jochen?“<br />
„Ja, trinkt er. Ist alles schon geklärt.“<br />
Und drei Minuten später zog ich mit dem Handwägelchen zügigen Schritts von dannen.<br />
Auf in den Abenddienst, denn am Nachmittag war ja kaum noch was dran; zwanzig vor sechs<br />
76