Das Männerdorf 1 - Hermann W. Prignitzer
Das Männerdorf 1 - Hermann W. Prignitzer
Das Männerdorf 1 - Hermann W. Prignitzer
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
scheuert‘, so dacht’ ich, und dachte dann doch, alles so recht überdacht: „Ja, ja, alles gut und<br />
schön, aber alles Alte, und Lorenz erst neunundzwanzig, und wenn man ihn so sieht –“<br />
Ja, ja, wenn man ihn so sah... na gut, also vom Gesicht her wohl eher gesichtslos, jedenfalls<br />
ohne großartigen Wiedererkennungswert, aber die Statur... Lorenz so ein bisschen was<br />
über einsachtzig, und nun nicht grad ein Herkules, aber auch kein Hering, durchaus passabel<br />
gebaut, so dass ich nicht im Mindesten darauf gekommen wäre, dem Burschen könnte nur<br />
was in der Art eines etwas arg angefetteten Mittelfingers in der Hose stecken. – Nee, auf so<br />
was war ich nicht gefasst gewesen, aber etwa so was in der Art hatte ich nur gefunden, und<br />
selbst wenn es auch ein klein wenig mehr gewesen sein mochte, so war es doch keineswegs<br />
was Herz-klopf-hüpf-Machendes, wodurch man womöglich die Kontrolle über sich verlor<br />
oder/und der Neid einen ankam. Wobei: das mit dem Schwanz arg unterm Durchschnitt, das<br />
hätte ich letztlich verschmerzt, denn da war ja noch der Hintern, und an dem gab’s erst einmal<br />
nichts auszusetzen, das war ein durchaus passabel gebautes Stück; Lorenz’ Hintern hatte mich<br />
sehr wohl angemacht, und als ich gehört hatte, den kriegt’ ich, der fiele mir zu... na dann mal<br />
ran, nichts wie rein, und stutzig hatte mich nicht gemacht, dass Lorenz, brav wie ein Lamm<br />
sich ans Bett gestellt, lammfromm sich vorgebeugt, reglos am Warten gewesen war, nachdem<br />
ich gehört hatte: „Gerd hat immer Spucke genommen.“ – Na gut, also Spucke, und also hatt’<br />
ich dem Kerl die Backen gespreizt, ihm in die Spalte gespuckt, die Rosette ihm feucht gefingert<br />
und dass er nix als willig dagestanden, nix als willig gewartet hatte... Gott ja, deshalb<br />
musst’ er ja noch lange kein Langweiler sein; es war halt nicht jedermanns Art, vorfreudig<br />
aufzublühen, und mir hätte durchaus gereicht, wenn er, heizte man ihm ein, im Freudezeigen<br />
kein Stockfisch gewesen wäre. – Tja, aber das nun der springende Punkt: Ich ran, ich rein, los<br />
ging’s, aber dem Kerl keine Regung, ich vernahm keinen Mucks; ich rammelte, als rammelte<br />
ich ins Leere. Ich fickte, den ich da fickte, so quasi wie in dessen Abwesenheit, oder sagen<br />
wir mal so: Ein Specht einer der Kiefern auf dem Gottesruh-Anwesen ein Loch in den<br />
Stamm geschlagen, und dies in etwa meiner Gemächtshöhe... also ich hab’s nicht probiert, ob<br />
dies Loch meinem Riemen ein passgerechtes war, aber wenn ich mich in selbiges verstaut<br />
gekriegt hätte, dann hätte ich da an der Kiefer statt hinterm Lorenz nicht schlechter gestanden,<br />
womöglich gar besser, wenn ich mir zuvor in Augenhöhe das Foto eines damals meine Lustfantasien<br />
beflügelnden Filmstars an den Stamm gepinnt hätte. Vielleicht das Konterfei von<br />
Raf Vallone oder Yves Montand. Und solch Anblick mich in Glut gebracht, hätte die Kiefer<br />
womöglich gar Feuer gefangenen; ein Naturereignis, das Lorenz mir schuldig geblieben, obwohl<br />
ich, Lorenz berammelnd, auch in was Hölzernes mit Ast- oder Spechtsloch gefickt hatte,<br />
und als ich’s vollbracht hatte, Lorenz abgefüllt, ich ihm meinen Kolben entzogen, da hatte es<br />
geheißen: „Haben Sie genug? Kann ich mich grademachen?“<br />
„Ja.“<br />
„Na dann werd’ ich mal gehen, sonst habe ich morgen früh nicht ausgeschlafen.“<br />
„Ja, ja, ist ja auch schon fünf vor halb zwei.“<br />
„Ach du liebes bisschen, so spät geh’ ich sonst nie ins Bett. Aber beim nächsten Mal geht<br />
ja auch alles viel schneller. Sie wissen Bescheid, Bruder Mathesius, und ich weiß Bescheid.<br />
Da ist es dann so, wie es immer mit Gerd war. Wollen wir auch einen festen Tag ausmachen?“<br />
„Wie einen festen Tag?“<br />
„Na an dem Sie das mit mir machen. Mit Gerd war das immer donnerstags.“<br />
„Heute hatten wir auch Donnerstag.“<br />
„Ach ja stimmt ja. Na so’n Zufall. Aber vielleicht war ich ja auch deshalb so darauf aus.<br />
Haben Sie gemerkt, nicht wahr? Ich meine, als Sie mich eben... wie sagen Sie dazu? Ficken?“<br />
„Ja, ja ficken, ich hab’ Sie gefickt.“<br />
„Ja, ja, hat Gerd mich ja auch immer. Der hat das bloß anders genannt. Der hat immer<br />
‚die Rute spüren lassen‘ gesagt, oder ‚den Arsch zur Räson bringen‘. <strong>Das</strong> war er so gewöhnt,<br />
63