01.01.2013 Aufrufe

Das Männerdorf 1 - Hermann W. Prignitzer

Das Männerdorf 1 - Hermann W. Prignitzer

Das Männerdorf 1 - Hermann W. Prignitzer

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

„Ja, das ging nicht mehr. Bruder Paechter war dadurch, dass er mir so viel erklären<br />

musste, zeitlich in Verzug, und da hätt’s ihm zu lange gedauert, wenn er mich da noch hätte<br />

vorstellen müssen. <strong>Das</strong> soll heute Abend Bruder Seibold machen.“<br />

„So, so.“<br />

„Wieso, ist das falsch?“<br />

„Nein, im Prinzip nicht, aber nötig tät’s trotzdem nicht. So haben Sie ja heute wieder einen<br />

langen Tag.“<br />

„Na und? <strong>Das</strong> macht mir nichts aus.“<br />

„<strong>Das</strong> ehrt sie, Bruder Mathesius, aber das sollten Sie nicht unbedingt dem Hausvater auf<br />

die Nase binden. Der könnt’ auf den Gedanken kommen, das auszunutzen. Aber das nur so<br />

ganz nebenbei gesagt.“ – Und mich beschlich so ganz nebenbei der Verdacht, zwischen dem<br />

Leitenden Diakon und dem Hausvater gäb’s Amusitäten. Was mir Bruder Seibold am Vormittag<br />

selbigen Tages denn auch bestätigte. Der gab mir sogar unverblümt kund, warum die<br />

Herren sich nicht grün waren: Der Hausvater, das würde ich schon noch merken, der wäre<br />

„mal so ganz im Vertrauen gesagt“ ein Mann großer Worte, kleiner Taten, und wenn er was<br />

täte, vollbrächte er es mit zwei linken Händen und zu allermeist missmutig. Was mir dann<br />

wiederum irgendwann Bruder John detailreich bestätigte. Der gab mir dann auch zu verstehen,<br />

was mir zuvor schon Bruder Seibold zu verstehen gegeben gegeben hatte: Vorsicht vor<br />

Bruder Lorenz, der kröche dem Hausvater in’ Arsch. Lorenz wäre auf Karriere aus. Und Vorsicht<br />

auch vor der einen „Jungschen“ aus der Küche; der Christiane. „Weiter will ich dazu<br />

nichts sagen“, sagte Bruder John, wogegen Bruder Seibold in diesem Falle genüßlich aussagefreudiger<br />

gewesen war: „Paechter hat was mit der. <strong>Das</strong> geht schon ’ne ganze Weile so. Wenn<br />

Christiane in ihrer Mittagspause so tut, als wollt’ sie in’ Wald gehen, frische Luft schnappen,<br />

dann kommt sie das eine und das andere Mal nicht weiter als bis hinten zur Scheune. Da ist an<br />

der rückwärtigen Seite noch so ein kleine Tür. Wenn man durch die in der Scheune verschwindet,<br />

das ist von hier aus, vom Haupthaus aus, nicht zu sehen. Aber wenn Paechter sich<br />

mittags nach dahinten auf den Weg macht, dann können Sie sicher sein, dann geht er das Mädel<br />

bürsten. Im Heu auf’m Oberboden. – Ja, ja, alles schon miterlebt. Hab’ mich mal da oben<br />

versteckt. Hinter so’m Haufen Gerümpel. Weil ich hatt’ irgendwie im Urin, heute passiert es<br />

wieder. Und richtig. Hatt’s mir da grad bequem gemacht, da kam sie auch schon. Pflanzt sich<br />

da ins Heu, zieht sich das Höschen aus. Konnt’ ihr von da, wo ich da gehockt hab’, direkt auf<br />

die Möse gucken. Aber so was ficht mich an. Ich würde nie und nimmer was mit’ ner Hure<br />

wollen. Aber Paechter ist da anders. Auf einmal kam er, ließ die Hosen rutschen, und ruckzuck<br />

hat er das Mädel bestiegen. Na ja, musst’ ich alles mit ansehen. Zwischendrin abhauen<br />

wär’ ja schlecht gegangen. Also hatt’ ich zu warten, bis sie mit ihrem Spaß zu Ende gekommen<br />

sind, und dann war auch Sense, haben sie sich wieder verkrümmelt. Erst er, dann sie.<br />

Bruder John hat nicht schlecht geguckt, als ich ihm das offeriert hab’. Na ja, nur damit Sie<br />

Bescheid wissen, wo sie mal Ihren Ärger loswerden können, und wo lieber nicht. Also keineswegs<br />

bei der Christiane und schon ja nicht bei dem Lorenz. <strong>Das</strong> ist ein verdammt falscher<br />

Fuffziger. Nichts als scheinheilig. Der würde die eigene Mutter verraten, wenn er damit nach<br />

oben käme. – So, nun muss ich mal wieder. Hab’ bei mir noch die Treppe zu wischen.“<br />

Ich bei mir auch. Die Treppe zum Obergeschoss meines Reichs, das insgesamt, wie schon<br />

erwähnt, aus zwölf Heimbewohner-Zimmern bestand, und hinzu kamen zwei Badezimmer,<br />

zwei Toiletten, zwei Flure, die Wendeltreppe und im Erdgeschoß ein Aufenthaltsraum. Außer<br />

sonntags jeden Tag vormittags alles wischen, Infektionsmittel im Wasser. – „Mensch, Herr<br />

Hüngen, müssen Sie mir denn jetzt unbedingt durch das frisch Gewischte laufen?“<br />

„Ja, muss ich, ich muss dringend zur Toilette, Bruder. Und oben ist besetzt. Wo soll ich<br />

denn hin?“<br />

„Ja, ja, is’ ja gut. Aber passen Sie auf, dass Sie nicht ausrutschen. Halten sie sich am Geländer<br />

fest. Ist alles noch feucht.“<br />

„Ja doch, seh’ ich doch, ich bin doch noch nicht blind.“<br />

36

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!