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Stele und Legende - Oapen

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Die GroÄe Revolte gegen Narām-SÇn 89<br />

darÑber hinaus die inschriftlichen Schilderungen der neun Schlachten gegen<br />

Ipḫur-Kiš <strong>und</strong> Amar-girid von G/M verwendet worden sind, lÉsst sich nicht<br />

klÉren, da die Schlachten zwischen Narām-SÇn <strong>und</strong> Ipḫur-Kiš in G/M nicht<br />

Ñberliefert sind. Die wenigen Zeilenreste von der RÑckseite von M, die Schlachten<br />

gegen Ipḫur-Kišs KoalitionÉre schildern, lassen keine Parallelen mit Narām-<br />

SÇns Inschrift erkennen. Die langen AufzÉhlungen <strong>und</strong> Aufrechnungen der gefangenen<br />

<strong>und</strong> getáteten Feinde sowie der geschlagenen StÉdte, die den Rest der<br />

authentischen Inschrift ausfÑllen, sind mit groÄer Wahrscheinlichkeit nicht von<br />

G/M verwendet worden. Dasselbe gilt vermutlich auch fÑr die lange, den Text<br />

abschlieÄende Fluchformel – wobei dies unsicher ist, da eine derartige Fluchformel<br />

auch aus der <strong>Legende</strong> „Die zehnte Schlacht“ (VS 17 42) bekannt ist,<br />

FlÑche gegen zukÑnftige Inschriftenfrevler somit auch der legendarischen Literatur<br />

nicht fremd waren, <strong>und</strong> die RÑckseite von M vermutlich nicht vollendet<br />

wurde.<br />

G <strong>und</strong> M ordnen die aus der Inschrift zitierten VersatzstÑcke in derselben<br />

Reihenfolge an. Die Schnittstellen sind dabei dieselben, <strong>und</strong> Divergenzen zwischen<br />

G <strong>und</strong> M ergeben sich lediglich durch die Auslassung oder HinzufÑgung<br />

von Wártern, SÉtzen oder kÑrzeren erzÉhlenden Passagen. Diese dominante<br />

Gleichfármigkeit beider Texte schlieÄt die Ansicht D. Charpins aus, nach der<br />

von „deux compositions indëpendantes“ auszugehen sei, „vraisemblablement í<br />

partir de duplicats d'une mìme inscription de Narîm-SÇn“. 103 G/M reprÉsentieren<br />

kompositorisch ein ursprÑngliches Werk, das die Narām-SÇn-Inschrift schriftlich<br />

verarbeitet hat <strong>und</strong> das in der Folge dem Prozess der literarischen Umformung<br />

ausgesetzt gewesen ist. Sofern die erzÉhlerische AusschmÑckung als ein typisches<br />

Merkmal dieses Prozesses gelten darf, wÉre M als die dem Original ferner<br />

stehende Textversion anzusehen. Folgt man Charpins plausibler Vermutung,<br />

103 D. Charpin, Flor. mar. 3 (1997), 16. Bereits P. Michalowski, JCS 32 (1980), 237<br />

hielt G <strong>und</strong> M fÑr unabhÉngige Kopien von verschiedenen Exemplaren einer authentischen<br />

Inschrift Narām-SÇns. Ebenso plÉdierte J. G. Westenholz, Legends, 231 fÑr die<br />

unabhÉngige Entstehung beider Texte, wobei sie die ïhnlichkeiten mit denselben zugr<strong>und</strong>eliegenden<br />

mÑndlichen Quellen erklÉrte: “The same oral traditions are reflected in<br />

these two texts, but their written forms clearly demonstrate the lack of any written contact”.<br />

S. Tinney, JCS 47 (1995), 11a hielt es fÑr “not inconceivable that G and M represent<br />

independent adaptations of [Nar. C 1] or one of the other texts like it”. Auch fÑr K.<br />

Metzler, Tempora, 346 f. Anm. 156 sind M <strong>und</strong> G „zu verschieden, um als Duplikate<br />

unmittelbar desselben Werks gelten zu kánnen“ (vgl. dazu Metzlers Werkbegriff ibid. 2<br />

als die von den einzelnen Manuskripten zu abstrahierende, in sich geschlossene literarische<br />

Komposition). Dagegen gingen T. Jacobsen, AfO 26 (1978/79), 4a <strong>und</strong> C. Wilcke,<br />

ZA 87 (1997), 15 Anm. 28 explizit von einem einzigen literarischen Werk aus, das durch<br />

seine Tradierung bedingt verschiedene Versionen zeitigte.

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