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Stele und Legende - Oapen

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Šar tamḫāri 265<br />

Die Rede des Nūr-daggal von Rev. 4íf. wird in 17íf. fast wortwártlich von<br />

Sargon wiederholt.<br />

Obv. 8: [ . . . . . ka]liš parakkī entspricht Obv. 15: [ka]liš parakkī ša ultu ṣīt<br />

šamši ina šalāmi šamši [ . . . . . ]<br />

Eine formelhafte Wiederholung findet sich ferner in Obv. 24: Puršaḫanda ša<br />

tabbubā „(Die Stadt) Purušḫanda, von der ihr redet“, die der Ähnlichen<br />

Formel in Obv. 10 <strong>und</strong> Obv. 27: ḫarrān ša atammu „Der Weg, von dem ich<br />

spreche“ entspricht. Formelhaft ist des weiteren das zweimal von Sargon fÉr<br />

Nūr-daggal verwendete Epitheton migir Enlil (Rev. 11í <strong>und</strong> 16í).<br />

Die angefÉhrten Belege zeigen, dass die Sprache des Werks von den literarischen<br />

Stilmitteln geprÄgt ist, die Éblicherweise in akkadischer Epik anzutreffen<br />

sind. Wenn auch diese Stilmittel ihren Ursprung letztlich in mÉndlichen ErzÄhltechniken<br />

im Mesopotamien des 3. Jahrtausends gehabt haben mÉssen, ist es<br />

doch háchst wahrscheinlich, dass sie im 2. Jahrtausend lÄngst Éber das schriftliche<br />

Medium tradiert wurden. Das Šar tamḫāri wird in Schriftform nach Ḫattuša<br />

gelangt sein – unbeschadet der Máglichkeit, dass das Werk auch memorierend<br />

<strong>und</strong> rezitierend mÉndlich aktualisiert werden konnte. In Schriftform wird<br />

das Werk auch seinen Weg nach El-Amarna genommen haben – insbesondere,<br />

wenn in Betracht gezogen wird, dass sich das Šar tamḫāri auch im kleinen<br />

neuassyrischen Fragment KAV 138 nachweisen lÄsst, das Éber seine zehn erhaltenen<br />

Zeilenreste nur geringfÉgig von der entsprechenden Passage im Amarna-<br />

Text abweicht. Eine verschriftete Weitergabe dieses ErzÄhlwerks ist somit<br />

mindestens von der Mitte des zweiten Jahrtausends an sicher nachweisbar. 44 Sie<br />

reicht jedoch aller Wahrscheinlichkeit nach bis in die altassyrische Zeit hinauf. 45<br />

Ist das Šar tamḫāri auch in Form einer konkreten Tontafel nach El-Amarna<br />

importiert worden, scheint doch der weitere Umgang mit der Vorlage, vor allem<br />

angesichts der Syntax, relativ frei gewesen zu sein. Denkbar ist daher, wie oben<br />

S. 262 bereits angemerkt wurde, dass der SchÉler, der die Šar tamḫāri-Tafel EA<br />

359 anfertigte, nach Diktat schrieb oder beim Schreiben einen auswendig gelernten<br />

Text memorierte <strong>und</strong> abwandelte.<br />

10.2. Die legendarische Gestaltung des Šar tamḫāri<br />

WÄhrend sich auf sprachlicher <strong>und</strong> stilistischer Ebene eine klare AbhÄngigkeit<br />

von der akkadischen Epik konstatieren lÄsst, sind eine Reihe sprachlicher EigentÉmlichkeiten<br />

sowohl auf die hethitische Schule des Schreibers als auch auf das<br />

westsemitisch geprÄgte dialektale Milieu El-Amarnas zurÉckzufÉhren. DarÉber<br />

44 Zu KAV 138 vgl. unten S. 291 f.<br />

45 Vgl. dazu Abschnitt 10.4. (S. 283 ff.).

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