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Stele und Legende - Oapen

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18 Die erzÇhlenden Texte Öber Sargon <strong>und</strong> Narām-SÅn<br />

B. Lewis, l.c. sieht Parallelen zu den AnfÇngen der Šulgi- <strong>und</strong> Marduk-Prophezeihungen<br />

<strong>und</strong> stellt daher die Frage, ob die Klassifizierung als fiktionaler narÜ<br />

gerechtfertigt ist. Da die Prophezeihungen jedoch ihrerseits das literarische<br />

Schema der KÜnigsinschriften kopieren, 6 sollten diese zugleich auch als Pseudepigraphien<br />

eingestuft werden. 7<br />

3. L 74.225<br />

Altbabylonischer fiktionaler narÜ, aus Larsa<br />

Text: Tonprisma L 74.225 (<strong>und</strong> vier kleinere, unnummerierte Fragmente)<br />

Fotos: J. G. Westenholz, Legends, 392. 394. 396. 398 f.<br />

Kopie: D. Arnaud apud J. G. Westenholz, Legends, 393. 395. 397. 399.<br />

Bearb.: J. G. Westenholz, Legends, 203–220.<br />

Der Text ist wie die aus Ḫattuša stammende Version von ṭupšenna pitēma (s. u.<br />

Nr. 9) auf ein Tonprisma geschrieben. Das BruchstÖck bildet den Mittelteil des<br />

Prismas, das die Form eines Quaders aufweist, <strong>und</strong> hat insgesamt 122 Zeilenreste<br />

bewahrt; wieviel abgebrochen ist, ist unklar. Der Text ist nicht erzÇhlend,<br />

sondern als monologische Rede gestaltet, die sich Üfters direkt an Narām-SÅn<br />

wendet. Genau genommen ist er damit in zweiter Person gehalten. Wer das redende<br />

Ich ist, ist unklar. Die liebeslyrischen Passagen der Kol. iv legen eine Frau<br />

nahe, vielleicht eine Priesterin. In allen erhaltenen Passagen ist der Text in<br />

hymnischem Stil gehalten <strong>und</strong> verwendet seltene grammatische Formen. 8<br />

Inhaltlich ist das Werk weitgehend dunkel. Kol. iv lÇsst deutliche AnklÇnge<br />

an die babylonische Liebeslyrik erkennen, eine auf Tontafeln Öberlieferte Literatur,<br />

deren Werke stets mit SegenswÖnschen fÖr einen Herrscher wie Rīm-SÅn<br />

von Larsa oder Ḫammurapi, Ammi-ditana oder Abī-ešuḫ schlieäen. In Kol. v<br />

werden hingegen das Totenreich in der Unterwelt <strong>und</strong> die Trauerriten der<br />

Hinterbliebenen thematisiert. J. G. Westenholz nahm daher an, dass es hier um<br />

den Aufenthalt Narām-SÅns in der Unterwelt geht, weshalb sie dem Werk den<br />

Titel „Elegie auf den Tod Narām-SÅns“ gegeben hat, doch ist diese Annahme<br />

hÜchst spekulativ. 9 In der letzten Kolumne, Kol. vii, wird ein angesprochenes<br />

Du, vermutlich noch immer Narām-SÅn, aufgerufen, den Krieg zu beenden (vii<br />

7âf.).<br />

6<br />

So schon H. G. GÖterbock, ZA 42 (1934), 79 ff., besonders 82.<br />

7<br />

Vgl. dazu unten S. 166.<br />

8<br />

J. G. Westenholz, Legends, 203 stellt fÖr den Text die Form “of a panegyric or praise<br />

poem” fest. Dass er aber im Rahmen dieser Form eine “story of the great deeds of<br />

Naram-Sin” erzÇhlen soll, sehe ich – zumindest fÖr die erhaltenen Textpassagen – nicht.<br />

9<br />

So wird in Kol. v Narām-SÅns Name nicht erwÇhnt, wÇhrend in Kol. iv das Thema der<br />

Liebeslyrik <strong>und</strong> das daran anschlieäende Thema militÇrischer StÇrke nicht zur Unterwelt<br />

passen will.

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