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Stele und Legende - Oapen

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108 Der „literarische narÄ“ als Definitionsproblem<br />

ana warkiāt ūmī ana matīma šarrum ša ina mātim ibbaššÄ awāt<br />

mīšarim ša ina narãja ašṭuru liṣṣur dīn mātim ša adīnu purusså mātim<br />

ša aprusu aj unakkir uṣurātīja aj ušassik<br />

šumma awīlum šū tašīmtam īšuma māssu šutēšuram ile''i ana awātim<br />

ša ina narãja ašṭuru liqūlma kibsam rīdam dīn mātim ša adīnu purusså<br />

mātim ša aprusu narÄm šū likallimšuma ṣalmat qaqqadīšu lištēšer<br />

dīnšina lidīn purusséšina liprus ina mātīšu raggam u ṣēnam lissuḫ šīr<br />

nišīšu liṭīb<br />

FÉr alle Zukunft soll stets der KÇnig, der im Lande auftritt, das Wort<br />

der Gerechtigkeit, das ich auf meine <strong>Stele</strong> (narÄ) schrieb, beachten;<br />

das Recht des Landes, das ich richtete, den Entscheid des Landes, den<br />

ich entschied, soll er nicht verÖndern, meine vorgezeichneten Regeln<br />

soll er nicht verwerfen!<br />

Wenn jener Mensch verstÖndig ist <strong>und</strong> fÖhig, sein Land recht zu<br />

leiten, so soll er das Wort, das ich auf meine <strong>Stele</strong> schrieb, beachten,<br />

so dass diese <strong>Stele</strong> ihm den Pfad rechter FÉhrung, das Recht des Landes,<br />

das ich richtete, den Entscheid des Landes, den ich entschied,<br />

diese <strong>Stele</strong> offenbare <strong>und</strong> er so die SchwarzkÇpfigen recht leite, ihr<br />

Recht richte, ihren Entscheid entscheide, den BÇsen <strong>und</strong> Schlechten in<br />

seinem Lande entferne (<strong>und</strong>) es seinen Menschen gut gehen lasse.<br />

Hammurapi gemahnt den kÉnftigen KÇnig, den Wortlaut seiner <strong>Stele</strong> (narÄ) als<br />

wegweisendes Vorbild fÉr das eigene Handeln zu beherzigen. Im Folgenden<br />

ÖuÑert er den Wunsch, dass Šamaš diesem kÉnftigen KÇnig wie ihm selbst,<br />

Hammurapi, eine lange Regierungszeit bescheren mÇge (Kol. xlix 2–17). Der<br />

KÇnig aber, der auf den Wortlaut der <strong>Stele</strong> nicht achtet, sondern ihn verÖndert<br />

oder verkehrt oder gar seinen eigenen Namen auf die <strong>Stele</strong> setzt, wird am Ende<br />

der Inschrift von Hammurapi mit einem langen, fÉrchterlichen Fluch belegt, der<br />

alle maÑgeblichen GÇtter Mesopotamiens zur Bestrafung anruft (Kol. xlix<br />

18 ff.). Sieht man von diesem Fluch ab, der eine traditionelle Schlussformel der<br />

KÇnigsinschrift darstellt, findet sich Hammurapis Lehre fÉr die Nachwelt wie in<br />

fiktionalen narÄs am Ende des Textes.<br />

Angesichts dieses Bef<strong>und</strong>es ist es hÇchst unwahrscheinlich, dass die<br />

Aufforderung, die die erste Zeile der altbabylonischen Kuta-<strong>Legende</strong> formuliert:<br />

ṭupšenna pitēma [naré šitassi] 35 „íffne den Tafelkasten <strong>und</strong> [lies die Inschrift]“,<br />

35 So ergÖnzt nach der jungbabylonischen Fassung: [ . . . . . ] NA-Rì-A ši-tas-si. Der<br />

fehlende Teil des Stichons wird durch den sich gewiss auf die Kuta-<strong>Legende</strong> beziehenden<br />

spÖtassyrischen Katalogeintrag: ṭup-šen-na pi-[ . . . . . ] (K 13684+, vgl. W. G.<br />

Lambert, Kramer AV [1976], 314) sowie die erste Zeile des die Kuta-<strong>Legende</strong> parodierenden<br />

Textes K 1351: ṭup-šen-na BAD-ma na4NA-Rì-A ši-t[as-si] (vgl. A. Living-

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