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Stele und Legende - Oapen

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94 Die GroÄe Revolte gegen Narām-SÇn<br />

Mágen somit mÑndliche äberlieferungen den Hintergr<strong>und</strong> der Sargon- <strong>und</strong><br />

Narām-SÇn-<strong>Legende</strong>n gebildet haben, bleiben die Reflexe dieser äberlieferung<br />

in den Texten insgesamt marginal. Vielmehr Ñberwiegt der Eindruck, dass die<br />

literarische Tradition mit ihrer Phraseologie, Motivik <strong>und</strong> Kompositionstechnik,<br />

ihrer auf die Rolle des Kánigs fixierten Ideologie, ihrer vielfach moralischdidaktischen<br />

Ausrichtung <strong>und</strong> ihrer intertextuellen Beziehung zu den authentischen<br />

Kánigsinschriften wie zu anderen <strong>Legende</strong>n <strong>und</strong> Literaturwerken weitaus<br />

prÉgender fÑr diese <strong>Legende</strong>n gewesen ist. Hinter ihr sind mágliche volkstÑmlich-mÑndliche<br />

Traditionen allenfalls schemenhaft erkennbar.<br />

G/M weist sich nicht allein damit als als Produkt der schriftliterarischen Tradition<br />

aus, dass sie eine authentische Inschrift als Vorlage verwandt hat; vielmehr<br />

ahmt der Text auch mit seiner Struktur eine Kánigsinschrift nach. So<br />

kopiert er die am Beginn der Narām-SÇn-Inschrift stehende Anrufung von<br />

Gottheiten, gefolgt von einer einleitenden Vorstellung des kániglichen Protagonisten<br />

mit einer Reihe von Titeln, die seinen Status <strong>und</strong> seine politischen Erfolge<br />

benennen. Im Anschluss folgt, ebenfalls entsprechend der Narām-SÇn-Inschrift,<br />

die ErzÉhlung politisch-militÉrischer Ereignisse. Der Schluss von G/M ist nicht<br />

Ñberliefert, jedoch lÉsst die Parallele zu anderen nicht-authentischen Inschriften<br />

vermuten, dass er eine Segensformel fÑr jene kÑnftige Kánige enthalten hatte,<br />

die die Inschrift wahren <strong>und</strong> ihren Inhalt beherzigen wÑrden; oder aber das Werk<br />

schloss mit einem Fluch gegen jeden, der die Inschrift zu tilgen versuchte.<br />

Es gibt zahlreiche Sargon- <strong>und</strong> Narām-SÇn-<strong>Legende</strong>n – im Wesentlichen die<br />

Werke, die in erster Person erzÉhlen –, die sich wie G/M als Inschriften ausgeben.<br />

Einige von ihnen nennen sich selbst narû „<strong>Stele</strong>, <strong>Stele</strong>ninschrift“, <strong>und</strong><br />

folgen damit dem Sprachgebrauch des Akkadischen, der Kánigsinschriften auf<br />

<strong>Stele</strong>n, aber auch auf WeihgegenstÉnden oder GrÑndungsbeigaben so bezeichnet.<br />

H. G. GÑterbock definierte fÑr diese Gruppe von <strong>Legende</strong>n die Gattung der<br />

„narû-Literatur“. Die bis heute anhaltende Diskussion Ñber diese Gattung, in der<br />

vor allem die Merkmale im Vordergr<strong>und</strong> standen, die die „literarischen“ von den<br />

„nur-inschriftlichen“ unterscheiden, soll im folgenden Kapitel zusammengefasst<br />

werden, da die Abgrenzung der „narû-Literatur“ <strong>und</strong> damit eines groÄen Teils<br />

der Sargon- <strong>und</strong> Narām-SÇn-ErzÉhlungen nach wie vor Probleme bereitet, sich<br />

am Beispiel der „narû-Literatur“ aber auch hervorragend die Angemessenheit<br />

des Literaturkonzepts studieren lÉsst, mit dem die moderne Forschung das<br />

Schrifttum des alten Mesopotamien betrachtet.

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