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Stele und Legende - Oapen

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„Sargon, der Eroberer“ 225<br />

historische Geschehen wurde so im Willen der GÑtter verankert <strong>und</strong> mit diesem<br />

begrÉndet. 116<br />

GemÇÜ dem inūma . . . inūmīšu-Schema ist das zeitliche Korrelat, auf das<br />

sich das „damals“ der in Z. 68 mit ina ūmīšuma eingeleiteten Passage bezieht,<br />

im zuvor ErzÇhlten aufzusuchen. Der einzig sich anbietende zeitliche Bezugspunkt<br />

ist das W<strong>und</strong>er der Walddurchquerung, an das sich das Erreichen der<br />

sagenhaft anmutenden neun Festungen anschlieÜt. Wie in den Inschriften ergibt<br />

sich eine begrÉndende Funktion dieser Episode, die in die metaphysische SphÇre<br />

gÑttlichen Wirkens verweist, fÉr die Eroberung Simurrums. Der gesamte voraufgehende<br />

Text, der in heroischen Reden die geistige ZurÉstung des kriegerischen<br />

Unterfangens vermittelt, ist in der ErzÇhlung auf das erfolgreiche Bestehen<br />

dieses groÜen Abenteuers bezogen. Insofern bildet das Ideal des furchtlosen Helden<br />

Sargon <strong>und</strong> seiner Heldenarmee, dessen Wirklichkeit das W<strong>und</strong>er der Walddurchquerung<br />

erst ermÑglicht, den Mythos der Taten Sargons.<br />

Die mit ina ūmīšuma eingeleitete Passage hebt sich, wie bereits angemerkt,<br />

stilistisch von der bisherigen ErzÇhlung ab, in dem sie die Ereignisse im nÉchternen<br />

Stil authentischer KÑnigsinschriften berichtet. Bei genauerem Hinsehen<br />

indes zeigt sich, dass auch der vorhergehende Vers Z. 66 f. bereits in inschriftlichem<br />

Stil gefasst ist, womit seine Parallelisierung mit Z. 68 korrespondiert, so<br />

dass bereits mit ihm der Stilwechsel stattfindet. Dass die beiden Verse nicht in<br />

umgekehrter Reihenfolge stehen, der Ausdruck ina ūmīšuma also erst leicht<br />

verzÑgert erscheint, wird mit der verzÑgerten EinfÉhrung des Namens Simurrum,<br />

der mit ālam in Vers Z. 66f. parallelisiert ist, zu erklÇren sein – ein wohlbekanntes<br />

Stilmittel der akkadischen <strong>und</strong> auch sumerischen Poetik. In Çsthetischer<br />

Hinsicht ergibt sich durch diese Figur eine GlÇttung des Öbergangs zwischen<br />

beiden ErzÇhlteilen.<br />

Die Zeilen 66 ff. lesen sich wie eine annalistische KÑnigsinschrift. Mensch<br />

<strong>und</strong> Tier werden geb<strong>und</strong>en (Z. 66 f.), Tribute fÉr Akkade werden fortgefÉhrt (Z.<br />

69 f.), die Hauptstadt Simurrums in Schutt <strong>und</strong> Asche gelegt (Z. 71), im Umkreis<br />

von fÉnfzig Meilen um den simurrÇischen Palast das Land entvÑlkert (Z. 72).<br />

Sargon brandschatzt (Z. 73; Z. 78?), ‘knirscht’ vor Zorn (Z. 74) <strong>und</strong> vernichtet<br />

fÉnfzig Ortschaften (Z. 75). Das Vokabular – mandattu, nasāḫu im Sinne von<br />

116 Nicht immer ist im inūma-Satz von gÑttlicher Gunst die Rede; in seltenen FÇllen<br />

sind auch nur zwei historische Ereignisse in Neben- <strong>und</strong> Hauptsatz miteinander<br />

korreliert, vgl. z. B. Jarīm-Līm von Alalaḫ 1, Z. 1ff. (D. Frayne, RIME 4, 799): inūma<br />

aḫḫūšu Abba-Il bēlšunu ibbalkitu . . . ina ūmīšu Abba-Il ana puḫāt uru Irride . . . uru Alalaḫ<br />

iddin . . . „Als seine VerbÉndeten gegen Abba-Il rebellierten . . ., da gab Abba-Il als<br />

Tauschobjekt fÉr Irride Alalaḫ . . .“; Ašdūni-jarīm 1, Z. 6ff. (RIME 4, 654): [in]ūmī<br />

[ki]brātum [er]bòm [i]kkirāninnīma [sa]māne [š]anātim [t]āḫāzam ēpušma „Als die vier<br />

Weltufer gegen mich rebellierten, da fÉhrte ich acht Jahre Krieg“. Letzteres Beispiel ist<br />

wahrscheinlich nach dem altbabylonischen fiktionalen narÜ Éber die „GroÜe Revolte<br />

gegen Narām-Sèn“ gebildet worden; vgl. dazu M. Liverani, Akkad, 61.

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