06.01.2013 Aufrufe

Stele und Legende - Oapen

Stele und Legende - Oapen

Stele und Legende - Oapen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

40 MAD 1 172<br />

zung durch Urs Stadtgott Nanna/Dili-Imbabbar 35 beruft. Enḫeduana insistiert dagegen<br />

auf Nannas unbeirrte Hinwendung zu Inanna 36 <strong>und</strong> streitet ab, dass<br />

Nanna/Dili-Imbabbar Äber ihr Geschick das Urteil gefÅllt habe. 37 Im gesamten<br />

Äbrigen Text werden Lugalanes schmÅhliche Handlungen nur noch ohne Nennung<br />

des Subjekts angesprochen. 38 Enḫeduana spricht davon, dass Lugalane An<br />

gegenÄber nicht ehrfÄrchtig gewesen sei (Z. 85ff.), betont seine HeimtÄcke ihr<br />

gegenÄber (Z. 90) <strong>und</strong> beklagt, dass er sie des en-Priesteramtes beraubt <strong>und</strong> aus<br />

der Stadt gejagt hÅtte (Z. 104–108). Die gegnerische Partei wird als „aufrÄhrerisches“<br />

bzw. „abtrÄnniges Land“ (ki-bal / ki-lu l-la) bezeichnet (Z. 93<br />

<strong>und</strong> 101) <strong>und</strong> von Enḫeduana verflucht: An <strong>und</strong> Enlil sollen „die Stadt“ vernichten<br />

<strong>und</strong> verfluchen (Z. 94 f.).<br />

Einen unmittelbaren Bezug zu den Ereignissen der GroÉen Revolte anzunehmen,<br />

ist naheliegend. Demnach hatte sich Lugalane in Ur zum GegenkÇnig aufgeschwungen<br />

<strong>und</strong> sich dabei auf den alten sumerischen Stadtgott Urs, Nanna/<br />

AŠ-Imbabbar, berufen. Ihre Vertreibung aus dem en-Amt in Ur durch Lugalane<br />

gab daraufhin Enḫeduana Anlass fÄr ihr Werk „Ninmešara“. Das ErklÅrungsmodell<br />

rechnet mit einem zeitgenÇssisch verschrifteten sumerischen Werk En-<br />

ḫeduanas, das bis in die altbabylonische Zeit weiter tradiert worden ist. 39 Da<br />

bislang nur altbabylonische Textzeugen von „Ninmešara“ Äberliefert sind, sind<br />

keinerlei Aussagen Äber dieses hypothetische Ursprungswerk mÇglich – das gilt<br />

auch fÄr den Namen Lugalane, fÄr den es ungewiss bleiben muss, ob er bereits<br />

in altakkadischer Zeit in „Ninmešara“ erschien.<br />

Immerhin kann das altbabylonische „Ninmešara“ dafÄr bÄrgen, dass Lugalane<br />

von Ur, fÄr den MAD 1 172 der frÄheste Beleg bleibt, als Figur in die literarische<br />

Tradition Eingang gef<strong>und</strong>en hatte. Auf Lugalane dÄrfte auch die ErwÅhnung<br />

eines L u ga l-a n-na in der altbabylonischen „GroÉe Revolte“-<strong>Legende</strong><br />

MAH 10829 (dem sogenannten „Genfer Text“ G) zurÄckgehen, wenn er auch<br />

dort in Verwirrung der Ñberlieferung zum KÇnig von Uruk geworden ist. 40<br />

Lugalane lebte somit in der historischen Erinnerung der Mesopotamier fort.<br />

I, 56) <strong>und</strong> auf diese Weise den Namen Lugalane zu eliminieren. WÅre dies die etablierte<br />

Lesart gewesen, wÅren jedoch hÅufigere Schreibungen l u g a l - a n - n a zu erwarten. Da<br />

zudem die historische Tradition seit altakkadischer Zeit von einem Lugalane weiÉ, ist es<br />

am plausibelsten, diese Figur auch hier anzunehmen.<br />

35 Zur Lesung dieses zweiten Namens vgl. B. Alster, JCS 56 (2004), 1–3.<br />

36 Vgl. die Zeilen 93; 122; 133; 141; ferner Z. 120 <strong>und</strong> Z. 148.<br />

37 Vgl. die Zeilen 100; 102; 122; 133.<br />

38 In Z. 91 wird er offenbar abfÅllig als l ò „Mensch“ oder „jemand“ bezeichnet; in Z.<br />

119 dagegen scheint l ò in Verbindung mit der negativen Verbalform einfach neutral<br />

„niemand“ zu bedeuten.<br />

39 Indizien, die eine Entstehung zur Zeit Narām-SÜns von Akkade nahelegen, versammelt<br />

A. Zgoll, Rechtsfall, 179–184.<br />

40 Vgl. hierzu unten S. 81.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!