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Stele und Legende - Oapen

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„Sargon, der Eroberer“ (AO 6702) 229<br />

diesem Falle der inschriftliche Einfluss auf das Werk unverkennbar. MÇglicherweise<br />

hatte sich der Dichter auch deshalb dazu berufen gefÖhlt, einen zu den<br />

fiktionalen narâs analogen Schluss zu bieten, um sein Werk als ein StÖck Literatur<br />

zu legitimieren. Dazu hatte er eine abschlieÜende Betonung des exemplarischen<br />

Werts seines Werkes vielleicht als notwendig erachtet.<br />

8.2. Zusammenfassung<br />

Die Textanalyse von AO 6702 hat drei Gesichtspunkte dieser Sargon-ErzÑhlung<br />

herausarbeiten kÇnnen: die ErzÑhlstruktur, die sprachlichen Mittel <strong>und</strong> die<br />

thematische Entfaltung des Heroischen. FÖr die ErzÑhlstruktur konnten fÖr eine<br />

Reihe von problematischen Interpretationen in bisherigen Bearbeitungen Alternativen<br />

angeboten werden, die m. E. im Textzusammenhang plausibler sind.<br />

Freilich sind einige dieser VorschlÑge noch ungesichert. So ist es z. B. nicht<br />

sicher, ob der Tafel AO 6702 wie von mir angenommen eine erste Tafel vorausging;<br />

in der Beschreibung der Armee Sargons ist noch Vieles unklar; die hier<br />

vorgeschlagene Verteilung der Rederollen muss letzten Endes als hypothetisch<br />

bezeichnet werden; die Rolle des sukkallum ist nach wie vor dunkel. Erst die<br />

Zukunft wird durch neu zutage gefÇrdertes Textmaterial erweisen kÇnnen, in wie<br />

weit sich das hier gebotene Modell bewÑhren wird.<br />

FÖr die sprachlichen Mittel sind vor allem drei Merkmale hervorzuheben.<br />

ZunÑchst ist der Text als ein in dritter Person verfasstes ErzÑhlwerk zu charakterisieren,<br />

das sich der Stilmittel der versgeb<strong>und</strong>enen akkadischen Epik bedient<br />

<strong>und</strong> – ungeachtet der LÑnge des Werkes – als akkadisches Epos bezeichnet<br />

werden kann; es gehÇrt nicht der Gattung der fiktionalen narâs an. Zum zweiten<br />

ist auffÑllig, dass der im engeren Sinne erzÑhlende Anteil des Textes gering<br />

ausfÑllt, dagegen Öber weite Strecken die Reden der Protagonisten – Sargon <strong>und</strong><br />

der ašarēdum – dominieren. Die geringeren erzÑhlenden Passagen kÇnnen in<br />

langen Beschreibungen verharren, die dann auch kunstvoll gestaltet sind, oder<br />

aber sie erzÑhlen die stattfindenden Ereignisse, dies dann aber eher knapp <strong>und</strong> in<br />

schmuckloser Sprache. Zum dritten scheint das Werk sprachlich <strong>und</strong> inhaltlich<br />

auch durch die Gattungen der authentischen <strong>und</strong> fiktionalen narâs beeinflusst zu<br />

sein. Indizien dafÖr waren die Toponyme, die weitgehend dem geographischen<br />

Horizont der altakkadischen KÇnigsinschriften entstammen dÖrften, der nÖchterne,<br />

in Z. ii 68 durch ina ūmīšuma eingeleitete ErzÑhlstil, der an den Stil<br />

authentischer KÇnigsinschriften erinnert, <strong>und</strong> der didaktische Textschluss, der<br />

vermutlich nach dem Vorbild Ñhnlicher SchlÖsse in fiktionalen narâs gestaltet<br />

worden ist. Indiz hierfÖr ist auch, dass das Aufstellen eines ruhmkÖndenden<br />

narâs bzw. eines KÇnigsbildnisses in der ErzÑhlung fÖr Sargon <strong>und</strong> seine<br />

Soldaten eine wichtige Rolle spielt. In gewissem Gegensatz zur mÖndlichen

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