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Stele und Legende - Oapen

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Kapitel 9<br />

„Sargon in der Fremde“ (TIM 9 48):<br />

Ein Heldenepos aus ŠaduppÉm<br />

Das altbabylonische Heldenepos TIM 9 48 aus ŠaddupÅm (Tell Harmal) ist seit<br />

jeher AO 6702 als Paralleltext an die Seite gestellt worden. Beide Texte wurden<br />

zumeist als verschiedene „Varianten“ oder „Versionen“ ein <strong>und</strong> derselben, in<br />

ihren Gr<strong>und</strong>zÑgen identischen ErzÖhlung angesehen, als Vertreter eines altbabylonischen<br />

Šar tamḫāri-Epos. 1 Auch dort, wo vorsichtiger geurteilt <strong>und</strong> beiden<br />

Texten eine gewisse literarische EigenstÖndigkeit zuerkannt wurde, blieb die<br />

Annahme, dass in beiden Texten ein strukturell zugr<strong>und</strong>eliegendes, wiedererkennbares<br />

ErzÖhlschema die Komposition bestimmte, gr<strong>und</strong>legend. 2 In der<br />

folgenden Analyse der inhaltlichen Struktur <strong>und</strong> der poetischen Merkmale von<br />

TIM 9 48 soll die Frage nach der literarischen AbhÖngigkeit dieses Textes zu AO<br />

6702 umfassend untersucht werden. WeiterfÑhrendes Ziel ist es, Erkenntnisse<br />

zur Literaturgeschichte der Sargon-<strong>Legende</strong>n im Besonderen <strong>und</strong> der legendarischen<br />

Literatur im Allgemeinen zu gewinnen.<br />

TIM 9 48 trÖgt wie AO 6702 vier Kolumnen, die schÖtzungsweise jeweils 38<br />

Zeilen oder mehr umfassten. 3 Da ihre Zeilen im Durchschnitt etwa um ein Drit-<br />

1 So spricht beispielsweise K. Hecker, Epik, 36 von verschiedenen „Fassungen“ bzw.<br />

„Rezensionen“ eines „Sargon- bzw. Šar tamḫāri-Epos“. Seine Reserve: „Die ZugehÜrigkeit<br />

sÖmtlicher Texte ist keinesfalls sicher“ bezieht sich dabei vor allem auf den vermuteten<br />

Zusammenhang der beiden altbabylonischen Texte mit der mittelbabylonischen Šar<br />

tamḫāri-<strong>Legende</strong> aus El-Amarna.<br />

2 Am meisten ZurÑckhaltung zeigte in dieser Frage J. G. Westenholz (vgl. Legends,<br />

57 f.). Sie spricht von verschiedenen “discourses” oder “texts”, die einer gemeinsamen<br />

“saga tradition” angehÜren. Das Gemeinsame dieser Tradition liege lediglich in “story<br />

elements”, unter denen sie “military expeditions to the northwestern territories of the<br />

Akkadian Empire and the bringing of booty to the land of Akkade” rechnet, ferner<br />

Gemeinsamkeiten im Personal, gewisse darstellerische ZÑge (z. B.: “in all these texts,<br />

Sargon appears as primus inter pares”) bis hin zur Verwendung bevorzugter Bilder<br />

(etwa die Zeichnung der Soldaten als starke Bullen oder groàe Ochsen).<br />

3 Vgl. die ausfÑhrliche Diskussion der Tafel <strong>und</strong> ihres geschÖtzten Umfangs S. 391 f.

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