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Stele und Legende - Oapen

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2 Einleitung<br />

theoretische <strong>und</strong> literarhistorische Problemstellungen, die ein erneutes Interesse<br />

an ihnen geweckt haben. Daneben sind nach wie vor erhebliche Schwierigkeiten<br />

in der philologischen <strong>und</strong> inhaltlichen Erschlieàung dieser legendarischen, zumeist<br />

schlecht erhaltenen Texte zu bewÖltigen.<br />

Die vorliegende Untersuchung will einen Beitrag in Hinblick auf diese Problemstellungen<br />

leisten. Anhand der erzÖhlenden Texte Éber Sargon <strong>und</strong> Narām-<br />

Sän von Akkade sollen Schwierigkeiten erhellt werden, die aus zwei gr<strong>und</strong>legenden,<br />

eng aufeinander bezogenen Fragen erwachsen:<br />

1. Wie lÖsst sich „Literatur“ im alten Mesopotamien – verstanden im Sinne<br />

von verschrifteter Dichtkunst – bestimmen <strong>und</strong> weiter ausdifferenzieren, insbesondere<br />

in Hinblick auf narrative Texte?<br />

2. Wie lassen sich die ErzÖhlwerke um die KÑnige von Akkade literarhistorisch<br />

erklÖren?<br />

Das primÖre Ziel der Arbeit ist es dabei, die ErzÖhlwerke Éber die altakkadischen<br />

KÑnige besser zu verstehen, ihre literarische <strong>und</strong> gesellschaftliche ratio<br />

vivendi zu klÖren <strong>und</strong> ihre Genese genauer zu bestimmen. Es sollen ausgesuchte<br />

Texte literaturwissenschaftlich <strong>und</strong> literarhistorisch analysiert werden. Da sich<br />

Vieles in ihnen bereits auf philologischer Ebene dem Verstehen widersetzt, ist es<br />

erforderlich, sie zunÖchst einer mÑglichst exakten sprachlichen <strong>und</strong> narratologischen<br />

Analyse zu unterziehen, um dann in einem zweiten Schritt aus ihnen ein<br />

literarhistorisches Modell abzuleiten.<br />

1.1. Die literarische Perspektive<br />

Das Definitionsproblem, was „Literatur“ im alten Orient sei, ist in der Altorientalistik<br />

eine nach wie vor kontrovers diskutierte Frage. Dabei geht es nicht allein<br />

um die Bestimmung der literarischen Formen um ihrer selbst willen oder gar die<br />

Betrachtung der altmesopotamischen Literatur als ein in sich isoliertes PhÖnomen.<br />

Die Literatur des alten Mesopotamien war gewiss kein selbstgenÉgsames<br />

Östhetisches Glasperlenspiel. Sie als ein autonomes Feld zu begreifen, das der<br />

Bezogenheit auf die Gesellschaft entb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> allein der åsthetik wohlklingender<br />

Rede Éber das ewig Wahre verpflichtet ist, wÖre fÉr die gesellschaftliche<br />

Situation des alten Orients sicherlich als falsch einzustufen. Genau eine<br />

solche Vorstellung wÖre jedoch die Konsequenz einer ausschlieàlich formalen,<br />

ders 2363 f.; auch M. Liverani, Myth and Politics in Ancient Near Eastern Historiography).<br />

Dieser theoretischen EinschrÖnkung ist von vielen Seiten zu Recht widersprochen<br />

worden; insbesondere hat W. W. Hallo wiederholt die Berechtigung auch historiographischer<br />

Auswertung der literarischen Texte verteidigt, vgl. Fs. Römer, 109–128 <strong>und</strong><br />

CRRA 45/1 (2001), 109–128. åhnlich hat T. Potts, CRRA 45/1 (2001), 391–408 fÉr<br />

einen “middle course” in der Interpretation der „historisch-literarischen“ Werke plÖdiert.

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